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Predigten zu 1. Mose 32,26
Zitate von Alfred Christlieb anzeigen
"Wie wird man ein Überwinder? "Jakob kämpfte mit dem Engel und siegte, denn er weinte und bat ihn"
Den Namen "Gottesstreiter" und "Überwinder" möchten viele bekommen. Lasst uns an Jakobs Gebetskampf den Weg zur Erlangung dieses Zieles lernen! Drei Hinweise gibt er uns.1. Jakob weinte
Was bedeuten diese Tränen Jakobs? Etwa rührende Gefühle? Wenn es darauf ankäme, würden viele Tausende auf dem Wege zur Überwinderkrone sein. Scharen von Menschen sind oft tief gerührt, werden aber doch niemals "Überwinder" . Jakobs Tränen bedeuten mehr. Sie bedeuten Schmerz. Was schmerzt ihn? Das, was jeden sündigen Menschen mit Weh erfüllt, wenn er Gott begegnet, nämlich: die sündliche Vergangenheit. Jakob hatte Grund zu weinen. In seinem Leben finden sich dunkle Flecken. Unlauter und listig ist er manchmal vorgegangen. Jetzt steht Gott vor ihm als sein Gegner, der mit ihm rechten will. Was soll Jakob machen? Soll er Gott überwinden, indem er sich selbst rechtfertigt und entschuldigt? Soll er Gottes Feindschaft abwenden, indem er sagt: "Meine Mutter Rebekka ist schuld gewesen, sie hat mich zur List angehalten" ? Weist Jakob auf seine ehrliche, mühevolle Arbeit bei Laban hin (1. Mose 31, 6)? Beruft er sich darauf, dass er - dem göttlichen Befehl gehorsam - von Laban weggezogen sei (1. Mose 31, 13)? Nein, tausendmal nein. Durch Selbstentschuldigung überwindet man Gott nicht. Jakob "weint" . Das überwindet Gott. Wenn Gott bei einem Menschen Schmerz und Reue sieht, so lässt sich der heilige Gott von einem schwachen Geschöpf überwinden. Das ist der Weg zur Überwinderkrone. Die große Sünderin ging ihn, als sie bei Jesus Tränen vergoss (Lk. 7, 37 u. 38). Petrus wandelte auf diesem Pfad, als er hinausging und bitterlich weinte (Mt. 26, 75). Dass wir doch lernten, über unsere Vergangenheit den Stab zu brechen! Dass wir gar nichts mehr anzubringen hätten vor dem wider uns stehenden Gott als Bußtränen! Dann würden wir bald, wie Jakob, einen Segen erlangen.
2. Jakob bat Gott
Während die Tränen auf die reuige Abkehr von der sündlichen Vergangenheit hindeuten, weist der Ausdruck "bitten" auf die ausgestreckte Bettlerhand hin, die den neuen Segen aufnehmen möchte. Jakob selbst hat nichts Gutes zu bringen. Er spürt aber, dass Gott ihm etwas Gutes zu geben hat. Er weiss, dass es einen Segen gibt, den er unbedingt haben muss, und um diesen Segen fleht er. Das ist der Weg zur Überwinderkrone. Wie der verlorene Sohn nicht nur seine in den Himmel reichenden Sünden bekannte, sondern Aufnahme suchte im Vaterhaus (Lk. 15, 20 u. 21), so wollen auch wir es wagen, aufgrund des teuren Gotteswortes um Jesu willen Segen und Erbarmung zu erflehen. Wie gerne reicht Gott sie dem ärmsten Sünder dar! Wie mancher ist Überwinder geworden auf diesem heiligen Weg: weinen und bitten, Schmerz tragen über die Vergangenheit und dennoch nicht verzagen, sondern Gottes Erbarmen erflehen!
