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Predigten zu Römer 9,31
"Israel aber, einem Gesetz der Gerechtigkeit nachstrebend, nicht zu diesem Gesetz gelangt ist."
Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung
"Israel hat dem Gesetz der Gerechtigkeit nachgetrachtet und hat das Gesetz der Gerechtigkeit nicht erreicht."
O, dass wir beachteten, was die Auserwählung bewirkt! Gott hat den Weg des Glaubens und nicht den Weg der Werke auserwählt. Gott hat den "Sohn der Verheißung" und nicht "den Sohn der Magd" auserwählt. Wollte nun jemand versuchen, Seine Gnade durch Werke, Frömmigkeit und Gottesdienst zu gewinnen, so wird es ihm allzu schwer, ja, ganz unmöglich. Gott hat die Kinder des Glaubens auserwählt. Es hilft nichts, gegen die Auserwählung Gottes zu streiten; denn dann geht es so, dass derjenige, der der Gerechtigkeit nachgetrachtet hat, sie nicht erreicht, und dass derjenige, der der Gerechtigkeit nicht nachgetrachtet hat, sie erreicht, wenn er sie im Glauben annimmt. Der älteste Sohn, der immer "dem Vater diente und Sein Gebot nie übertreten hat", bekommt keinen Bock; der aber, der sein Gut mit Huren verprasste, bekommt ein gemästetes Kalb, wenn er einmal in seiner Blösse umkehrt und die Gnade als Gnade annimmt. "Die Ersten werden die Letzten sein, und die Letzten werden die Ersten sein."Sicherlich kann eine solch wundersame Regierung sowohl den Himmel als auch die Erde erregen. Und man braucht sich wahrlich nicht darüber zu wundern, dass die zu murren anfangen, die "des Tages Last und Hitze getragen haben", die ihre Kräfte auf das äußerste angestrengt und den Lüsten der Welt entsagt, sich mit dem Gesetz Gottes und mit guten Werken gemüht und geplagt haben. Sie müssen nun sehen, dass Zöllner und Sünder, die wild der Sünde gefrönt haben, "eher ins Himmelreich kommen, denn sie", eher zur Freiheit, zum Frieden und zur Freude des Evangeliums und des Glaubens kommen und sich schon einer vollkommenen Gerechtigkeit und eines Zeugnisses der Kindschaft - des besten Kleides und des Fingerreifes - rühmen. Sie selbst dagegen, so ernst und von anhaltender Arbeit ermüdet sie auch sind, haben diese Gerechtigkeit nicht! Man braucht sich nicht darüber zu wundern, dass diese zur Bitterkeit und zum Murren gegen eine solche Regierung gereizt werden. Aber was hilft es? Es war so in Gottes Rat beschlossen, ehe der Welt Grund gelegt war, und es ist darum nicht gut, gegen den zu streiten, der Himmel und Erde durch die Macht seines Fingers trägt! Er ist uns allzu groß und mächtig und "hat die Schlüssel der Hölle und des Todes, Er, der auftut und niemand schließt zu, der zuschließt und niemand tut auf". Er erbarmt sich, wessen Er will. Es liegt nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen, wer selig werden soll! Er erwählt, wen Er will. Und nun hat es Ihm gefallen, jene zu erwählen, die an den eingeborenen Sohn glauben, nicht aber die, die sich selbst den Himmel verdienen wollen. Das ist die ewige Auserwählung Gottes. Er hat uns in Christus und nur in Christus auserwählt, ehe der Welt Grund gelegt war. Wer auf die Auserwählung nicht achtgibt, sondern mit dem Kopf gegen die Wand rennt und stösst, wo keine Tür ist, der kommt nie hindurch, sondern muss zuletzt, wenn er auf das ernsteste "der Gerechtigkeit nachgetrachtet hat", die abweisende Antwort erhalten: "Nimm das Deine", was du selbst verdient hast, "und gehe hin." Wie hart es auch lauten mag, so sagt die Schrift doch: "Stoss die Magd hinaus mit ihrem Sohne, denn der Magd Sohn soll nicht erben mit dem Sohn der Freien."Die mit des Gesetzes Werken umgehen, die sind unter dem Fluch."Seitdem Gott uns in Christus erwählt und Seinen eigenen Sohn in Marter und Tod dahingegeben hat, um unsere Sünden zu versöhnen und uns die Seligkeit wieder zu erwerben, gilt vor Ihm nichts als das Blut und der Gehorsam Seines geliebten Sohnes, glüht Seine eifernde Liebe um den Sohn wie ein brennendes Feuer, das die ganze Welt erfüllt und das alles verzehrt, was sich dagegen stellt, selbst, wenn es auch die größte Heiligkeit wäre. Komme vor Gott nur in der Kleidung Seines geliebten Sohnes, denn sonst wird Er dir ein verzehrendes Feuer sein! Komme nie vor Gott in deinem eigenen Namen! Versuche nie, Seine Gnade zu gewinnen, außer in Ihm, dem Geliebten! Du bist vielleicht ernst in deiner Gottesfurcht; du betest fleißig und brennend; du bereust bitterlich deine Sünden; du wachst und streitest gegen sie; du tust viele gute Werke; - alles das ist gut und schön! Aber sei und tue all dieses Gute und noch mehr, und du wirst dennoch verdammt - es hilft nichts, solange du nicht dies alles für"Dreck" achtest und solange nicht Christus allein deine Gerechtigkeit und dein Trost geworden ist. Solches bewirkt die Auserwählung!
Ja, wer auf eigne Werke sieht Und sich auf diese Art um Gnade müht, Die Gott umsonst doch gibt, Der wird zuschanden Und bleibt gewisslich in seinen Banden, Verfehlt sein Heil.