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Predigten zu 1. Mose 3,9

"Und der HERR Gott rief den Menschen und sprach zu ihm: Wo bist du?"

Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Gott der Herr weiß es wohl, wo Adam ist, er weiß wohl, dass er in dem ewigen Tode und sozusagen mitten in der Hölle und in all ihren Qualen liegt. Wo bist du? Das fragt er Adam, auf dass er bekennen möge, wo er sich denn jetzt befinde und wo er sich einst befunden habe. Wo bist du, das fragt er dich noch, o Mensch, der du mich hörst, wo bist du, du Jüngling, du junge Tochter, du Mann oder Weib von Jahren, wenn du nicht bei Gott bist, wenn du dich nicht zu ihm bekehrt hast, wenn du in ihm noch keinen versöhnten Gott gefunden hast. Stehe einmal still bei der Frage: Wo bist du, ob du es einsehen möchtest, dass du auf dem Wege nach der Hölle bist. Wo bist du, das fragt er dich, o Mensch, der du wohl bekehrt bist, aber du stiegest auf das Dach, schautest und begingest Ehebruch und gemeinen Mord, oder durch Begierde verführt, bautest du dein Haus auf gestohlenen Pfählen oder Grundsteinen, die mit Unrecht erworben sind. Wo bist du, so ruft Gott dir und dir, auf dass du wissest, dass du dich nicht vor ihm verbergen kannst, sondern vor ihm zu erscheinen hast, auch zugleich wissest, dass das Verderben dich verschlingen wird, wenn du in deinem Schlupfwinkel bleibst, und dass es in solchem Verderben das Beste ist, zu deinem Gott hinzueilen, so wie du bist, und nicht von ihm hinweg, auf dass du bei deinem Richter Gnade finden wirst. Gott ruft: Wo bist du? Wollte er dir nicht wohl, o Mensch, so ließe er in deinem schrecklichen Schlupfwinkel dich sitzen.

Lief ich gleich weit
zu dieser Zeit
bis an der Erde Enden
und wollt los sein
des Kreuzes mein,
würd' ich es doch nicht wenden.
Zu dir flieh’ ich,
Verstoß mich nicht,
wie ich's wohl hab' verdienet.
Ach, Gott, zürn nicht,
geh nicht ins Gericht:
Dein Sohn hat mich versühnet.


Autor: Aiden Wilson Tozer (* 21.04.1897; † 12.05.1963) US-amerikanischer evangelischer Pastor und Autor (besser bekannt als A. W. Tozer)
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Der sündige Mensch fühlt sich höchst unwohl in Gottes Gegenwart

Die Sünde fühlt sich nie in Gottes Gegenwart wohl! Adam und seine Frau verbargen sich vor der Gegenwart des Herrn unter den Bäumen des Gartens. Ihre Furcht und ihr Ärger waren in diesem Augenblick stärker als ihr Bewusstsein, Gott nötig zu haben. Jona wollte Gottes Befehl durchaus nicht gehorchen, darum floh er vor der Gegenwart Gottes nach Tarsis. Petrus versuchte in einer plötzlichen, glasklaren Erkenntnis seiner persönlichen Schuldhaftigkeit zwar nicht, vor dem Herrn zu fliehen. Aber er bat den Herrn, von ihm zu weichen! Die Menschen brauchen Gott nötiger als alles andere. Aber sie fühlen sich in Seiner Gegenwart nicht wohl. Das drückt die widersprüchliche moralische Situation aus, in die wir durch die Sünde geraten sind. Die Feststellung, es gebe einen Gott, aber der sei angenehm weit von uns entfernt, gehört nicht zu den Lehraussagen irgendeiner christlichen Gemeinde. Sollte jemand das zu behaupten wagen, würde man ihn für einen Ketzer halten, der von allen ernst zu nehmenden Christenmenschen abgelehnt werden würde. Aber unsere Handlungen, vor allem unsere spontanen Äußerungen, offenbaren besser als alle konventionellen Bekenntnisse, was wir wirklich glauben. Wenn wir dann ein Urteil zu fällen hätten, so kämen wir zweifellos zu diesem Ergebnis: Der Durchschnittschrist hält Gott für ein Wesen, das nicht nur auf sicherem Abstand ist, sondern auch noch in die andere Richtung blickt!


