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Predigten zu 2. Mose 20,14
"Du sollst nicht ehebrechen!"
Dieses Gebot hat Christus bei Mt. 5 erklärt. Welche Gnade war das! Denn Ihn müssen wir hören, wenn wir selig werden wollen. Die Juden hatten mit dem sechsten Gebot ebenso wie mit dem fünften gehandelt. Sie sahen nur auf die grobe Tat, die hier Ehebruch war, und so hielten sie es für ein Nichts, dass ihre Herzen mit unerlaubten Lüsten und Begierden erfüllt waren, wenn sie sich nur der vollen Ausübung im Werk und in der Tat enthalten konnten. Da kam der Herr Christus mit dieser hohen Erklärung: "Ich sage euch: Wer eine Frau ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen."
Das ist die Erklärung, in deren Licht wir dieses Gebot betrachten müssen. Lasst uns zunächst aber untersuchen, was darin verborgen liegt, wenn dieses Gebot, das eine so tiefe geistliche Bedeutung hat, dass es schon durch eine unreine Begierde übertreten wird und alle Regungen und Äußerungen der unreinen Lust nicht nur in der Ehe, sondern auch außerhalb derselben umfasst (was viele Schriftstellen zeigen), doch so lautet: "Du sollst nicht ehebrechen!" Es liegt nämlich in dieser Tatsache eine tiefe Lehre in bezug auf dieses Gebot. Wir werden hiermit zurückgeführt auf seinen eigentlichen Grund, auf den ersten in der Schöpfung des Menschen ausgedrückten Gedanken und die Anordnung in bezug auf das menschliche Dasein und die menschliche Fortpflanzung auf Erden, als Gott nämlich einen Mann und eine Frau schuf und sogleich, ja, schon bevor die Frau erschaffen war, die heilige Ordnung der Ehe beschloss. Die Erschaffung des Menschen und die Vermehrung seines Geschlechts waren bei Gott zwei vereinigte Gedanken, so dass wir die Stiftung der Ehe, den Grund zum sechsten Gebot, im ersten Kapitel der Bibel, in der Schöpfungsgeschichte, finden. "Gott schuf sie, einen Mann und eine Frau, und segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch", - und deshalb wird im zweiten Kapitel hinzugefügt: "Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und an seiner Frau hangen, und sie werden ein Fleisch sein."
Wenn wir bedenken, dass die Ehe eine so hohe Stiftung Gottes in der Schöpfung ist, dann können wir begreifen, welche Wichtigkeit dieses Gebot hat und welch eine furchtbare Verletzung des Majestätsrechtes Gottes es ist, in irgendeiner Weise die Ehe zu brechen. Wer es tut, der verletzt und zerstört das heiligste, wichtigste Verhältnis auf Erden, der zerreißt das heiligste, von Gott geknüpfte Band, der verunreinigt und schändet das reinste, innigste und teuerste Verhältnis zwischen den Menschen, der greift als ein Frevler verbrecherisch in die Rechte und die Ordnung Gottes ein und macht dabei aus Glück Unglück und Fluch aus Segen, weil das Wohlergehen der Menschen oft sowohl für die Zeit als auch für die Ewigkeit auf der Ehe beruht.
Handelt aber nur der so, der in der gewöhnlichen Bedeutung des Wortes seine eigene Ehe oder die eines anderen bricht? Ist das sechste Gebot nur zu denen geredet, die sich schon in der Ehe befinden? Auf keinen Fall! Dies Gebot umfasst nach der Auslegung des Wortes Gottes alle Menschen ohne Ausnahme. Denn als der Herr den Menschen zum Mann und zur Frau schuf und die Ordnung der Ehe stiftete, zog Er eine heilige Grenze zwischen beide Geschlechter. Diese Grenze ist Gottes Einrichtung und darum ebenso heilig und unumstößlich wie die Ehe selbst. Wer darum diese von Gott gezogene Grenze durchbricht, sei es in Gedanken, in Worten oder in der Tat, der verletzt das sechste Gebot. In dieser Bedeutung sagt der heilige Gott auch zu allen nicht in der Ehe lebenden Männern und Frauen, zu allen Jünglingen und Jungfrauen: "Du sollst nicht ehebrechen!"
