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Predigten zu Psalm 16,1

"{Ein Gedicht von David.} Bewahre mich, Gott, denn ich traue auf dich!"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Wir sind wegen des Schlüssels zu diesem goldenen Geheimnis nicht auf menschliche Ausleger angewiesen, weil uns Petrus durch den Heiligen Geist sagt: »David sagt über IHN …« (Apg 2,25). Gewöhnlich nehmen sich die Kommentatoren vor, den Psalm sowohl auf David als auch auf die Heiligen sowie auf den Herrn Jesus anzuwenden, doch wir wollen es zu glauben wagen, dass es hier nur um Christus geht, zumal wir in den Versen 9 und 10 wie die Apostel auf dem Berg niemand sehen können »als Jesus allein«.

In allem versucht wie wir, bedurfte das Menschsein Jesu der Bewahrung vor der Macht des Bösen. Obwohl in sich rein, vertraute der Herr Jesus nicht auf die Reinheit der Natur, sondern blickte als Beispiel für Seine Nachfolger auf den HERRN, Seinen Gott, dass Er Ihn bewahre. In Seinem tiefsten Herzen beugte sich der Herr Jesus zum Dienst für Seinen himmlischen Vater, und vor dem Thron des HERRN gelobte Seine Seele um unseretwillen dem Herrn Untertanentreue. Wir gleichen Ihm, wenn unsere Seele wahrhaft und beständig in der Gegenwart des die Herzen erforschenden Gottes ihre völlige Übereinstimmung mit den Gesetzen und der Herrschaft des unendlichen HERRN erklärt und sagt: »Du bist mein Herr.« Welche Wunder schaut die göttliche Liebe, wo die Hände der unendlichen Macht gnädig am Werk sind! Es war diese Scharfsicht der Liebe, die Jesus dazu brachte, in uns einen Lohn für Sein Todesringen zu erblicken. So stärkte Ihn bei all Seinen Leiden die Freude darüber, uns davor erretten zu können, in den Scheol hinabzufahren. Mit welchem Vertrauen und mit welch grenzenloser Freude wendet sich Jesus zu dem HERRN, dem Seine Seele gehörte und an dem Er sich erfreute! Überaus zufrieden mit dem Teil in Seinem Gott, hatte Er kein weiteres Begehr, anderen Göttern nachzujagen. Sein Becher war gefüllt, und Sein Herz ebenfalls; selbst in Seinen größten Schmerzen hielt Er sich mit beiden Händen an Seinem Vater fest und rief: »Mein Gott, Mein Gott!« Nie kam ihm auch nur der Gedanke, vor dem Fürsten der Welt in Anbetung niederzufallen, obwohl dieser Ihn versuchte, indem er Ihm »dies alles« geben wollte. Auch wir dürfen uns des Herrn rühmen. Er ist Speise und Trank für unsere Seelen. Er ist unser Teil, das alle Bedürfnisse befriedigt, und unser Becher, der königliche Köstlichkeiten enthält – alles, was wir in diesem Leben brauchen, und auch, was unser Erbteil in dem Zukünftigen betrifft. Als Kinder unseres himmlischen Vaters erhalten wir aufgrund unserer Erbberechtigung, die wir durch Jesus haben, alle Reichtümer des Bundes der Gnade, und das uns zufallende Erbteil stellt das Brot des Himmels und den neuen Wein des himmlischen Reiches auf unseren Tisch. Wer wäre nicht zufrieden mit einer so köstlichen Speise? Unseren flachen Sorgenbecher können wir dann auch mit Ergebung trinken; denn gleich daneben steht der Becher der Liebe, und der wird nie leer werden.


Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Bitte um göttliche Bewahrung

"Bewahre mich, Gott; denn ich traue auf dich."

Eine hochnötige Bitte, die wir uns aneignen wollen. Nur genügt es nicht, dass wir die Gebete anderer hersagen oder ablesen. Sie müssen unsere eigenen werden. So auch die vielsagende Bitte um Bewahrung. Jesus bittet den Vater, dass er die Seinigen bewahren wolle vor dem Argen. Auch will der erhöhte Heiland selbst seine Erlösten fest in seiner Hand halten, dass niemand sie ihm entreißen darf. Die Bewahrung bezieht sich auf Leib und Seele. Unser leibliches Leben ist beständig von Gefahren bedroht. Bei aller Vorsicht können wir uns selbst nicht genügend schützen. Die gefährlichsten Feinde unserer Gesundheit sind die winzigen Bazillen, die wir mit blossem Auge nicht sehen können. Diese kleinen Sporen oder Keime schwirren um uns. Wir atmen sie ein und ahnen nicht, dass wir vielleicht in Kürze von diesen Trägern der ansteckenden Krankheiten überwältigt daliegen, um vielleicht nicht wiederaufzustehen. Wir können uns in acht nehmen, einem Typhus- oder einem Lungenkranken nahezukommen. Doch alle Vorsicht schützt nicht unfehlbar. Wenn uns Gott bewahrt, können wir einen solchen Kranken pflegen oder ihm mit Gottes Wort dienen und bleiben vor Ansteckung bewahrt. Aber noch viel wichtiger ist die Bitte um Bewahrung im Blick auf unsere Seele. Wenn sie Schaden nimmt oder gar zugrunde geht, dann ist das ein unendlich grösserer Verlust. Unser Leib wird doch früher oder später ein Raub der Verwesung. Unsere Seele ist in dieser Welt voll Unreinheit, Lüge und Unehrlichkeit in großer Gefahr der Ansteckung. Die Träger der Ansteckung sind unsaubere, verführerische Reden, die unser Ohr treffen, unkeusche Blicke, die unser Auge berühren. Sie bringen den Giftstoff in die Seele, und dann breitet er sich darin aus, bis unser Inneres verdorben ist. Wir können die Gesellschaft leichtsinniger und schlechter Menschen mit dem besten Willen nicht meiden. Sonst müssten wir die Weit räumen. Gehen wir ihnen auch möglichst aus dem Weg, unser Beruf führt uns mit ihnen zusammen, in der Eisenbahn sitzen wir neben ihnen. Wir können unser inneres Ohr zustopfen und die bösen Eindrücke loszuwerden trachten. Aber Gott muss das Beste tun. Er muss uns mit einer feurigen Mauer umgeben. Er muss unsere Seele unempfänglich machen, dass die schlimmen Eindrücke an ihr abprallen. Er muss, wenn sie doch eingedrungen sind, uns Gnade schenken, die bösen Giftstoffe wieder auszustossen. Er muss die Spuren, die sie hinterlassen haben, mit dem Blut Jesu wegwischen und uns vor neuer Befleckung bewahren. Er tut's. Nur müssen wir fest auf ihn trauen. "Wir werden aus Gottes Macht zur Seligkeit bewahrt", wie Petrus sagt. Aber er fügt hinzu: durch den Glauben. Wir müssen es dem Herrn zutrauen und fest auf ihn rechnen. So viel wir auf ihn trauen, so viel kann er uns seine bewahrende Macht erfahren lassen im äußeren und im inneren Leben.