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Predigten zu Sprüche 26,17
"Der ergreift einen Hund bei den Ohren, wer vorbeigehend sich über einen Streit ereifert, der ihn nichts angeht."
Autor: William MacDonald (* 07.01.1917; † 25.12.2007) US-amerikanischer Prediger der Brüdergemeinden
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"Der packt einen Hund bei den Ohren, wer im Vorbeigehen sich über einen Streit ereifert, der ihn nichts angeht."
Wir müssen zuerst einmal erkennen, dass der Hund, von dem in diesem Vers die Rede ist, nicht der freundliche, liebe Cockerspaniel ist, dem es vielleicht gar nichts ausmachen würde, wenn wir ihm die Ohren festhalten. Hier ist vielmehr der wilde, knurrende Straßenköter gemeint, der hinterhältig ist und die Zähne fletscht. Es wäre schon unwahrscheinlich, dass man ihm überhaupt so nahe kommt, dass man ihn bei den Ohren packen kann. Aber selbst wenn man das könnte, wäre man dann in einer verzweifelten Lage: Man hätte Angst, weiter festzuhalten und auch genausoviel Angst, loszulassen.Das ist ein treffendes Bild für den Menschen, der sich in einen Streit hineinziehen lässt, der ihn gar nichts angeht. Denn bald schon hat er den Zorn der beiden Kämpfenden auf dem Hals.
Jeder von den beiden hat das Gefühl, dass der, der hier dazwischen kommt, vielleicht siegen könnte, und so vergessen sie ihre eigenen Meinungsverschiedenheiten und tun sich zusammen, um gegen den Dritten zu kämpfen.
Wir lächeln über den Iren, der zu einer Schlägerei zwischen zwei Männern hinzukam und arglos fragte: "Ist das hier ein Privatkampf oder kann da jeder mitmachen?" Und doch steckt der Hang zum Vermitteln in jedem von uns, die Versuchung, uns in Streitigkeiten einzumischen, die eigentlich gar nichts mit uns zu tun haben.
Polizeibeamte müssen ganz besonders vorsichtig sein, wenn sie zu einer Szene gerufen werden, wo sich ein Mann mit seiner Frau zankt. Wenn das schon so ist, wieviel mehr Vorsicht sollte der Normalbürger walten lassen, bevor er sich in den häuslichen Streit von anderen einmischt!
Vielleicht findet man die besten Beispiele für den Spruch des heutigen Tages in dem Ärger, den es in einer Gemeinde geben kann. Das fängt meistens zwischen zwei Personen an. Dann ergreifen auch andere Partei. Was nur als ein Funke begonnen hat, wird schon bald zu einer Feuersbrunst. Leute, die gar nichts mit dem eigentlichen Problem zu tun haben, wollen unbedingt ihre eigene Weisheit dazu geben, so als ob sie das Orakel von Delphi persönlich wären. Es gibt Temperamentsausbrüche, Freundschaften gehen kaputt, und vielen bricht es das Herz. Und während sich der Kampf noch verschärft, hört die Gemeinde erschrocken von Herzinfarkten, Schlaganfällen, Magengeschwüren und anderen körperlichen Auswirkungen. Was als eine Wurzel der Bitterkeit anfing, hat sich ausgebreitet, bis viele davon schlimm betroffen sind.
Die Warnung, dass wir uns nicht in Streit einmischen sollen, der nur andere etwas angeht, könnte in Widerspruch stehen zu den Worten des Heilands: "Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen" (Matthäus 5,9). Aber das ist es nicht. Es gibt eine Aufgabe für Friedensstifter, wenn beide streitenden Parteien wollen, dass ihre Meinungsverschiedenheit von einem Schlichter beigelegt wird. Doch in anderen Fällen erreicht der Vermittler nur, dass er selbst in eine Situation gerät, aus der es kein leichtes und schmerzloses Entkommen mehr gibt.