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Predigten zu Sprüche 24,11
Errette die, so man töten will
Jesus hat die Macht der Wahrheit im Gewissen zu schärfen gewusst. Vor Ihm lehrten die Menschen, es sei unrecht Böses zu tun; Er aber lehrte, es sei unrecht nicht Gutes zu tun. Wir bekennen in der christlichen Kirche, dass wir getan haben, was wir nicht hätten tun sollen, – darin stimmen wir überein mit allen Menschen, die noch die Herrschaft des Gewissens anerkennen. Aber unser HErr zeigt uns da und dort – wie auch durch die oben angeführte Stelle – dass wir weiter gehen müssen, und bekennen, dass wir nicht getan haben, was wir hätten tun sollen. Hierin liegt unsere große Schuld.
Den Priester und den Leviten, die dem verwundeten Wanderer nicht zu Hilfe eilten; den Knecht, der einfach seines Herrn Geld nicht gebrauchte; die Leute, die den HErrn in Gestalt der Armen und Unglücklichen nicht speisten, kleideten oder besuchten; die Jungfrauen, die nicht Öl hatten in ihren Gefäßen; die Bäume, die nicht Frucht tragen, – diese alle hat Jesus zu ihrer ewigen Schmach und Schande uns vorgehalten. Wir können das uns umgebende Übel nicht leugnen noch sagen, wir seien nicht verantwortlich dafür. Wir können unsere Augen nicht schließen, noch uns abwenden von Ungerechtigkeit, Tyrannei und Unterdrückung – indem wir vorgeben, dass es uns nicht angeht – ohne dass es der Herzenskündiger erfahre, der am Tage des Gerichts uns sicherlich dafür zur Rechenschaft ziehen wird. Durch das, was wir nicht getan haben, laden wir uns das Missfallen Jesu auf.
Im Buch Esther finden wir eine auffallende Erläuterung dieses Gedankens. Als die junge Königin zögerte ihr Leben in die Schanze zu schlagen, da sagte Mardochai sehr wahr: „Wo du wirst zu dieser Zeit schweigen, so wird eine Hilfe und Errettung von einem anderen Ort her den Juden entstehen; aber du und deines Vaters Haus werdet umkommen. Und wer weiß, ob du um dieser Zeit willen zur königlichen Würde gekommen bist?“