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Predigten zu Psalm 7,8
Zitate von Charles Haddon Spurgeon anzeigen
David erscheint vor Gott, um mit Ihm wegen seiner Verkläger zu sprechen, die ihn der Treulosigkeit und des Verrats beschuldigt hatten. Er beginnt mit einem Bekenntnis seines Vertrauens zu Gott. Wie dringend auch unsere Angelegenheiten sein mögen, sollten wir es nie für unwichtig halten, unserer Beziehung zu unserem Gott zu gedenken.
Unter Davids Feinden war einer stärker als alle anderen, der wegen seines Ansehens, seiner Macht und seiner Grimmigkeit als »Löwe« bezeichnet wird. Vor diesem Feind errettet zu werden – darum bittet er dringend. Vielleicht war das Saul, sein königlicher Gegner; aber was uns angeht, kennen wir einen, der umhergeht wie ein Löwe und zu verschlingen sucht; seinetwegen sollten wir immer rufen: »Erlöse uns von dem Bösen!« Wir müssen uns auf solche Angriffe einstellen; denn sie werden sicher über uns kommen. Wenn Gott im Garten Eden verlästert wurde, wird es uns in diesem Land der Sünder sicher nicht an Feindseligkeiten fehlen. Im zweiten Teil dieses rasch wechselnden Liedes beteuert der Sänger seine Unschuld und ruft den Zorn auf sein eigenes Haupt herab, sollte er nicht von dem ihm angelasteten Unrecht frei sein. David war so fern davon, verräterische Absichten zu verbergen oder das Wohlwollen eines Freundes mit Undank zu vergelten, dass er selbst seinem Feind erlaubte zu entkommen, als er ihn völlig in der Gewalt hatte. Aus diesen Versen können wir lernen, dass keine noch so große Unschuld vor den Verleumdungen der Gottlosen schützt. David hatte mit peinlicher Sorgfalt jeden Schein der Auflehnung gegen Saul vermieden, den er stets den »Gesalbten des HERRN« nannte; doch das konnte ihn nicht vor den Lügenzungen bewahren. Wie der Schatten dem Körper, so folgt der Neid der Tugend. Nur nach dem von Früchten schweren Baum werfen die Menschen mit Steinen. Wenn wir ohne Verleumdung leben wollen, müssen wir warten, bis wir im Himmel sind. Hüten wir uns, die umherschwirrenden Gerüchte zu glauben, die stets den redlichen Menschen belästigen. Gäbe es niemand, der Lügen glaubt, hätte die Falschheit einen flauen Markt, und der gute Ruf der Frommen bliebe unangetastet. Böser Wille hat noch nie Gutes gesprochen, und Sünder sind gegen die Heiligen immer bösen Willens, und daher kann man sicher sein, dass sie nichts Gutes von ihnen sagen.
Davids Kummer lässt ihn den Herrn als Richter sehen, der den Richterstuhl verlassen und sich zurückgezogen hat. Der Glaube möchte den Herrn bewegen, die Mühsal Seiner Heiligen zu rächen. Er schläft aber nicht, auch wenn es oft so scheint, denn die Bösen haben die Oberhand, und die Heiligen werden in den Staub getreten. Gottes Schweigen ist die Geduld Seiner Langmut, und währt sie den bedrückten Heiligen auch zu lange, so sollten sie doch alles freudig in Hoffnung ertragen, weil Sünder dadurch zur Buße geleitet werden.
Richte mich, HErr, nach meiner Gerechtigkeit und Lauterkeit
Es waren bestimmte Klagen gegen David ausgesprochen worden, hinsichtlich deren er sich durchaus unschuldig fühlte. Sonst hätte er es wohl nicht gewagt, Gott also herauszufordern, wenn sein ganzes Leben vor Ihm geprüft worden wäre. Da hätte er ohne Zögern bekannt, dass er im allgemeinen ein sündiger Mensch sei. Es geschieht häufig, dass Gottes Kinder auf ähnliche Weise solcher Sünden angeklagt werden, an denen sie ganz unschuldig sind. In diesem Fall haben sie das Recht, ihre Unschuld zu bezeugen; genügt dies aber nicht zu ihrer Freisprechung, so müssen sie sich an Gott wenden und Ihn bitten, für sie einzustehen.
Welche ernste Frage drängt sich uns jedoch hier auf! Kind Gottes, kannst du es bezeugen, dass du, soviel dir bewusst ist, züchtig, gerecht und gottselig lebst in dieser Welt? Stimmt dein Wandel mit den Ansprüchen des Gesetzes Gottes, – kann er diese Prüfung bestehen? Darfst du deine Lauterkeit behaupten? Kennst du keine Halbherzigkeit, oder um das schöne alte Wort zu gebrauchen: „Ist dein Herz ungeteilt (vollkommen) vor Gott?“ Ist dem also, so hat es nicht viel zu bedeuten, was Menschen von dir sagen. „Leidet jemand als ein Christ, so schäme er sich nicht, er ehre aber Gott in solchem Fall.“ Die Feindschaft gilt dann eher dem Meister selbst, als dem Knecht, und Gott wird verantwortlich für deine Rechtfertigung. Er wird sich erheben und seine Macht beweisen, indem Er dem Feind und Rachgierigen schweigen gebietet. Überlasse deinen guten Namen deinem Gott, und fahre indessen ruhig fort, seinen Willen zu tun. Es kann nicht schaden, wenn du in aller Ruhe deine Unschuld bezeugst; kannst du aber dadurch den Sturm nicht abwenden, so beuge dich darunter. Berufe dich nicht auf menschliche Gesetze, – Gott kann dich schon verteidigen.