Dass dieses Gebot eine so weit umfassende Bedeutung hat, kann ein jeder aus der Erklärung Christi sehen, wenn Er sagt: "Wer eine Frau ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen." Du hältst dich vielleicht diesem Gebot gegenüber für gerecht, wenn du aus Furcht vor den Urteilen Gottes oder vielleicht nur aus Furcht vor Schande und Unehre und anderen schädlichen Folgen dich der Ausübung deiner Lüste enthalten hast. Christus sagt hier aber, dass du dann schon vor den Augen Gottes die Ehe gebrochen hast. Das wird dir durch ein Beispiel klar werden: Wenn jemand so gegen dich gesinnt wäre, dass er wünschte, dich ermorden zu können, wegen der zu befürchtenden Folgen sich aber der Tat enthielte, würdest du ihn dann für besser als einen Mörder halten, der die blutige Tat wirklich ausgeführt hat? Nein, du würdest ja mit Recht sagen: "Der Unterschied ist nur der, dass es meinem Feind um seinen eigenen Kopf bange war, während hingegen der, der den Mord ausführte, dreister und verwegener gewesen ist; aber der Gesinnung und dem Herzen nach sind sie durchaus einerlei böse." So auch hier. Der schändliche Ehebrecher ist nicht so bange vor Schande und anderen Strafen gewesen wie du. Das ist der Unterschied zwischen dir und ihm, wenn du dich nur aus Furcht davon abhalten ließest, deiner Begierde zu frönen. Darum hast du, nicht nur vor Gott, sondern auch in Wirklichkeit, in deinem Herzen ebenso oft die Ehe gebrochen, wie du dazu Lust empfunden hast. So hat der Herr Christus es selbst erklärt.
Seelen, ich bitt euch um Jesu will'n, Wenn ihr wollt euer Herz vor Ihm still'n, Lasst euch absolvieren vom Sündenwesen Und sucht nach Seel' und Leib zu genesen, Durch Jesu Blut.
"Du sollst nicht ehebrechen."
Auch zu diesem Worte gibt die Bergpredigt einen bedeutsamen Kommentar. Nicht auf Taten allein kommt es an, sondern auf die geheime Neigung des Herzens, auf Keuschheit in der Gedankenwelt. Innere Reinheit offenbart sich freilich auch nach außen, - in der Kleidung, im Blick der Augen, im Ton der Stimme, in der Wahl der Worte, in allem Tun. Das sind ernste Erwägungen. Wer könnte in diesem Gerichtshof bestehen ohne das köstliche Blut des Lammes und die bewahrende Salbung des Heiligen Geistes?Aber wir wollen nicht bei uns selbst stehen bleiben. In dem großen Kriegsgericht, das über die Welt erging, ist es in erschreckender Weise zutage getreten, wie gerade die Sünde, von der wir heute reden, die Völker verseucht und Gottes Strafe auf die Menschen herabgerufen hat. Wir sind in Gefahr gewesen, zu werden wie Sodom und Gomorra, deren Schande nur durch völligen Untergang konnte ausgerottet werden. Wer weiss, wie viel die Gebete der "Gerechten" in allen Landen beigetragen haben zu der bisherigen Errettung!
Aber wir bekennen es: Wir haben gesündigt! Wir wollen Buße tun! Gott schenke uns Kraft, mehr als bisher unserer Brüder, unserer Schwestern Hüter und Helfer zu sein.
Weg, Welt! weg, Sünd'! euch geb ich nicht Mein Herz; nur Jesu, Dir! Du hast für Dich es zugericht't; Behalt es für und für!
