Pietismus - wohin?
Autor: Lothar Gassmann
Ein mutiges Buch! Lothar Gassmann ist dabei gleich in mehrfacher Hinsicht ein Wagnis eingegangen. Er wagt den weiten historischen Bogen von der Entstehung des Pietismus bis zu seinen aktuellen Erscheinungsformen im deutschen Evangelikalismus. Er wagt es, solide Information und seriöse Erörterung in populärwissenschaftlicher Form zu vermitteln, die theologische Laien nicht überfordert und Fachleute nicht langweilt. Das größte Wagnis aber besteht darin, dass der Verfasser mit „offenem Visier“ schreibt und engagiert Position bezieht. Er legt seine theologischen Voraussetzungen und Überzeugungen auf den Tisch und zeigt, welche Folgerungen, Bewertungen und Entscheidungen sich daraus ergeben. Dadurch leistet Gassmanns Darstellung wertvolle Orientierungshilfe, die viele Christen dankbar aufnehmen werden. Haben doch Pietismus und Evangelikalismus während der letzten Jahre dramatische Veränderungen durchlaufen, z.B. im Verhältnis zur Bibelfrage, zur Charismatischen Bewegung oder auch zur Römisch- Katholischen Kirche. Immer mehr Christen im Lande fragen sich: Ist das noch der Pietismus, den wir kennen? Wird etwa die Deutsche Evangelische Allianz (DEA) in ihren Führungsgremien noch von denselben geistlichen Grundsätzen geleitet, denen sich die Glaubensväter verpflichtet wußten? Wie können wir unsere geistliche Verantwortung angemessen wahrnehmen? Sollen wir einfach weiter mitmachen, z.B. bei dem Evangelisationsprojekt Pro Christ, oder müssen wir neue Wege wagen? Wer die weitreichenden Kursänderungen der letzten Jahre vor der Gemeindebasis verborgen halten will, wird kein Interesse daran haben, dass diese Untersuchung eine breite Leserschaft findet. Denn hier wird Transparenz geschaffen. Es ist darum zu wünschen, dass Pietismus wohin? eine lebhafte bundesweite Diskussion auslösen wird. Denn wenn Gassmanns Beobachtungen zutreffen, besteht dringender Handlungsbedarf für alle wachsamen Christen, denen der Zustand der Gemeinde Jesu ein Herzensanliegen ist. Apropos Herzensanliegen – das ist auch an Gassmanns Tonart und engagierter Argumentation zu erkennen. Der Autor liefert keine kalte, distanzierte Problemanalyse ab. Selbst dort, wo er ernste Diagnosen formuliert, geschieht es erkennbar im Interesse einer hoffnungsvollen Therapie. Wer den Herzschlag dieses Anliegens erfaßt, wird das Buch darum weder selbstgerecht noch mutlos aus der Hand legen. Er wird vielmehr erwartungsvoll für Veränderung beten und den HERRN der Gemeinde fragen: Was soll ich jetzt tun? Aus: Bekennende Kirche, Nr. 15, S. 34. Siehe http://bekennende-kirche.de
Die Rezension/Kritik stammt von: Wolfgang Nestvogel
Kategorie: Geschichte, Kirchengeschichte
Jahr: 2004
ISBN: 978-3878573258
Seiten: 192
€ Preis: 12,80 Euro