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Predigten zu Psalm 32,2

"Glückselig der Mensch, dem der HERR die Ungerechtigkeit nicht zurechnet, und in dessen Geist kein Trug ist!"

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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"Dem Aufrichtigen lässt es Gott gelingen Wohl dem Menschen, in des Geist kein Falsch ist!"

Liest man die Erzählung von Davids Fall, könnte man denken, dass er sofort auf Nathans Bußpredigt sich gebeugt und Vergebung erlangt habe. Dem ist aber nicht so. Mit Recht beginnt in unserer Bibel der 13. Vers des 12. Kapitels im 2. Buch Samuel mit einem fetten Buchstaben. Es liegt ein längerer Zeitraum zwischen dem 12. und 13. Vers. Die Psalmen bestätigen es. David fand nicht sofort Gnade. Es war ein monatelanger Kampf in seiner Seele zwischen Lüge und Wahrheit, zwischen Licht und Finsternis. Sünde und Lüge sind unzertrennliche Begleiter. Lüge ist der Schatten der Sünde. David suchte seinen Ehebruch zu vertuschen und wandte allerlei Künste an, und als er schließlich den Mann der Bathseba, den Uria, wegräumte, tröstete er sich damit: die Feinde haben ihn erschlagen. Das Furchtbare an der Sünde ist, dass sie das innere Auge oder das Wahrheitslicht im Menschen schädigt. Je mehr einer sündigt, desto mehr verliert er das Gefühl für Sünde und wird schließlich verfinstert und völlig der Wahrheit beraubt. - Buße tun, heißt wahr werden, sich unrecht und Gott recht geben und mit einem ungeschminkten Bekenntnis hervortreten. David erkannte in diesem furchtbaren inneren Kampf, dass alles darauf ankommt, die verborgene Falschheit und Tücke zu überwinden. Nur dem Aufrichtigen gelingt es. Er hat sich zuerst gewunden und gedreht, er wollte sein Böses verschweigen oder doch nicht völlig sich und andern eingestehen. Aber Gott ließ nicht nach. Seine Hand lag Tag und Nacht schwer auf ihm. Er musste körperlich viel durchmachen. Er zehrte ab und schwand dahin. Sein Lebenssaft vertrocknete. Er ging einher wie ein Schatten. Endlich setzte er sich's vor: Ich will dem Herrn meine Missetat bekennen. Er fasste den festen Vorsatz und führte ihn aus. Er bekannte im Heiligtum vor Nathan. Er sah nur mehr seine Schuld. Vielleicht hatte auch Bathseba schuld. Vielleicht ließ sie ihre Reize auf den König spielen. Jedenfalls widersetzte sie sich nicht. Aber David sah nur seine Schuld. Er bekannte auch seine Blutschuld (Ps. 51, 16). Er leugnete nicht: Der Mörder Urias bin ich! - "Du hast Lust an der Wahrheit, die im Verborgenen liegt", ruft er im 51. Psalm aus. Man kann nach außen einer direkten Lüge sich enthalten und ist im Verborgenen doch nicht wahr. Man bewegt sich in der Welt des Scheins. Man will blenden. Wer im Innersten wahr wird wie David, dem kommt Gott ohne Säumen mit seiner Gnadenfülle entgegen. David wurde göttlich betrübt. Es war eine Trauer im Blick auf Gott, von Gott selbst gewirkt. Sie ist der Durchgangspunkt zur Freude. So kommt es zum Bruch mit der Sünde und zur seligen Umkehr.


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Rechne mir meine Sünde nicht zu

»Wohl dem Menschen, dem der HERR die Missetat nicht zurechnet … !« Das bedeutet aber auch: Nicht wohl, sondern unwohl ist jedem, der sich keine Sünde zurechnet, der sich selbst gefällt, sich für fromm hält, kein schlechtes Gewissen hat, sich für unschuldig erklärt und sich dessen tröstet und sich darauf verlässt. Dabei sagt der Apostel: »Ich bin mir nichts bewusst, aber darin bin ich nicht gerechtfertigt; der Herr ist’s aber, der mich richtet« (1Kor 4,4), als ob er damit sagen wollte: Gerechtfertigt sind allein solche, denen Gott die Sünde nicht zurechnet, also solche, von deren Sünde Gott nichts mehr wissen will. Das gilt also nur denen, die sich selbst ihre Sünden und mannigfachen Gebrechen immer wieder zurechnen.


