Buch-Rezension: Der Koran

Der Koran

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Als hilfreiches Nachschlagewerk könnte Christen, die den Islam besser verstehen und mit muslimischen Mitmenschen ins Gespräch über Jesus Christus kommen möchten, der neue Korankommentar von Adel Theodor Khoury dienen. Grundlage ist seine eigene Übersetzung, die auch vom Islamischen Weltrat anerkannt worden ist, und durch Ergänzungen in Klammern zu den verständlicheren gehört.

Der Leser findet zu Beginn jeder Sure eine kurze Einleitung, in der Khoury die Sure bzw. ihre einzelnen Teile zeitlich in das Leben Mohammeds einzuordnen versucht und die jeweils wichtigsten angesprochenen Personen und Themen benennt (z.B. Auferstehung der Toten, Gericht, jenseitige Belohnung der Rechtschaffenen). Die ausgiebige Kommentierung in den Fußnoten dient unter anderem der Erläuterung unklarer oder umstrittener Begriffe, der Auflistung von Parallelstellen und der aufschlussreichen Beschreibung des jeweiligen gesellschaftlich-kulturellen Kontexts. Vor allem werden hier die konkreten Anlässe aus Mohammeds Leben für bestimmte Äußerungen beleuchtet – wie zum Beispiel kriegerische Auseinandersetzungen mit Heuchlern in den eigenen Reihen oder verstockten Stammesgenossen. Auf diese Weise werden Zusammenhänge deutlich, die dem unbedarften Leser einer unkommentierten Übersetzung aufgrund der mangelnden inneren Chronologie des Korans verborgen bleiben.

Hilfreich für die Begegnung mit muslimischen Mitmenschen sind vor allem die längeren Kommentierungen solcher Verse, die sich mit jüdischen und christlichen Glaubensinhalten auseinandersetzen. So stellt Khoury beispielsweise bei Sure 4,157-158, in der die Kreuzigung von Jesus geleugnet wird, die verschiedenen Erklärungsansätze muslimischer Theologen dar.

Gelungen ist auch die allgemeine Einführung zu Beginn. Hier beschreibt der Autor Religion und Kultur des altarabischen Umfelds, in dem der Koran entstanden ist, sowie das Leben Mohammeds, die Begründung seines Prophetentums und seine Auseinandersetzung mit Juden und Christen. Auch das muslimische Offenbarungsverständnis, die Entstehung des Kanons, die Struktur des Korans und seine Auslegungsgeschichte werden nachgezeichnet.

Im Anhang kann der Leser in einem Register alle Bibelstellen finden, auf die der Kommentator bei der Darlegung von Parallelen und Unterschieden zwischen Islam und Christentum, koranischer und biblischer Überlieferung, eingeht. So lassen sich u.a. gezielt jene Stellen aufspüren, in denen Mohammed sein Prophetentum aus Johannes 14 (Verheißung des Heiligen Geistes) herzuleiten versucht. Mithilfe eines Namensund Sachregisters findet der Leser beispielsweise alle Koranstellen, in denen auf das Evangelium Bezug genommen wird oder die Christen näher beschrieben werden. Ebenso kann er hier die entsprechenden Berichte über alttestamentliche Figuren wie Adam oder Abraham ausfindig machen oder sich anhand einschlägiger Koranstellen ein Bild von den islamischen Vorstellungen des menschlichen Hochmuts oder der göttlichen Vergebung machen.

Adel Theodor Khoury, der bis 1993 Leiter des Seminars für Religionswissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster war und zahlreiche Studien über die Theologie und Geschichte des Islam, insbesondere über die christlich-muslimischen wie muslimisch-jüdischen Beziehungen, sowie einen 12-bändigen Korankommentar verfasst hat, setzt sich international für den christlich-muslimischen Dialog ein. Im vorliegenden Kommentar überlässt er die theologische und ethische Wertung der koranischen Botschaft dem Leser und beschränkt sich auf ihre möglichst genaue und verständliche Darstellung.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Carsten Polanz
 Kategorie: Sonstiges

  Verlag: Gütersloher Verlagshaus
  Jahr: 2007
  ISBN: 978-3579080239
  Seiten: 608
 €    Preis: 44,99 Euro

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