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Predigten zu Sacharja 4,12
Zwei goldene Röhren
Wie vieles können wir lernen von einem Docht! Setze dich daneben hin und frage ihn, wie er zu hoffen wage, Stunde um Stunde Licht spenden zu können. „Wirst du nicht bald hinunter gebrannt sein, du kleiner Lampendocht?“ – „Nein, das brauche ich nicht zu befürchten; denn das Licht verbrennt mich nicht, obwohl es auf mir brennt. Ich hatte es nur in Verbindung mit dem Öl, das mein Gewebe durchdringt. Ich bin nur die Leiter, an der es emporsteigt. Nicht ich bin es, sondern das Öl, das in mir ist, durch das die Flamme genährt wird.“
Ja, so ist es. Wohl könnten unsere Herzen verzagen, im Blick auf die Zukunft, wenn wir nur auf unser eigenes Vermögen angewiesen wären. Aber darauf kommt es nicht an; nicht wir sollen der Welt das Leben geben; wir nehmen nur das Öl des heiligen Geistes und den Funken seines Feuers in uns auf. Wenn wir während der langen, dunkeln Stunden unentwegt fortbrennen, so ist es nur, weil wir es gelernt haben, den Vorrat der Gnade, der uns in der Gemeinschaft mit Jesu aufgeschlossen ist, ins Leben umzusetzen. Wie wichtig ist es jedoch, dass nichts den Zufluss des Öls unterbreche; dass wir darüber wachen, dass ja keine Unreinheit die engen Röhren verstopfe und der Lauf des Öls dadurch verhindert werde. Lasset uns täglich danach schauen – wachen und beten, dass kein Hindernis aufkomme; lasset uns von unserem königlichen Priester beständig Gnade um Gnade nehmen, damit wir aushalten können. Es kann nicht oft genug wiederholt werden: nicht was wir selbst tun, sondern was Gott durch uns tut, wird den Menschen zum wahren Segen werden. Begnüge dich damit, nur ein Docht zu sein, der beim Glanz des Lichtes, das ihn krönt, nicht beachtet wird, und lass es dir gefallen, durch die tägliche Entfernung des verkohlten Randes allmählich verzehrt zu werden.