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Predigten zu 2. Korinther 10,5
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Führung durch den Geist
Wir können immer dem Heiligen Geist trauen, wenn Er uns in unserem Leben und in unseren Erfahrungen bewegt und leitet, aber wir dürfen nie unseren menschlichen Neigungen und unserem fleischlichen Begehren trauen. Hier gilt es, die rechte Balance zu finden. Wir wissen, dass das Gefühlsleben zu unserer Persönlichkeit als Ganzes gehört. Und doch ist es von zweitrangiger Bedeutung, denn die Religion betrifft den Willen, und das gilt auch für die Gerechtigkeit.
Gott hatte nie die Absicht, dass ein Wesen wie der Mensch zum bloßen Spielball seiner Gefühle wird. Das einzig Gute, das Gott anerkennt, ist das Gute, das gewollt ist. Die allein berechtigte Heiligkeit ist die gewollte Heiligkeit. Darum bin ich immer etwas argwöhnisch gegenüber einem Christen, aus dem es nur so hervorsprudelt und der zu viel von sich selbst redet - und nicht genug über Jesus sagt. Und deshalb bin ich nicht nur am Rande besorgt über den bekennenden Christen, dessen Erfahrung ihn anscheinend nicht zu der wahrhaftigen inneren Sehnsucht geführt hat, jeden Tag in Gedanken, Worten und Werken Jesus immer ähnlicher zu werden.
Die Frage unseres Herrn: «Warum steigen solche Gedanken in euren Herzen auf?» zeigt uns, in welchem Zustand sich viele Christen befinden, die mit Schmerzen feststellen müssen, welcher Art die Einflüsterungen ihres eigenen Herzens sind. Der Apostel Paulus zeigt uns das Heilmittel dafür: «Jeden Gedanken gefangennehmen zum Gehorsam gegen Christus.»
Unsere Gedanken für uns zu behalten ist oft eine Wohltat für die anderen. Aber aufgepaßt! Wir dürfen uns nicht in unseren Vorstellungen verschanzen wie in einer Festung, die sich gegen Gott erhebt. Solche Gedanken können zu fixen Ideen werden, die uns unseren Herrn verhüllen und unseren Mitmenschen Leid zufügen. Unsere Vernunftschlüsse, von denen der Apostel in demselben Bibelvers redet, sind oft Wälle, die uns von Gott trennen, und dann sind wir uns selbst überlassen. Unser Eigenleben verteidigt seinen Grund und Boden und seine Ansichten, und die können zu einer richtigen «Höhe» werden, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt. Das bedeutet Rebellion gegen Gott im Bereich der Gedanken eines Christen.
Wir sprechen leicht vom Kreuz, singen Lieder über das Kreuz, aber unsere Gedankenwelt wird nicht vom Kreuz regiert. Anstatt in Christus frei zu sein, sind wir regelrecht in unseren eigenen Gedanken gefangen, an sie gebunden und lassen uns von ihnen antreiben. Dadurch wird nicht nur der Heilige Geist betrübt und wie lahmgelegt, sondern beim Aussprechen unserer Ideen richten wir auch viel Unheil an.
Es gibt nur einen Weg zur Befreiung: Wir müssen entschlossen handeln und unsere Gedankenwelt zum Kreuz bringen. Wenn wir eingesehen haben, daß unsere unabhängigen, aufrührerischen Gedanken Sünde sind, dann laßt sie uns zum Herrn bringen. Möge Er sie zum Gehorsam gegen Ihn gefangennehmen durch die Reinigung in Seinem Blut und durch die Gegenwart Seines Geistes in uns! Danach laßt uns wachen und beten, daß wir nicht wieder in ein solches Leben der Unabhängigkeit verfallen, sondern daß unsere Denkweise die Seine sei und deshalb immer Seinem Willen entsprechen möge. Dann tun wir nicht mehr den Willen unserer Gedanken (Epheser 2,3), sondern sind so gesinnt wie Jesus Christus; wir kommen zur Ruhe, und unser Zeugnis dient zur Ehre Gottes.
Wir nehmen gefangen alle Vernunft unter den Gehorsam Christi
Der Apostel macht hier den Plan eines Feldzugs; seine Worte glichen vor kriegerischer Begeisterung; aber die Waffen seiner Ritterschaft sind nicht fleischlich: das Banner unter dem er kämpft ist ein heiligeres als Cäsars; das Gebiet, das er angreift, ist schwieriger zu gewinnen, als irgend eines, das den Erobern dieser Welt je Trotz geboten hat. Vor ihm erheben sich die hohen Burgen des Irrtums; diese müssen geschleift und dem Boden gleich gemacht werden. Jede Bergfestung, wohin der Feind sich zurückziehen könnte, muss zerstört, jeder Gedanke der Seele, der sich erhebt gegen die Macht göttlicher Wahrheit muss als Kriegsgefangener ins Lager Christi gebracht werden.
Es muss genau unterschieden werden zwischen dem richtigen Gebrauch der Vernunft, da bei dem Forschen nach Wahrheit die ihr gesetzten, notwendigen Schranken anerkannt werden, und jener ungebührlichen Überhebung des Verstandes, der sich als höchster Richter der Wahrheit aufwirft, oder ungezügelt umherschweift, ohne der göttlichen Leitung zu achten. Es gibt unnütze Gedanken, sinnliche, fleischliche, selbstzufriedene Gedanken; ungläubige, hochmütige, ungeordnete Gedanken; aber so gewaltig sie sich auch gegen Christum verschanzen, so sagt Paulus doch, sie werden und müssen gefangen genommen werden. Er selbst gedachte einst auch bei sich selbst, er müsste viel zuwider tun, dem Namen Jesu von Nazareth; aber er wurde sein demütiger Jünger. Die Vernunft hat ihr Gebiet, aber der Glaube hat auch das seinige; während die Vernunft darnach strebt, den Menschen zu verherrlichen, will der Glaube ihn demütigen, und ihn gefangen nehmen in Ketten der Liebe. Wir müssen in völligem Gehorsam zu Christo nahen, wenn jeder Schleier zerrissen, und jeder Flecken, der den klaren Spiegel des Verstandes trübt, entfernt werden soll.