Was ist Kirche?
Autor: Lothar Gassmann
Heute erinnert sich kaum noch jemand daran: Es ist erst wenige Jahrzehnte her, als es weitgehend üblich war, über die Gemeinde, über die Kirche nachzudenken. Dagegen erscheint es gegenwärtig geradezu märchenhaft weit weg, eine Reformation der Kirche aus dem Wort Gottes zu erwarten. Eher rückt man pragmatisch zusammen, sucht „Einheit“ und verzichtet dabei bewußt auf die Beantwortung der Frage, auf welcher Grundlage man denn eins werde. Wenn heute über den Papst und die römisch-katholische Kirche gesprochen wird, stellt kaum jemand die grundsätzliche Frage: Was ist eigentlich Kirche im Licht des Neuen Testamentes? Was ist Gemeinde? Welches ist ihre Grundlage? Indem Gassmann genau auf diese Fragen unbeirrt und beharrlich eingeht, stellt er sich nicht nur gegen den Trend des Zeitgeistes, von dem auch viele Evangelikale erfaßt sind. Er schlägt mit diesem Buch zugleich eine Schneise in das Dickicht der Herzenseinstellung, die penetrant darauf verzichtet, die Frage nach dem, was die Heilige Schrift zum Thema Kirche sagt, überhaupt nur zu stellen. Der Autor geht dabei keineswegs nur auf das römisch-katholische Kirchenverständnis ein, sondern er nimmt auch zum Verständnis der Volkskirche Stellung. Dabei scheut er sich nicht, u.a. die Position des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes radikal in Frage zu stellen. Leitlinien zu „heißen Eisen“ Als Abrundung findet der Leser „Neue 95 Thesen zur Situation von Kirche und Gesellschaft“ sowie zwei herausfordernde Beiträge, die dazu aufrufen, endlich neue bekennende Gemeinden zu gründen. Nicht nur angesichts der heutigen Unklarheit darüber, was Kirche, was Gemeinde sei, sondern auch angesichts der Öffnung von Kirchen und Gemeinden für fragwürdige Kapriolen des Zeitgeistes (vielfach unter dem Banner, die Menschen „abholen“ zu wollen) ist es eine Wohltat, dieses Buch Gassmanns zu lesen. Möge es seinen Beitrag dazu leisten, dass Christen aufwachen, um Gemeinden zu bilden, in denen das Wort Gottes wieder unverfälscht verkündet wird und in denen Christus, als der Sohn Gottes und als der einzige Retter der Welt bekannt wird. Aus: Bekennende Kirche, Nr. 22, S. 33. Siehe http://bekennende-kirche.de
Aber Gassmann bleibt keineswegs bei der Kritik an den Auffassungen anderer stehen, sondern er zeigt ausführlich auf, was das Wort Gottes unter Kirche versteht. In seinen „17 Leitlinien“ geht er mutig auf „heiße Eisen“ zu. Unmißverständlich äußert er sich zum Beispiel zum Thema der Gemeindezucht. In dankenswerter Klarheit betont er, dass die in der Heiligen Schrift vorgegebenen Grundlinien für Kirche bzw. Gemeinde auch für die Gegenwart normativ sind. Auch wenn man nicht mit allem, was Gassmann sagt, einverstanden sein mag und gelegentlich ein Fragezeichen an den Rand des Buches setzt - es ist ein Gewinn, seine Ausführungen zur Kenntnis zu nehmen.
Die Rezension/Kritik stammt von: Jürgen-Burkhard Klautke
Kategorie: Geschichte, Kirchengeschichte
Jahr: 2006
ISBN: 978-3878573173
Seiten: 184
€ Preis: 12,80 Euro