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Predigten zu Psalm 77,20
Dein Weg war im Meer. Du führtest dein Volk wie eine Herde Schafe
Dies bezeichnet einen Höhepunkt erhabener Gedanken, um des Gegensatzes willen, zwischen der Majestät und der Milde Gottes. Zuerst tritt Er uns entgegen als der, der mächtige Meere durchschreitet; der atlantische Ozean mit seinen unergründlichen Tiefen ist für Ihn, was uns ein Bächlein ist – kaum so viel. Aber wie im weichen Schlamm des Baches die Tritte des Wanderers verschwinden, so sind auch uns die Fußspuren Gottes verborgen. Wir können seine großen, wunderbaren Geheimnisse nicht entdecken, noch seine Gedanken erforschen; seine Spur können wir nicht verfolgen auf seinem Gang durch die Jahrhunderte; seine Bahnen sind außer dem Bereich unserer Berechnungen.
Aber fürchte Ihn nicht! Dieser mächtige Gott hat das zarte Herz eines Hirten. Er führt sein Volk wie eine Herde Schafe; Er wird sie nicht überanstrengen. Sondern die Lämmer in seinem Busen tragen und die Schafmütter sanft führen. Er ist zugleich der Mächtigste und der Sanftmütigste! Der L öwe aus dem Stamm Juda und das L amm von Bethlehem! Fürst und Heiland; das Ebenbild Jehovahs, und doch der Hirte, der geschlagen ward, dessen Herde sich zerstreute.
Es ist überdies eine menschliche Hand, die der Herde Bahn macht; Gott gebraucht die Hände schwacher, irdischer Werkzeuge zu seinem Dienst. Du hast Ihn vielleicht nicht erkannt; aber wären deine Augen geöffnet gewesen, du hättest gesehen, dass Er es war, der dich führte durch die sanfte Hand deiner Mutter, den starken Arm jenes Freundes, durch die zitternden Finger jenes jungen Mädchens, oder das zarte Händchen deines Kindleins. O wie viele guten, treuen Hände haben unser Leben geformt und ausgebildet! Aber allem lag die Führung Gottes zu Grunde, der uns durch die tiefen, dunkeln Wasser zu unserer Hürde geleiten will.