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Predigten zu Psalm 16,2

"Du, meine Seele, hast zu der HERR gesagt: Du bist der Herr; meine Güte reicht nicht hinauf zu dir."

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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In Gotteskindern soll Liebe zu Gott und Christo sein

"Ich weiss von keinem Gut außer dir."

"Du sollst keine anderen Götter neben mir haben"; darauf antwortet die gläubige Seele: Du bist mein allerhöchstes Gut. Ist das nicht vielleicht zu viel gesagt? Gewiss, überall da, wo statt gründlicher Bekehrung nur ein schwärmerisches Gefühl sein Spiel treibt. Wenn aber ein Herz sich dem Herrn rückhaltlos aufschließt, da teilt er sich mit, und es darf sprechen: Ich weiss von keinem Gut neben dir. Für mich gibt's nichts Höheres. In der Tat, es schwindet alles, wenn er sich der nach ihm dürstenden Seele schenkt, weil ihr sonst niemand und nichts helfen und genügen kann. - Man muss es erfahren haben, wie das Herz überwältigt wird, wenn es die Liebe Gottes in ihrer Fülle schmecken darf. Vor dieser Sonne erbleichen alle Lichter. Es war aufrichtig, als Petrus ausrief: "Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens." Es war nicht minder ehrlich, als er versicherte: "Ich will mit dir ins Gefängnis und in den Tod gehen." Und dann überwog doch die Liebe zum Leben. Aus Furcht verleugnete er. Im tiefsten Grund war ihm Jesus gleichwohl das Liebste. Darum war er nachher so untröstlich und weinte zum Herzzerbrechen. - Wir müssen unterscheiden zwischen dem, was im innersten Grund lagert, und was im einzelnen Fall zum Vorschein kommt. Die Grundstellung des Herzens entscheidet. Aber ohne Zweifel muss immer mehr zur Tatsache und Lebenswirklichkeit werden, was meine innerste Gesinnung ist; nämlich dass er wirklich mein ein und alles ist. - Dazu dienen die mancherlei Proben. Es kommen Verluste und Enttäuschungen, Schläge und tödliche Verwundungen. Wer kein ganzes Verhältnis zum Herrn hat, fällt ab. Wo sich ein solches findet, bleiben Schwankungen nicht aus. Hiob ließ seinen Gott nie ganz los. Er konnte nicht ohne ihn sein. Aber bittere Empfindungen stiegen auf, und unmutige Worte fielen, über die er nachher in Staub und Asche Buße tat. - So ist das Menschenherz. Man ist in Gnadenstunden ganz davon erfüllt: Der am Kreuz ist meine Liebe. Und dann ist man wieder so untröstlich und so niedergedrückt von Sorge, als sei alles verloren. - Wie? Ist er nicht das höchste Gut, im Vergleich zu dem alles wertlos ist, wie Kot? Wie stimmt das? Ach, du hingest an den vergänglichen Dingen eben doch noch mehr, als du dachtest. Dein Leben war dir kostbarer, als du meintest. Du warst in den Gnadenstunden über alles hinausgehoben. Auf solchen Höhepunkten überschätzt man sich. Nun kommen dunkle Stunden. In solchen Proben zeigt sich, was man wirklich ist. Nun muss es durch neue Buße gehen. Das ausschließliche Verhältnis zum Herrn setzt sich bei den Aufrichtigen immer wieder und immer mehr durch. Aber es geht durch Trübungen und Beugungen, bis im ganzen Umfang des Lebens, in Freud und Leid, im Beruf und im Verkehr mit Menschem, er, der alles Überragende, die unerschöpfliche Freudenquelle ist, in der die Seele allezeit volles Genüge findet, so dass sie ihn in der Freude nicht vergessen und ihm im Leid nicht den Abschied geben kann, und dass durch nichts die Seligkeit in ihm gestört werden darf.


Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Du bist's, dich muss ich haben!

"Ich habe gesagt zu dem Herrn: Du bist ja der Herr."

Dieses Wort bildet einen wundervollen Widerhall auf das erste Gebot: Ich bin der Herr, dein Gott. Das Wort seines Gottes ist in die Seele Davids tief eingedrungen, und nun gibt er's dem Herrn wieder zurück in Gestalt dieses herrlichen Bekenntnisses. In vielen Seelen bleiben die Gottesworte einfach liegen. Sie sind darin abgelagert wie totes Material. Wenn es richtig steht, kommt das Wort, das wir vernommen haben, wieder zum Vorschein als Bekenntnis und Zeugnis unseres Mundes. Das ist der Unterschied zwischen toten Gewohnheitshörern und lebendigen Seelen. Die einen hören nur immer, aber man hört von ihnen nichts, sie sind stumm wie die Toten. - Der Psalmist konnte nicht schweigen; denn Gott war ihm überaus groß, ja sein alles geworden. Die Jehova-Offenbarung in ihrem Reichtum an Gnade und Barmherzigkeit hat ihm das Herz abgewonnen. Es liegt eine besondere Gnadenerfahrung hinter ihm. "Du bist Jehova", ruft er im Überschwang dankbarer Freude aus. "Du bist's, außer dir ist kein Helfer und Retter, du bist mein alles." - Dies sprach er zu seinem Gott. Damit hat er den Bund mit ihm festgemacht, den Bund, "der ewig nicht gebrochen werden soll". Er hat durch diese Erklärung Jehova eingesetzt zu seinem alleinigen und unbedingten Herrn. Er hat sich dadurch zu seinem völligen Eigentum übergeben und verschrieben. - "Ich habe gesagt", nicht: "Ich sagte". Diese Zeitform drückt die vollendete Tatsache aus. Ich habe es gesagt, und dabei soll es bleiben. Es soll nicht mehr umgestossen werden. Als Paulus dreimal den Herrn um Befreiung von seinem schmerzhaften Leiden bat, erhielt er eine Antwort von oben, die nicht seinem Gebetswunsch entsprach, von der er aber wusste, dass es bei ihr für immer sein Bewenden hatte. "Der Herr hat zu mir gesagt": daran war nicht zu rütteln (2. Kor. 12, 9). - Weißt du wohl auch von einer solch völligen Übergabe an ihn? Hast du ihm auch schon das ausschließliche Recht über dich und dein Leben eingeräumt? Tersteegen hat sich in einer Weihestunde seines Lebens mit der Messerspitze in den Arm geritzt und mit seinem eigenen Blut dem Herrn zum ewigen Eigentum verschrieben. Auf die äußere Form kommt's nicht an. Aber zu einem ganzen und ausschließlichen Verhältnis zum Herrn muss es einmal kommen. Die Eiskruste um unser Herz muss endlich völlig schmelzen, der letzte Widerstand weichen.

"Endlich musst' mein Herze brechen und allein, ohne Schein, dir das Jawort sprechen. O der sel'gen Gnadenstunde, da ich mich ewiglich meinem Gott verbunden, da ich allem Sündenleben, aller Freud' dieser Zeit Abschied hab' gegeben, da mein Geist zu Gottes Füßen sank dahin und mein Sinn wollt' in Reu zerfließen!"

Wohl werden wir mit Tersteegen fortfahren müssen: "Zwar ich bin nicht treu geblieben, wie ich sollt', wie ich wollt', dich allein zu lieben." Aber wenn einmal der Bund mit dem Herrn festgemacht ist, dann hält er uns beim Wort und lässt uns nicht mehr los.