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Seltsam zwiespältig ist das Menschenherz! Das kommt nirgendwo so deutlich zum Ausdruck wie in der Stellung zu Gott. Einerseits ist der natürliche Mensch immer auf der Flucht vor Gott. Er stürzt sich in Arbeit, Zerstreuung, sogar in Religionsbetrieb – nur um ja nicht still stehen zu müssen vor dem heiligen, lebendigen Gott.

Zugleich aber kommen wir nicht los von Gott. Es ist schon so, wie Augustinus sagt: „Unser Herz ist unruhig in uns, bis es ruht, Gott, in dir." Und so ist der Mensch auf seiner Flucht beständig gequält vom Heimweh nach Gott und Seinem Frieden. Der natürliche Mensch gleicht immer irgendwie dem Adam. Da versteckt er sich hinter den Bäumen und hat nur eine Angst, Gott könne ihn stellen. Zugleich aber ist sein Herz zerrissen vor Heimweh und Sehnsucht nach den vergangenen Tagen, da zwischen seinem Gott und ihm nichts stand und er ein Freund Gottes war. Angelus Silesius hat diesen elenden Zustand des Menschen in einem Lied geschildert:

„Ich lief verirrt und war verblendet, ich suchte dich und fand dich nicht."

Das ist die Sehnsucht und das Heimweh nach Gott.

„Ich hatte mich von dir gewendet und liebte das geschaffne Licht."

Das ist die Flucht vor dem heiligen Gott, die Flucht in die Welt. Wohl uns, wenn Gott diesem traurigen, zwiespältigen Wesen ein Ende macht und uns ruft: „Adam, wo bist du?" Dann haben die Flucht vor Gott und das Heimweh nach Ihm ein Ende, und es kann das geschehen, womit Angelus Silesius seinen Vers schließt:

„Nun aber ist's durch dich geschehn, dass ich dich hab' ersehn“


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Wo bist du!

Wenn der Tag kühl wird, wenn über die durchglühte Landschaft erquickende Lüfte wehen, dann ist der Augenblick, wo der Mensch Gemeinschaft halten kann mit seinem Gott. Wie tut es uns so wohl, wenn Er Seine Hand auf unsre Schläfen legt, sie füllt und beruhigt, und Seine Ruhe unser ganzes Wesen durchfließt! Was das Säuseln des Abends uns ist im Sommer, das ist die Gemeinschaft mit Gott für dich, meine Seele. Siehe zu, dass die nicht so sehr eingenommen bist von deinen Sünden, deiner Liebe, deinem Geschäft, dass du diese Begegnung versäumest, wenn sich die Sonne neigt.

1. Gott vermisst sein Kind. Jene Stunde der Gemeinschaft war Adam viel, sie war Gott noch mehr. Liebe, Gottes Liebe verlangt nach Mitteilung. Wie der Tonkundige nach seiner Laute, der Hirsch nach den Wasserbächen, die Mutter nach den sie umschlingenden Armen, dem süßen Lallen ihres Kindes sich sehnt, – so sehnt sich Gott nach den zutraulichen Herzensergüssen seines Kindes im Gebete; Er vermisst sie, ja es schmerzt Ihn, wenn sie zurückgehalten oder versäumt werden.

2. Gott sucht sein Kind. Er wartete nicht, bis Adam den Weg zu Ihm zurück gefunden hätte, nein Er eilte ihn zu suchen. So sucht Er auch dich, wenn du Ihm abtrünnig geworden bist! „Wo bist du, dass du dich schon so manchen Tag von Mir zurückgezogen hast?“ Willst du nicht mit dem Psalmisten sagen: „Du sprachst: Ihr sollt Mein Antlitz suchen; darum suche ich auch, HErr, dein Antlitz“?

3. Gott trauert um sein Kind. Ist es nicht, als ob Gott um Adam klagte, als ob Sein Herz vor Schmerz blutete um Seinen Verlust? So klagt Er auch um dich; aber dabei lässt Er es nicht bewenden. Durch leibliche Schmerzen, durch das Stechen der Dornen, durch die Notwendigkeit harter Arbeit, durch Gaben um unsre Blöße zu decken, bringt Er uns wieder h e im zu sich.