10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...
Predigten zu Römer 7,24
Zitate von Charles Haddon Spurgeon anzeigen
Der alte Mensch ist noch nicht tot!
Ein achtungswürdiger Mann, den ich sehr gut kenne, erzählte mir kürzlich ein Stückchen aus seinem Leben. Er hatte an einem sehr nebligen Tag mit seinem Pferd und Wagen irgendwohin zu fahren. Auf dem Weg kam ihm ein anderes Gefährt entgegen, und die Pferde stiessen zusammen; "doch," sagte er, "wir kamen noch gut auseinander." - Aber dann kam einer angefahren, der wie ein Gentleman aussah; er fuhr sehr schnell und gerade auf den Wagen meines Freundes los. Anstatt sich aber zu entschuldigen, wurde er ärgerlich und schlug ihn mit seiner Peitsche ins Gesicht. Mein Freund ist ein entschiedener Christ; doch er sagte: "Ich fühlte, dass der alte Mensch noch in mir lebte; ich hätte ihm wohl mit meiner Peitsche eins wiedergeben mögen, aber ich tat es doch nicht. Als ich nach Hause kam, sagte ich:"Der alte Mensch ist noch nicht tot. Wenn er tot gewesen wäre, würde ich auch keinen Augenblick eine Erregung empfunden haben. Ich hielt ihn zwar nieder, aber ich fühlte doch, dass ich zornig wurde, und das tat mir weh, und ich sagte zu mir: Nun bist du schon seit so vielen Jahren ein Christ, und der alte Mensch ist doch noch am Leben."So ist er auch wohl noch in einem jeden unter uns. Er liegt gleich einem Laurer in der Ecke; aber der Tag wird kommen, da auch kein Überrest vom Bösen, keine Spur von der Sünde mehr vorhanden sein wird, und im Himmel werden wir singen:"Er hat uns erlöst von unseren Sünden mit seinem Blut. Er hat auch den letzten Rest, jede Neigung zur Sünde, jede Möglichkeit des Sündigens, hinweggenommen;"denn es steht geschrieben:"Sie sind unsträflich vor dem Stuhl Gottes."
Zitate von Carl Eichhorn anzeigen
"Die Lösung des inneren Zwiespalts Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen von diesem Todesleib? Ich danke Gott durch Jesum Christum."
Der Todesleib ist die angeborene Natur, in der Sünde und Tod ihren Sitz haben. Wer bringt nun die Erlösung? Denn der Zustand innerer Zerrissenheit darf doch nicht immer bleiben, sonst wäre das Christenleben ein Jammerleben. Es gibt viele Ausleger, die Römer 7 als den normalen Zustand des Christen ansehen. Es ist auch etwas Wahres dabei. Der Zustand ohne Gesetz ist ein für allemal vorüber. Paulus sagte: "Ich lebte ehemals ohne Gesetz." Wer einmal aus dem Sündenschlaf erweckt worden ist, kann nie mehr ganz in ihn versinken. Es bleibt immer ein Stachel zurück. Der Mensch sündigt nicht mehr ungestraft. Das Gesetz Gottes blickt doch immer wieder den Menschen drohend und strafend an, auch wenn er rückfällig wird. Hingegen der Zustand inneren Zwiespalts wird auch von denen nicht sofort überwunden, die an den Heiland gläubig geworden sind oder sich bekehrt haben. - Auf die Frage: "Wer wird mich erlösen?" gibt es, Gott sei Dank, eine Antwort: Jesus Christus, unser Herr. Nur durch ihn kommen wir vom Wollen auch zum Vollbringen. Er befreit von der Knechtschaft und von dem Fluch der Sünde. Doch nur im Glaubensblick auf den Heiland hat man diese Freiheit. Sobald der Glaubensblick sich verdunkelt, fällt der Mensch wieder in den Zustand unter dem Gesetz zurück, daher auch Gotteskinder oft noch seufzen müssen: "Das Gute, das ich will, das tue ich nicht, sondern das