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Predigten zu Psalm 58,1
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Die Feinde Davids bildeten eine zahlreiche Schar, die sich einig war, und weil alle einstimmig den Gejagten verdammten, neigten sie dazu, ihre Verurteilung für rechtens zu halten. »Was alle sagen, muss wahr sein« ist eine lügnerische Redensart, die auf der Vermessenheit beruht, dass der große Haufen einem den Rücken stärkt. Dann heißt es: »Haben wir nicht alle eingestimmt, den Mann zu Tode zu hetzen? Und wer traut sich, auch nur anzudeuten, die große Menge könne sich irren?« Doch der so Verfolgte legt die Axt an die Wurzel, indem er die Richter fragt, ob sie dem Recht gemäß handeln oder nicht. Man täte gut daran, manchmal eine Pause einzulegen und sich ehrlich diese Frage zu stellen. Manche aus Sauls Umgebung waren eher passive als aktive Verfolger; sie schwiegen still, wenn das Objekt des königlichen Hasses verleumdet wurde. Schweigen aber gilt als Zustimmung. Wer sich weigert, für das Recht einzutreten, macht sich zum Komplizen des Bösen.
Es ist kein Wunder, dass etliche Menschen den rechtmäßigen »Samen der Frau« verfolgen; weil alle zu der Schlangenbrut gehören, besteht ebendiese Feindschaft zwischen ihnen. Sobald sie geboren sind, weichen sie von Gott ab – in welch einem Zustand befinden wir uns doch! Verlassen wir den rechten Weg so früh? Fangen wir im selben Augenblick an, Menschen und Sünder zu werden? Jeder kann sehen, wie früh kleine Kinder zu lügen beginnen. Bevor sie sprechen können, verstehen sie die Kunst des Hinters-Licht-Führens. Wer frühmorgens losmarschiert, wird bis zum Abend weit kommen. Unwahrhaftigkeit ist einer der sichersten Beweise für unseren gefallenen Zustand, und weil die Falschheit universal ist, gilt das auch für die menschliche Verdorbenheit. Ist der Mensch also ein giftiges Reptil? Ja, und sein Gift gleicht dem der Schlangen. Die Viper hat nur den Tod des Leibes in ihren Giftzähnen; aber der nichtwiedergeborene Mensch hat ein Gift unter der Zunge, das auch die Seele und den Geist zerstören kann. Der Mensch hat in seiner natürlichen Verdorbenheit alle schlechten Eigenschaften der Schlange, nur geht er unbeholfener damit um. O Sünde, was hast du angerichtet!
Gottlose Menschen werden auch nicht durch die vernünftigsten Argumente für das Rechte gewonnen, auch nicht durch die leidenschaftlichsten Appelle. Ihr Prediger des göttlichen Wortes, wendet alle eure Kunst an! Tut euer Möglichstes, um den Vorurteilen oder dem Geschmack der Sünder zu entgegnen, und ihr werdet ausrufen müssen: »Wer hat unserer Verkündigung geglaubt?« Dass die Sache misslingt, liegt nicht an eurer Musik, sondern an den Ohren der Sünder, und nur die Kraft Gottes kann dies ändern. Nein, wir rufen und rufen und rufen immer wieder umsonst, bis sich der Arm Gottes offenbart. Dies ist gleichzeitig des Sünders Schuld und Gefahr. Er sollte hören; aber er will nicht, und weil er nicht hören will, kann er der Verdammnis der Hölle nicht entfliehen.
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Saul war König und saß daher ganz oben (siehe Fußnote Rev. Elberfelder) und benutzte seine Autorität, um David zu vernichten. Darum fleht der Verfolgte zu dem Herrn, Er möge ihn ebenfalls in die Höhe setzen, nur meint er etwas anderes damit. Er bittet, aufgehoben und in den hohen Turm gebracht zu werden, der außerhalb der Reichweite seines Feindes ist. Beachtet, wie er die Anrede »mein Gott« den Worten »meine Feinde« gegenüberstellt. Dies ist die richtige Methode, die feurigen Pfeile des Feindes mit dem Schild des Glaubens einzufangen und auszulöschen. Gott ist unser Gott, und darum gehört uns sowohl die Erlösung als auch die Bewahrung.
Saul behandelte ihn sehr ungerecht, und auch gegen andere verfuhr er tyrannisch und ungerecht. Darum betet David noch heftiger gegen ihn. Böse Leute waren bei Hofe hoch angesehen und dienten als bereitwillige Werkzeuge der Tyrannei – gegen diese betet er. Gegen böse Menschen, die Böses vorhaben, darf man zweifellos beten. Wenn eine Wohnung von Räubern besetzt ist, läutet der gute Mensch die Alarmglocke, die wir in diesen Versen laut vernehmen: »Befreie mich! … Bring mich in Sicherheit! … Befreie mich! … Rette mich!« Saul hatte mehr Grund zum Fürchten als David; denn die unbesiegbare Waffe des Gebets wurde auf ihn gerichtet, und der Himmel wurde bewegt, gegen ihn in den Krieg zu ziehen.
Es ist ein Kennzeichen durchdachten Betens, wenn die auf Gott angewendeten Titel passend sind und tatsächlich dem Inhalt des Gebets entsprechen. Dadurch wird den Argumenten zusätzliche Kraft verliehen. Wird der HERR es ertragen, wenn Sein Volk unterdrückt wird? Wird der Herr der Heerscharen es dulden, wenn Seine Feinde über Seine Knechte triumphieren? Sollte der Gott der Treue uns, Sein auserwähltes Volk, der Vernichtung preisgeben? Der Name Gottes ist selbst im buchstäblichen Sinn ein fester Turm für Sein ganzes Volk. Welch eine machtvolle Bitte liegt in den Worten: »Erwache, heimzusuchen! « Schlage aktiv zu! Richte in Weisheit! Strafe mit Macht! Sei keinem gnädig von den treulos Frevelnden! Sei ihnen gnädig als Menschen, aber nicht als Aggressoren; wenn sie weiterhin verhärtete Sünder sind, lass mit dem Druck gegen sie nicht nach! Die Sünde der Übertreter nicht ernst zu nehmen, hieße, den Gerechten unter ihrer Macht zu belassen, darum lass ihre Vergehen nicht ungestraft, sondern teile den verdienten Lohn aus! Der Psalmist empfindet hier, dass die Beseitigung der Unterdrückung, die er selbst so nötig hatte, genauso wünschenswert für sehr viele Fromme wäre, die sich in ähnlicher Lage befinden. Und darum bittet er für die gesamte Schar der Gläubigen und gegen die ganze Sippschaft der Verräter.