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Predigten zu 1. Korinther 4,4

"Denn ich bin mir selbst nichts bewußt, aber dadurch bin ich nicht gerechtfertigt. Der mich aber beurteilt, ist der Herr."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Der Herr ist es, der mich beurteilt."

Ein junger Mann, der seinen Beruf beginnt, wird leicht übermütig, wenn man ihn ein bisschen lobt. Und es gibt unverständige Leute genug, die jeden hoffnungsvollen Anfänger mit Lob überschütten. Mein lieber Freund, der Beifall derer, die dich ins Gesicht loben, ist nicht viel wert. Diese Menschen sind meist töricht und überdies falsch. Sie verhalten sich wie Katzen, die vorn lecken und hinten kratzen. Wenn mir einer recht schöne Worte ins Gesicht sagt, weiss ich, dass ich mich vor ihm in acht nehmen muss. Hüte dich vor dem Netz des Schmeichlers und der Lockspeise des Schönredners. Das Urteil der Menschen ist wandelbar und im besten Fall aus Gutem und Bösem gemischt, so dass wirklich nicht viel darauf gegeben werden kann. Wenn uns die eine Hälfte der Menschen rühmt und die andere uns schmäht, wägt eins das andere auf.

Ein bekannter Prediger hörte auf der Straße hinter sich jemand sagen: "Wenn es überhaupt einen guten Menschen auf der Welt gibt, so geht hier einer." Das war sehr schmeichelhaft; aber als er in die nächste Straße kam, hörte er von einem Umstehenden die Worte: "Wenn überhaupt jemand verdient, dass man ihn hängt, so verdient es der da; er macht die Leute toll mit seinen Predigten."

Wenn man dir in der Stube schmeichelt, so höre, was man in der nächsten über dich sagt: Das wird deinen Übermut dämpfen. Es ist gut, dass übermässiges Lob auf der einen Seite oft durch übermässigen Tadel auf der anderen aufgewogen wird, denn Lob verweichlicht uns. Da wir nun sicher manchmal gescholten und verlästert werden, ist es viel besser, wir haben eine dicke Haut. Das Lob macht unsere Haut empfindlich; es beraubt uns des Panzers, den wir um unsere Seele legen sollten.

Um die Achtung der Menschen zu buhlen ist das sicherste Mittel, sie zu verlieren. Wir wollen lieber daran denken, wie unendlich wichtig das Urteil Gottes über uns ist, und so leben, dass er uns loben kann. Dann werden wir nicht mit knechtischer Unterwürfigkeit nach Menschengunst streben.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Der HErr ist es, der mich richtet

Von vier Gerichtshöfen ist hier die Rede.

1. Das menschliche Gericht

Bedeutungsvoll wird davon gesprochen, als von einem menschlichen „Tage“. Unser Wandel wird, ohne dass wir es merken, genau beobachtet und beurteilt von den Augen vieler, die jede Tat, jedes Wort abwägen – es sind die Augen unsrer Nachbarn, unsrer Mitarbeiter, unsrer Dienstboten. Diese verhandeln uns beständig und vergleichen unser Leben mit unserem christlichen Bekenntnis, teilweise in der Absicht, sich selbst entschuldigen zu können, falls grobe Widersprüche zu finden wären. Der Menschen Urteil braucht uns jedoch nicht stark zu bewegen: es gilt nur einen Tag.

2. Das Gericht unserer MitchristenI

mmer wieder werden wir vor den Gerichtshof der Kirchengemeinschaft gefordert, der wir angehören; nicht etwa nur, wenn unser Wandel nicht stimmt mit unseren Worten, sondern so oft wir dem langsamen Schritt, den die Mehrzahl angeschlagen hat, etwas zuvoreilen. Zu großer Eifer, zu rasches Arbeiten, zu genaue Gewissenhaftigkeit kann in gewissen christlichen Kreisen eine scharfe Kritik hervorrufen. Aber es ist nicht nötig, dass wir uns nach rechts oder links umsehen, nach dem Urteil unserer Mitbrüder, so lange wir uns deutlich der Triebe des heiligen Geistes bewusst sind.

3. Das Gericht des Gewissens

Wir sind alle geneigt, über uns selbst zu Gericht zu sitzen, und allzu günstige Urteile zu fällen, weil wir uns gerne mit solchen vergleichen, die sowohl ihrer Erkenntnis, als ihrer innern Stellung nach, auf einer niedrigeren Stufe stehen, als wir selbst. Es ist sehr verkehrt, sich selbst beurteilen zu wollen, denn auch der günstigste Rechtsspruch – wenn wir uns nichts bewusst sind – kann durch die Entscheidung des obersten Gerichtshofes umgestoßen werden.

4. Des HErrn Gericht

Der HE r r wird kommen und ans Licht bringen, was in Finsternis verborgen ist, und den Rat der Herzen offenbaren.