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Predigten zu 1. Mose 45,5
Zitate von Christoph Blumhardt anzeigen
Joseph ist's, der hier mit seinen Brüdern redet, da sie ihn endlich erkannten. Oft wird Joseph als ein Vorbild Christi genommen; und die dabei leitenden Gedanken reihen sich allerdings gut gerade an unsern Spruch an: Joseph ist von seinen eigenen Brüdern verkauft - der HErr Jesus von Seinem Volke, das Ihm als ein Volk von Brüdern galt, in die Hände der Heiden überantwortet worden. Der HErr Jesus ist nicht nur ins Elend, sondern auch ans Kreuz ausgeliefert worden und hätte Ursache gehabt, nicht nur denen, die Ihn überantworteten und töteten, zu zürnen, sondern dem ganzen Menschenstamm, der so entartete Leute in sich schloß. Aber Er zürnt nicht - wie Joseph nicht zürnt - weil Er um unsres Lebens willen vor uns in die himmlische Herrlichkeit hin gesandt worden ist; wie Joseph nach Ägypten in eine irdische Herrschaft, um des Lebens der Seinigen willen, die ihm nachkommen sollten.
Alles hat, wie bei Joseph so beim Heiland, Gott geschehen lassen, damit ihrer viele leben möchten, in dem einen Fall in dieser Welt, im andern Fall in jener Welt.
Wie sich darum ein Joseph freut, daß es so gegangen ist - so herb es ihm war-, so freut's den HErrn Jesus, nun Gelegenheit zu haben, uns zum Leben zu führen. Die Brüder Josephs aber brauchten sich nicht mehr darüber zu bekümmern, daß sie so übel an ihrem Bruder getan hatten; und wir brauchen uns auch nicht mehr darüber zu bekümmern, daß von unsrem Geschlecht der HErr der Herrlichkeit so verworfen worden ist. - So paßt alles gar schön und lieblich zu einem Vergleich.
Im übrigen aber hat die ganze Sache auch wieder eine Bedeutung für unsre Denk- und Handlungsweise: Zürnen wir nicht zu sehr, wenn andere übel mit uns fahren! Wer weiß, ob nicht gerade das, was andere uns übles tun, eben den andern - merke: nicht uns, sondern den andern! - zugute kommen soll? Oder wollen wir den Beleidigern das nicht gönnen? Wenn wir zürnen und erbittert sind, so hat es freilich keine guten Folgen für die Beleidiger. Oder ist dir's vielleicht gerade recht so? Aber das sollten wir von Joseph - noch mehr vom Heiland - lernen: daß wir die Beleidiger und Mißhandler nicht mit Zorn und Erbitterung ansehen, welche Rache fordert, sondern mit Mitleiden und Fürbitte, mit der wir ihnen wohlwollen. Dann haben wir einmal die edle Freude, daß eben denen, die uns übles getan haben, ihr übel tun zuletzt zum Guten, zum Heil, zur Lebensrettung hat dienen müssen.
Das sind freilich keine Gedanken nach der Welt Art, keine Gedanken, die der natürliche Mensch so leicht hat, der nur gleich lieber totschlagen als lebendig machen möchte. Das sind göttliche Gedanken! Wir sind aber keine rechten Christen, wenn wir von diesen Gedanken nicht etwas lernen, so daß wir uns viel gefallen lassen können - hoffend und wünschend, jeder Schlag, den uns ein andrer gibt, möchte dem, der ihn gibt, ein Gutes einbringen!
Überlegen wir's und verstehen wir's! Aber ach, wie armselige Leute sind wir!
Gott hat mich vor euch hergesandt
Es lag viel Zartgefühl in dem Befehl Josephs: „Lasst jedermann von mir hinausgehen.“ Er hatte seinen Brüdern etwas zu sagen, was die neugierigen Höflinge nicht hätten verstehen können. Deshalb gab er sich ihnen allein zu erkennen und sagte: „Bekümmert euch nicht, denn Gott hat mich vor euch hergesandt.“ Dies war nicht nur eine freundliche Redeweise, wodurch er ihre Seite und ihren Schmerz erleichtern wollte, sondern das war der Standpunkt, von dem aus Joseph gewohnt war, seinen Lebensgang zu überblicken. Er pflegte der Ausgestaltung des Planes Gottes und dem Eingreifen seiner Vorsehung nachzuspüren, bei aller Bosheit und Unaufrichtigkeit der Menschen.
1. David
Das war auch Davids Gewohnheit, der bei Simeis Fluchen und Absaloms Empörung, die von Gott zugelassenen Mittel zur Erlangung seines Zweckes erkannte.
2. Jesus
So sprach auch Jesus, im Blick auf den bevorstehenden Verrat des Judas: „des Menschen Sohn gehet bin, wie von Ihm geschrieben stehet.“ „Der Kelch, den Mein Vater Mir zu trinken gegeben hat.“ Es ist eines der tiefsten Geheimnisse, dass auch gottlose Menschen, ihnen selbst unbewusst, Gottes Pläne ausführen können. Uns gebührt es nicht, dies zu erklären; aber wir sollen die Verlegenheiten und das Unglück, worunter wir durch böse Menschen leiden, ansehen als Mittel, die Gott zulässt, um Seinen verborgenen göttlichen Zweck an uns zu erreichen. Das Gebet Pauli, dass er das Evangelium auch in Rom verkündigen dürfe, wurde durch, den Hass der Juden erhört, und er kam nach Rom auf des Kaisers Kosten. Wenn auch die Wogen hoch gehen, so dürfen wir uns damit getrösten, dass Gott das Steuerruder führt, und dass Er auch den Zorn der Menschen Seiner Ehre dienstbar machen kann. Ja, Joseph, Gott sendet dich in die Grube und in das Gefängnis, aber eben dadurch führt dein Weg zum hellen Sonnenschein.