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Predigten zu Psalm 62,1

"Nur auf Gott vertraut still meine Seele, von ihm kommt meine Rettung."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Der Glaube, der auf Gott allein ruht, ist der allein wahre Glaube; ein Vertrauen, das sich nur teilweise auf den Herrn verlässt, ist ein nutzloses Vertrauen. Die rechte Haltung des Glaubens ist, auf Gott und Sein Handeln zu warten. Das zu tun, zeigt wahre Ernsthaftigkeit, und nur auf Ihn zu warten, ist geistliche Keuschheit. Im Original heißt es: »Nur zu Gott ist meine Seele stille.« Nur die Gegenwart Gottes konnte sein Herz überwältigen zu Stille, Unterwerfung, Ruhe und Ergebung; und wenn dies alles empfunden wird, durchbricht kein rebellisches Wort dieses friedliche Schweigen. Die Redensart »Reden ist Silber, Schweigen ist Gold« ist in solchem Fall mehr als wahr. Keine noch so große Beredsamkeit ist auch nur halb so bedeutungsvoll wie das geduldige Schweigen eines Gotteskindes. Es ist ein bedeutsames Werk der Gnade, wenn man den Willen bezwingt und die Gefühle in einem solchen Maße beherrscht, dass unser ganzes Herz vor dem Herrn wie ein See unter dem Wind liegt, der jederzeit bereit ist, sich von jedem Hauch Seines Mundes bewegen zu lassen, doch von jeder inneren, selbst verursachten Bewegung frei ist und sich auch von keiner äußeren Kraft antreiben lässt, außer von dem göttlichen Willen. Wenn das Warten auf Gott Anbetung ist, bedeutet das Warten auf Geschöpfe Götzendienst. Wenn das Warten auf Gott allein wahrer Glaube ist, muss der Versuch, Ihn mit einem »fleischlichen Arm« in Verbindung zu bringen, dreister Unglaube genannt werden. Es ist immer das Beste, mit Gott anzufangen, dann mögen wir auf die Feinde losgehen. Mach alles klar mit dem Himmel, dann kannst du dich mit Erde und Hölle befassen. Es ist erstaunlich, dass die Menschen nur allzu gern an ihrem unnützen und sün- digen Treiben festhalten wollen, während das Ausharren in der Gnade so schwierig, ja, unmöglich ist, wenn Gott uns nicht zu Hilfe kommt. Die Ausdauer jener, die dem Volk Gottes widerstehen, ist so eigenartig zäh, dass man wohl mit allen Heiligen ausrufen muss: »Wie lange wollt … ihr morden, ihr alle?« Die Vollkommenheit der Gerechten ist den Gottlosen verhasst und der Hauptgrund für ihre Wut. Dass Gott die Frommen oder ihren Ruf durch Seine Vorsehung heraushebt, erregt ebenfalls den Neid dieser schäbigen Leute, und so setzen sie alles daran, sie auf ihr Niveau herunterzuziehen. Beachtet, wie sich die Bosheit auf einen einzigen Punkt konzentriert. Das wird der Haltung der Begnadeten gegenübergestellt, die auch nur einen Punkt haben, auf den sie ihr Vertrauen richten – auf den Herrn. Wenn die Gottlosen nur das Werk der Gnade in uns zerstören könnten, wären sie zufrieden. Unseren Charakter zu verderben und unseren Einfluss auszuschalten, ist der Gegenstand ihres Planens.


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Meine Seele ist still zu Gott, der mir hilft."

Drei Männer der Heiligen Schrift wollen wir anschauen, die bei erschütternden Todesfällen sich zu der rechten Stille durchrangen. Da ist Aaron, der eben erfährt, dass Gott seine beiden Söhne Nadab und Abihu dahingerafft habe, weil sie gewagt hatten, fremdes Feuer auf den Altar Gottes zu bringen. Mose muss dem unglücklichen Vater verkünden: "Das ist's, das der Herr gesagt hat: Ich erzeige mich heilig an denen, die mir nahe sind, und vor allem Volk erweise ich mich herrlich." - Man denke sich in Lage und Herz dieses Vaters hinein. Was wird er tun? Die Haare raufen? Sich verzweifelt zu Boden werfen? Die Faust ballen? Mit Gott hadern? Nichts von alledem. Die Schrift sagt: Und Aaron schwieg stille. - Ach, Freunde, Aarons Schweigen ist eine kurze aber gewaltige Totenfestpredigt. Sie ruft uns zu: Beugt euch unter Gottes gewaltige Hand, und rebelliert nie gegen Gott, auch nicht in den schwersten Stunden! - Danach betrachten wir David, dem angesagt wird, das von Bath-Seba geborene Söhnlein ist gestorben. Die ganze Nacht durch hatte er in heißem Gebetskampf um das Leben des Kindes gerungen. Nun erfährt er, dass Gott ihn nicht erhört habe. Was lesen wir nun, dass David getan habe? "Da stand David auf, wusch sich und ging in das Haus des Herrn und betete an" (2. Samuel 12, 20). - Hier zeigt David allen Eltern, die ein Kind abgeben müssen, den Weg zum wahren Trost. Er ging in das Heiligtum, betete, und kam, von Gott selber getröstet, wieder heim. - Zuletzt soll Hiobs wohlbekanntes Wort uns helfen. In der gleichen Stunde war ihm der Verlust seines Millionenvermögens und der jähe Tod seiner zehn erwachsenen Kinder gemeldet. Er aber rief: "Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen, der Name des Herrn sei gelobt." - Gott lehre uns solches Schweigen, Beten und Loben!


Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft."

Viele haben ordentlich Angst vor Stille; es könnte ihr Gewissen diese Stille benutzen, um ihnen alte Schuld ins Ohr zu flüstern. Daher ist der Zeitvertreib eigentlich ein Vertreiben der Stille, des Gewissens und der besten Regungen der Seele. Stille zuerst vor sich selbst, in und mit sich selbst. Das kann je nachdem schon etwas Heilendes und Befreiendes haben, wenn man für einige Zeit solche Stille sich geschaffen hat. Wenn aber eine Schuld sich mit eingeschlichen hat in diese Stille oder eine Sorge, dann wird's doch beängstigend und bedrückend, so mit sich und seinen Quälgeistern allein zu sein. Daher deutet unser Text eine Richtung der Stille an: zu Gott. Für ihn offen! Um seinetwillen stille, damit man von daher das Nahen der sicher erwarteten Hilfe spüren könne. Wie still muss das Wasser sein, wenn es die Landschaft widerspiegeln soll. Wie still muss deine Seele sein, wenn der, dessen Stimme man nicht hört auf der Gasse, in ihr leise und doch mächtig sich bezeugen will! Jesus sucht die stillgewordenen Seelen, damit sie sein Bild widerspiegeln können. Kampf um Stille! Segen der Stille! Jesus in der Stille!

Herr, mein ganzes Sehnen geht auf dich. Ich möchte dir solche stille schöne Stunde in meinem Leben weihen, dass du sie füllest mit deinem schimmernden Glanz. Hilf mir, die anderen Stimmen zum Schweigen zu bringen, damit Raum sei und Ruhe für dich! Ich will stille sein; rede du! Amen.