3. Jakob ließ sich die eigene Kraft lähmen
Dieses Dritte gefällt nicht jedem. Es ist aber auch nötig, wenn man den Titel eines wahren Gottesstreiters erhalten will. Jakobs eigene Kraft wurde zerbrochen. Seine Hüfte wurde ihm verrenkt über dem Kampf mit Gott. Wie verschieden sind doch die Helden im irdischen Leben von den Helden vor Gott! Zu äußerem Heldentum gehört möglichst große eigene Kraft. Zu göttlichem Heldentum ist diese gerade hinderlich. Gott zerschlägt uns alles Selbstvertrauen. Die Hüfte, die "gelähmt" werden muss, ist bei dem einen diese, bei dem andern jene verkehrte Eigenschaft. Gottes Kraft ist eben nur in den Schwachen mächtig. Als Mose in seinen eigenen Augen unbrauchbar geworden war, konnte Gott ihn brauchen (2. Mose 3, 10-12). Unsere eigene Kraft ist ein Hindernis zur Erlangung des Überwindernamens. Durch Weinen, Bitten und Schwachwerden hat Jakob den Namen eines Gotteshelden bekommen. Wohl uns, wenn wir uns auch diesen Jakobsweg führen lassen!
Zitate von Carl Eichhorn anzeigen
Israel oder: Durch Nacht zum Licht (III)
"Da er sah, dass er Jakob nicht übermochte, rührte er das Gelenk seiner Hüfte an, und das Gelenk der Hüfte ward verrenkt."
Wie ist das zu verstehen, dass Jehova ihn nicht übermochte? War Jakob stärker als Gott? Allerdings gibt es etwas im Menschen, was Gott nicht ohne weiteres bezwingen kann. Es ist der Wille. Der allmächtige Gott kann den Menschen zermalmen. Aber den Willen des Menschen kann die Allmacht nicht besiegen. Der Mensch muss ihn selbst ausliefern. Gott kann nicht durch äußere Gewalt den Menschen zur Übergabe zwingen. Das muss von innen heraus kommen.
Gott naht dem Gewissen des Menschen mit der Wahrheit. Doch kann der Mensch sein Gewissen betäuben, verhärten, verstocken. Hört er auf die Stimme seines Gewissens, so wird er von innen heraus überzeugt und überwunden. Er kann nicht anders, er muss Gott recht geben, wenn er ihn richtet und verurteilt. Die Macht der Wahrheit ist es also, durch die Gott den Menschen überwindet. Und dann gibt es noch eine andere Macht, durch die Gott uns Menschen besiegt. Es ist die Kraft seiner Liebe, durch die er unser Herz erweicht, die Härte unserer Selbstsucht bricht, dass wir überwunden ihm zu Füßen fallen. Auch gegen die Liebe Gottes kann sich der Mensch verschließen und sie von sich stossen. Sie ist aber im Verein mit der Wahrheit das durchschlagende Mittel, ihn zur Übergabe zu bringen. Die Wahrheit allein bringt ihn nicht so weit. Die Liebe führt den entscheidenden Schlag.
Auch sonst hat Gott noch allerlei Mittel zum Zerbrechen. Damals wurde das Hüftgelenk des Jakob verrenkt. In der Hüfte ist der Sitz der Kraft. Gott hat also seine Naturkraft gelähmt und ihm für alle Zeiten einen Hemmschuh angelegt. So hat Gott ihn überwunden. Er ließ den Jakob seinen Zorn fühlen, seine Schrecken auf seine Seele fallen. Sein Zorn richtete sich aber nicht eigentlich gegen Jakob, sondern gegen seine Sünde, gegen sein böses altes Wesen. Im Grunde ist ja nicht Gott der Feind, sondern in uns ist Feindschaft, Widerstreben gegen Gott. Wenn der Mensch zur rechten Erkenntnis kommt, fällt es ihm wie Schuppen von den Augen: Nicht Gott ist dein Feind, du bist Gottes Feind. So ist es auch in jener Stunde in der Seele des Jakob klargeworden: Gott hat es gut mit dir gemeint. Er ist dir schon vor zwanzig Jahren liebreich entgegengekommen. Als du damals den einsamen Weg der Flucht gingst, ist er auch in dunkler Nacht dir nahegetreten, aber nicht drohend und strafend. Er hat dich seine Freundlichkeit schmecken lassen, zeigte dir die Himmelsleiter, auf der die Engel auf- und abstiegen, ließ dich einen Blick in den Himmel tun und gab dir die tröstliche Versicherung: Ich bin mit dir. So kam dir Gott liebend entgegen. Und du, wie warst du? Das wirkte tief demütigend. Gott hatte gewonnen.