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In diesem Gebot will der treue Gott deine und des Nächsten Keuschheit verwahrt wissen. Es wird aber die Keuschheit verletzt nicht bloß durch groben Ehebruch und grobe Verunreinigung, sondern auch durch alle unzüchtigen Gedanken, unkeuschen Gebärden, faulen Worte und Scherze, auch durch alles, was zu solch sündlicher Unreinigkeit Gelegenheit gibt, als Fressen und Saufen, unzüchtige Kleidung, üppiges Tanzen, böse Gesellschaften und dgl. Ja hier gilt es abermals, o Christenmensch, daß du dich ernstlich als vor Gott prüfest. Zwar was die groben Vergehungen wider dies Gebot betrifft, die auch ihre weltliche Strafe und Schande haben, solche werden dir sogleich in die Augen fallen. Du mußt aber auch die geheimen und feinen Befleckungen und Verunreinigungen erkennen, die, ob sie schon von Menschen nicht geahndet werden, gleichwohl dem Gerichte Gottes nicht entgehen, denn nicht nur die Hurer und Ehebrecher wird Gott richten (Hebr 13,4), sondern es wird auch sonst kein Unreiner in das neue Jerusalem, in den Himmel eingehen. Offb 21,27: Nur die reines Herzens sind, werden Gott schauen. Hast du also von Jugend auf keusch und züchtig in Gedanken gelebt, oder bist du, wenn du auch keine unreine Tat vollbracht, gleichwohl mit Wollust und schändlicher Begierde umgegangen, und hast so jene Sünden im Herzen begangen, Mt 5,28-30? Und hast du neben der innern Keuschheit auch die äußerliche in allen deinen Handlungen geliebet und alles geflohen, was das giftige Feuer der Unreinigkeit in dir anzünden konnte, als leichtfertige Gesellschaften, unzüchtige Unterhaltungen, unflätige Gemälde und Bücher, üppiges Tanzen und anderes mehr? Hast du allezeit bedacht, daß dein und des Nächsten Leib ein Tempel des heiligen Geistes sein soll, der in euch ist, welchen ihr habt von Gott und ist nicht euer selbst (1. Kor 6,19)? O der Unreinheit! Wie will ein Unreiner vor Gott bestehen, dessen Augen reiner sind denn das Licht der Sonne? Wasche mich wohl von meiner Missetat und reinige mich von meiner Sünde! Schaffe in mir Gott ein reines Herz und gib mir einen neuen gewissen Geist! Verwirf mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir! Und du, Herr Jesu, Komm mich Armen zu vertreten, der ich oft die Zucht geflohn! Herr dein Weinen und dein Beten tilge den verdienten Lohn! Soll es nach dem Rechte gehen, o so ists um mich geschehen. Dein für mich vergossnes Blut sei für diese Wunden gut.
Lasse mich mit deiner Liebe und verbinde mich mit dir! Laß mein Herz von keuschem Triebe sein erfüllet für und für. Meine Sinnen und Gedanken halte stets in Zucht und Schranken! Deiner Liebe heiige Glut ist für fremde Reizung gut.
Zitate von Wilhelm Busch anzeigen
Mit diesem Wort Gottes treten wir auf ein gewaltiges Schlachtfeld. Hier werden die heißesten Kämpfe ausgefochten. Hier werden die betrübendsten Niederlagen erlebt. Das sehen wir an König David. Dieser unbesiegte Held und Krieger erfuhr hier eine entsetzliche Niederlage. – Auf diesem Schlachtfeld werden aber auch die schönsten Siege errungen. Wir denken an den tapferen Josef. Der ertrug lieber die größte Not, ehe er seinen Sinnen erlaubte, über sein Leben zu herrschen.
Ein gewaltiges Schlachtfeld, auf dem eine „Umwertung aller Werte" erfolgt. Hier werden Helden zum elenden Spielball dunkler Kräfte. Und hier werden Jünglinge zu Helden, Kämpfern und Siegern.
Weil dies Gebiet des geschlechtlichen Lebens so ein Schlachtfeld ist, ist es erfüllt vom Getöse menschlicher Stimmen. Die reden und rufen gegeneinander. Und hinter all dem Lärm und den Meinungen stehen stumm und verschwiegen die Not und die Scham und das geschlagene Gewissen.
Nun kommt der lebendige Gott selber auf dies Schlachtfeld. Und Seine Stimme tönt klar, hell und deutlich hinein in all das Getümmel: „Du sollst nicht ehebrechen!" Wir kennen alle das feine Echo, das Martin Luther im Katechismus diesem Anruf Gottes gegeben hat: „Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir keusch und züchtig leben in Worten und Werken …" Das Wort und Gebot Gottes ist Hilfe in der Not. Nun wissen wir den Weg. Gott will auch Heiland und Herr über unser geschlechtliches Leben sein. Es soll uns nicht regieren. Wir sollen es auch nicht verleugnen. Wir dürfen es unter Gottes Herrschaft und Hilfe stellen. Amen.