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Erforsche mein Herz, o Gott!

»… in des Geist kein Falsch ist!« Das bedeutet, dass unser eigenes Herz uns nicht betrügt. Es verbirgt nicht die Falschheit in uns, damit wir nicht nach außen fromm erscheinen und uns selbst fromm vorkommen, als hätten wir Gott lieb, obwohl unser Herz inwendig mit Falschheit umgeht. Dann dient man nicht um Gottes willen, sondern um seiner selbst willen, indem man aus Eigennutz fromm ist. Von dieser bösen, falschen und betrügerischen List werden am häufigsten solche verführt, die als groß und geistlich angesehen werden möchten. Sie treten Gott aufgrund ihres frommen Lebens und vieler guter Werke ungebührlich entgegen und achten nicht ernsthaft auf ihren Geist und auf ihr Herz. Auch wollen sie nicht zu Herzen nehmen, dass kein Mensch von dieser betrügerischen, schädlichen List frei ist, sondern dass sie ganz tief in jedem von uns steckt, es sei denn, Gottes Gnade treibt sie aus. Darum spricht David von einer List, die den Geist beherrscht, nicht von einer, die der Mensch ausübt oder bewusst gegen sich oder andere ersinnt. An dieser List leiden wir, und sie ist uns angeboren.


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Was ist denn die Ursache, daß viele Erweckte so lange nicht zum Bewußtsein und Genuß des Friedens mit Gott hindurchdringen?

Einige, die wohl erweckt sind, sind nicht gründlich erweckt. Wenn ein Mensch des Herrn Jesu teilhaftig werden will, so muß er mit seinem innersten Willen von der Ge- meinschaf t mit der Sünde austreten; er muß mit seiner Finsternis in das Licht des Heilandes kommen; es muß ihm darum zu tun sein, im Lichte Gottes je mehr und mehr die Finsternis und die verborgensten Fäden der Finsternis in seinem Herzen zu entdecken und nichts vor dem Herrn zu verhehlen. Diesem Offenbarwerden weichen viele lange Zeit aus; vielleicht weil sie sich fürchten, ihre eigene Gerechtigkeit einzubüßen, vielleicht weil sie die Sünde noch heimlich nähren und pflegen, neben dem Leben aus Gott auch noch ein Leben des eigenen Ichs führen, mit andern Worten: Zwei Herren dienen, und kein ganzes Eigentum des Herrn Jesu werden mögen. So muten sie dem Heiland zu, er solle über ihren verborgenen Fleischessinn den Mantel seiner Gerechtigkeit hereinziehen und ihnen seinen Frieden schenken, ob sie gleich die Finsternis noch lieb haben, und sich die feinere und verborgenere Gemeinschaft mit ihr nicht mögen ins Licht stellen lassen. Aber dies geschieht nimmermehr. Auf diese Art entstehen geistliche Zuckungen und Krämpfe. Der Geist Gottes offenbart der Seele diese oder jene Unart; die Seele aber will diese Unart nicht für so bedeutend ansehen, als sie in den Augen des Herrn ist; sie will sich nicht schuldig darunter geben, will nicht anerkennen, daß die Gemeinschaft mit dieser vielleicht sehr gering scheinenden Sünde ihr den Zugang zu der Gnade verschließe, sucht lieber die Ursache anderswo und bleibt so in ihrem trüben Herzenszustande. Eure Untugenden, unter welche ihr euch nicht schuldig geben wollt, scheiden euch und euren Gott voneinander. Wer aber seine Sünde bekennet, dem wird sie vergebender kann, eben unter solchem sich Schuldiggeben, seinen Versöhner und Bürgen und eben dadurch die Kraft finden, die Sünde zu überwinden.

Was sich in mir reget, was mein Herz beweget, was mein Geist bedenkt; was mein Hoffen nähret, was mein Wunsch begehret, was mir Friede schenkt, soll allein mein Jesus sein! Er das Ziel all meiner Triebe, Jesu meine Liebe. Du, mein Licht, erscheine! Du, mein Trost alleine, komm, erquicke mich! Komm, daß meine Seele sich nicht länger quäle, komm und zeige dich! Nimm mich mir und gib mich dir! Du, der sich für mich gegeben, werde ganz mein Leben!