Böse, das ich nicht will." Man gerät wieder in den Zustand inneren Zwiespalts. Ich für mich allein bringe es nie weiter als zum Notschrei des in sich zerrissenen Herzens. Der Sieg liegt nie in mir, er ist mir nur in Jesu oder im Glauben gegeben. - In Römer 7, 25 heißt es genau: Ich selbst, d.h. ich für meine Person, losgelöst von Christus, diene mit dem Gemüt dem Gesetze Gottes, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde. Soweit kommt der Mensch für sich allein. Aber Gott sei Dank, kein Verdammungsurteil gibt es für die, die in Christus Jesus sind oder sich ganz auf ihn stellen. Jetzt ist für sie der Bann und die Herrschaft der Sünde gebrochen. Aus sich selbst kommt der Mensch niemals aus diesem Bannkreis heraus. Nur der Heiland durchbricht ihn. - Das Ziel ist ein siegreiches Leben in Christus. Aber es geht nicht ohne Schwankungen und Rückschläge. Ich glaube, dass Paulus in den stillen Jahren in Arabien und Tarsus in heißen Kämpfen Römer 7 durchkostete. Hier wurde ihm aber auch erst das Geheimnis des Kreuzes Christi oder der vollbrachten Erlösung geoffenbart. Niemand bekommt vollen Einblick in dieses selige Evangelium, der nicht zuerst unter das Gesetz geraten ist, den Kampf mit der Sünde ernstlich aufgenommen hat und dabei seine Todesschuld und Ohnmacht tief empfinden musste.Zitate von Martin Luther anzeigen
Unheilige Heilige
Ein Christ ist ein Sünder und ein Heiliger zugleich. Denn was uns betrifft, so sind wir in Sünden, und unserem Namen nach sind wir Sünder. Aber Christus gibt uns einen neuen Namen, der lautet Deine- Sünden-sind-dir-vergeben, weil uns um Christi willen die Sünden erlassen wurden und uns Befreiung zuteilwurde. Somit ist nun beides wahr: Die Sünden bestehen, und sie bestehen auch nicht, denn Gott will sie um Christi willen nicht ansehen. Doch vor meinen Augen stehen sie, und ich sehe und empfinde sie! Aber Christus ist da und gebietet mir zu predigen, ich sollte Buße tun. Das heißt, ich soll bekennen, ein Sünder zu sein, und gleichzeitig an die Vergebung der Sünden in seinem Namen glauben. Die Buße, obwohl sie nötig ist, reicht allerdings nicht aus, es muss hinzukommen, dass man im Namen Christi an die Vergebung der Sünden glaube. Doch wo dieser Glaube ist, da sieht Gott keine Sünde mehr. Denn dann stehst du nicht in deinem eigenen Namen vor Gott, sondern im Namen Christi. Er schmückt dich mit Gnade und Gerechtigkeit, auch wenn du in deinen Augen und vor dir ein armer Sünder bleibst und voller Schwachheit und Unglauben bist. Doch sollst du deshalb nicht zu Tode erschrecken, sondern bitten: »Ach Herr, ich bin ein armer Sünder, aber Du hast gesagt: Es soll so nicht mit mir bleiben, denn Du hast ja befohlen, armen Sündern in Deinem Namen Vergebung der Sünden zu predigen.«
Das ist der oft unausgesprochene Seufzer eines Kindes Gottes. Je mehr sein Verlangen nach Heiligung zunimmt und es den festen Entschluß faßt, in der Wirklichkeit des neuen Lebens, das in Christus ist, zu leben, desto mehr seufzt es in seinem Herzen: «Ich elender Mensch!» Unser Gewissen weiß um die sühnende Kraft des Blutes Jesu Christi. Aber wenn wir vor Gott gerechtfertigt sind, empfinden wir tief das Bedürfnis nach Heiligung, und dagegen sträubt sich unsere alte Natur. Dieser Zwiespalt, dieser Kampf preßt dem Christen den Ruf aus: «Wer wird mich erlösen?»
