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Predigten zu 3. Mose 10,3

"Und Mose sprach zu Aaron: Dies ist es, was der HERR geredet hat, indem er sprach: In denen, die mir nahen, will ich geheiligt, und vor dem ganzen Volke will ich verherrlicht werden. Und Aaron schwieg."

Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"Ich erzeige mich heilig an denen, die mir nahe sind."

Das Gericht muss anheben im Hause Gottes. Unser Gott sieht seinen Kindern nicht durch die Finger. Je näher wir wirklich zu ihm stehen, desto ernster nimmt er es mit uns, unserer Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit. Es hat uns diese peinliche Schärfe schon oft schmerzlich genug getroffen. Neben uns konnten andere sich, wer weiss was für Schwindeleien und Betrügereien ungestraft erlauben; sobald wir aber nur in irgendeiner nebensächlichen Kleinigkeit übertreiben oder unter besonderen Umständen gereizt geredet hatten, schlug der heilige Gott uns schmerzlich und spürbar genug auf die Hände. Lässt denn derselbe Gott, der die Gottlosen aus Gnaden gerecht macht, seinen Kindern nichts durch? Nein, sie müssen das Unrecht, auch wenn es sie gering dünkt, als solches erkennen, bereuen und sich vergeben lassen. Er will seine heilige Liebe nicht zum Zudecken von Unlauterkeiten benutzen lassen. Je näher zu ihm, desto heller das Licht; desto schärfere Kontrolle. Sollen wir uns dann weiter weg von ihm stellen, um mehr Platz für Untreuen zu gewinnen? Nein, bleiben wir so nah als möglich bei ihm und geben aus dem verzehrenden Feuer seiner Heiligkeit hin, damit einst am Tage des großen Gerichts nichts mehr zum Wegbrennen an uns erfunden werde.

Herr, reinige uns, auch wenn es weh tut. Übe ferner dein Gericht wider unsern Adamssinn! Geht es nicht anders, dann ätze mit Schärfe den Rostflecken fort, der sonst dein ganzes Werkzeug verderben würde. Herr, erbarme dich unser und hilf uns! Amen.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Aaron schwieg stille

Sein Herz muss vor Schmerz geblutet haben, als er seine geliebten Söhne, im Tode erstarrt, am Boden der Stiftshütte liegen sah. Aber er unterdrückte den Schrei, hielt sein Schluchzen zurück, trocknete die heißen Tränen und fuhr fort, das heilige Amt, das ihm befohlen war, auszurichten. Er war kein Stoiker, und Tränen um unsre geliebten Heimgegangenen sind wohl erlaubt; aber seine Stellung zu Gott ging ihm über alles, so dass er auch die Stimme der Natur zum Schweigen brachte.

1. Er sah das Unrecht seiner Söhne von Gottes Standpunkt aus

Es war von höchster Bedeutung, dass die göttlichen Anordnungen aufrecht erhalten wurden und dass die dienenden Priester ihre eigenen Gedanken stets Gottes Willen und Seinem Dienst unterordneten. Aaron war imstande, diese Stellung zu würdigen, und erkannte die Sünde, deren seine Kinder sich schuldig gemacht hatten. Sie hatten der Mahnung vergessen: „Heilige du Mich!“ Der Gehorsam ist der Boden, worauf die Ehre Gottes, die Hochachtung Seines Namens beruht; wenn die Priester es darin nicht genau nahmen, was sollte aus dem Volke werden? Wie sorgfältig müssen diejenigen sein, die des HErrn Geräte tragen! Und wer Gottes Mitarbeiter sein darf, wie sollte er mit Furcht und Zittern seines Amtes warten!

2. Er stimmte mit Gottes Handlungsweise überein

Das Joch auf sich nehmen und es stille tragen; die Hand auf den Mund legen und sich in den Staub legen, – das gibt Ruhe und Frieden. So trinken wir den Kelch Christi, und nehmen teil an Seinem Leiden.

3. Er fühlte, dass seine Aufgabe als Priester alles andre in den Schatten stellen solle

Gottes gesalbter Priester zu sein, war eine ernste, erhabene Stellung, und sein Amt musste überall den Vorrang haben. Ebenso muss auch bei uns alles unserm Dienst, und unsrer, uns von Gott gestellten Aufgabe, untergeordnet werden.