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Predigten zu 1. Korinther 4,5

"So urteilet nicht etwas vor der Zeit, bis der Herr kommt, welcher auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Ratschläge der Herzen offenbaren wird; und dann wird einem jeden sein Lob werden von Gott."

Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt."

Bis dahin nicht richten! Oh, wie wäre das so schön! Und doch ist das nicht nur so ein frommer Wunsch des Apostels, wie wenn ein Kind seufzt: "Ach, dass doch alle Tage Sonnenschein wäre!" , sondern es ist eine berechtigte Mahnung. Jetzt ist die Zeit zum Einladen und Werben; wenn Jesus wiederkommt, ist die Zeit zum Richten. Er wird solches Gericht vollziehen; was mischst du dich in sein Vorrecht, indem du jetzt über deinen Bruder zu Gericht sitzest, ob er "entschieden" oder "mit dem Geist getauft" sei? Dein Urteilsspruch hat soviel Kraft wie das Lallen unmündiger Kinder; wozu belastest du mit einer solchen unnützen Sache dein Gewissen und des Bruders Herz. Lehrer und Führer der Unmündigen müssen freilich wachen, ob sich nicht eine seelengefährliche Lehre einschleichen will. Aber davon ist hier nicht die Rede, sondern von dem unberufenen, lieblosen Aburteilen über den Nächsten, worin viele ihre vornehmste Stärke haben. Wenn wir Gläubigen frei wären von solcher üblen Unart des Richtens, brauchte der Herr nicht so manche Demütigung über uns kommen zu lassen. Wollen wir schon durchaus richten, so lasset uns ein jeder sich selbst richten. Das hat eine Verheißung.

Lieber Heiland, vergib uns all unser liebloses, voreiliges Richten und mache den Schaden gut, den wir damit etwa schon angerichtet haben. Schenk uns tragende, schweigende Liebe zu den Brüdern aus deinem Schatz von Liebe. Amen.


Autor: Aiden Wilson Tozer (* 21.04.1897; † 12.05.1963) US-amerikanischer evangelischer Pastor und Autor (besser bekannt als A. W. Tozer)
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Der Christ ist Tag für Tag verantwortlich, wahrhaftig zu leben

Wenn wir glauben, dass Christus für die Ungerechten gestorben ist und dadurch dem Ungerechten ermöglichte, mit Ihm, dem Gerechten, in völliger moralischer Übereinstimmung zu leben, glauben wir dann, dass erlöste Männer und Frauen Gott gegenüber keine weitere Verantwortung in Bezug auf ihr Verhalten haben? Bedeutet die Erlösung, Gläubige würden niemals für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen, nachdem sie mit der Gerechtigkeit Christi bekleidet worden sind? Gott bewahre! Wie könnte ein moralischer Herrscher des Weltalls einen Bereich des Universums aus dem moralischen Gesetz von Tat und entsprechender Verantwortung entlassen und hoffen, die Weltordnung aufrechtzuerhalten? Im Haushalt Gottes gilt unter den Erlösten und Gerechtfertigten sowohl Gesetz als auch Gnade – nicht das Gesetz des Mose, das keine Gnade kannte, sondern das freundliche Gesetz des göttlichen Vaterherzens, das von Seinen Kindern eine Lebensführung fordert und erwartet, die mit Gottes Geboten übereinstimmt. Der Herr wie auch die Apostel haben schlicht erklärt, dass wir für alles, was wir im Leib getan haben, Rechenschaft ablegen müssen. Und Er hat uns treulich vor der Gefahr gewarnt, am Tage Christi Schaden zu erleiden, wenn wir nur mit Holz, Heu und Stoppeln gebaut haben (Römer 14,7-12; 1. Korinther 3,9-15). Die Verdammung zu Tod und Hölle liegt hinter dem Christen, aber der Richterstuhl Christi steht vor ihm. Da wird es nicht um das Gesetz des Mose gehen, sondern darum, wie wir uns in der Haushaltung Gottes aufgeführt haben. Wir haben die Bibel vor uns, und der Heilige Geist wohnt in uns. Ich meine, wir sollten den Richterstuhl Christi erwarten und uns durch ehrliches Selbstgericht während unseres Lebens darauf vorbereiten.