Warum fallen wir noch? Was ist die Ursache unserer Niederlagen? Unser alter Mensch, unser Eigenleben, das Gott dienen will, das Er aber nicht gebrauchen kann!
Wir seufzen über die Mängel unseres christlichen Zeugnisses, unseres Charakters, unseres Temperaments. Wir verzweifeln, wir blicken immer auf uns selber, weil wir nicht verstanden haben, daß unser Eigenleben nicht «christlich» sein kann. In diesem Zustand beginnen und beenden wir den Tag; die Menschen, denen wir begegnen, kommen nicht mit Christus in Berührung, sondern mit unserem «Ich». Aber unser Großer Hoherpriester in der Herrlichkeit kennt uns durch und durch. Er hört unseren Schrei, unsere intimsten Bekenntnisse. Er will darauf antworten und unserer Not abhelfen. Gott sei Dank, daß Er uns Seine Hilfe nicht versagt!
Durch das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus können wir befreit werden vom eigenen Leben, das bis dahin den Mittelpunkt unseres Wesens ausmachte. In Jesus Christus finden wir einen neuen Mittelpunkt. Unsere alte Natur muß mit Jesus gekreuzigt werden. Das Kreuz ist der Ort, wo sie hingehört. Dann gehen wir in ein neues Leben ein. Die Umwandlung beginnt auf Golgatha, entfaltet sich aber in der Auferstehung zusammen mit unserem Retter, der uns die Fülle Seines göttlichen Lebens verleiht. Wenn die Versuchung kommt, wollen wir an unserer Stellung festhalten und sagen: «Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn!» Er befreit, und Er tut es jetzt!
Ich elender Mensch
In diesem Kapitel kommt das persönliche Fürwort: „ Ich, mich, mein“ so häufig vor, dass sich die ganze Beweisführung darum dreht. Die mächtigen Anstrengungen der Seele, nicht sowohl gerechtfertigt, als geheiligt zu werden, ihr Ideal zu erreichen, würdiglich zu wandeln des HErrn, erregen unsere Bewunderung und sind von Meisterhand beschrieben. Es wird kaum einer unter uns sein, der diese Worte nicht wiederholt, und in großer Verzagtheit gelesen hätte. Sie stimmten durchaus mit unserer Erfahrung. Mit leidenschaftlicher Begier haben wir uns darnach gesehnt, dass der neue Mensch in uns so mächtig würde, dass er uns von dem alten Wesen befreie und wir die Leute würden, die wir gerne wären. Aber wir sind uns einer unheimlichen Macht bewusst geworden, die uns bezwang, wie die Schlangen den Laocoon und seine Söhne überwanden. Wir haben es erfahren, dass ein widriges Aas uns anhing, wie man es den römischen Verbrechern auf den Rücken zu binden pflegte, das die Luft mit Keimen des Verderbens erfüllte, und unser Leben vergiftete. Dann haben wir wohl schmerzlich ausgerufen: „O ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen?“ Der Schlüssel zu dem Klagelied dieses Kapitels liegt in den Bemühungen, ein heiliges Leben zu führen – abgesehen von der Macht des innewohnenden Heilandes, und unabhängig von der Gnade des heiligen Geistes. Alle solche Anstrengungen müssen zum Elend führen. Wir können uns selbst so wenig heiligen, als wir uns rechtfertigen konnten. Die Erlösung von der Macht der Sünde ist eben sowohl eine Gabe Gottes, wie die Vergebung. Erst wenn wir am Ende alles unsers Ringens angekommen sind, und uns dem Heiland überlassen, dass Er in und an uns das zu Stande bringe, was wir nicht selbst tun können, erst dann werden wir ausrufen lernen: „ Ich danke Gott, durch Jesum Christum, unsern HErrn.“