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Predigten zu Psalm 147,1

"Lobet der HERR! denn es ist gut, unseren Gott zu besingen; denn es ist lieblich, es geziemt sich Lobgesang."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Der Fluss des breiten Stromes des Buches der Psalmen mündet in einen Katarakt von Lobpreis. Dieser Psalm beginnt und endet mit »Halleluja!« Der HERR und glücklicher Lobgesang sollten in den Köpfen der Gläubigen immer miteinander verbunden sein. Jupiter wurde gefürchtet, der HERR aber wird geliebt. Für einen jeden, der zum wahren Samen Israels gehört, ist der Psalmist der Dirigent, der laut ruft: »Preist den HERRN!« Solche Ermahnung sollten tatsächlich alle auf sich anwenden, die der Gunst Gottes irgendetwas verdanken, und wer von uns wäre nicht davon betroffen? Vergelten können wir Ihm nichts; aber preisen wollen wir Ihn, nicht nur jetzt, sondern immer. Gott tritt sowohl in der materiellen als auch in der geistlichen Welt als der Schöpfer und Baumeister auf, und dafür ist Er zu preisen. Seine Gnade, Macht und Weisheit werden alle in der Gestalt und der Einrichtung Seines von Ihm erwählten Anbetungsortes geschaut. Einst war es eine materielle, ummauerte Stadt, jetzt ist es eine Gemeinde, die aus geistlichen Steinen besteht. Der HERR ist aber nicht nur ihr Baumeister, sondern auch ihr Arzt; Er heilt zerbrochene Herzen genauso wie zerbrochene Mauern. Sein tiefstes Mitempfinden gegenüber den Betrübten ist ein besonderes Zeichen Seiner Güte. Nur wenige wollen mit den Verzagten zu tun haben; doch der HERR sucht ihre Gesellschaft und bleibt bei ihnen, bis Er sie mit Seinen Tröstungen geheilt hat. Er neigt sich herab zu zerbrochenen Herzen und macht sie gesund; Er selbst kremt sie mit Salbe der Gnade ein und legt ihnen die sanften Bandagen der Liebe an und verbindet so die blutenden Wunden derer, die sich ihrer Sünden bewusst sind. So sieht das Mitempfinden Gottes aus. An wem Er so gnadenvoll gehandelt hat, der darf Ihn wohl preisen. Der HERR heilt und verbindet immerzu. Es ist Ihm nichts Neues, Er hat es von alters her getan, und es ist keine Sache aus der Vergangenheit, der Er jetzt überdrüssig wäre; denn noch immer heilt und verbindet Er. Kommt, zerbrochene Herzen, kommt zu dem Arzt, dem keine Heilung misslingt, deckt eure Wunden vor dem auf, der sie sanft verbindet! Unser Herr und König ist groß – voll Erbarmen, unendlich, unfassbar herrlich. Niemand kann Seine Majestät beschreiben oder Seine Großartigkeit und Vollkommenheit ermessen. Sein Handeln offenbart einiges von Seiner Macht; doch das meiste davon bleibt verborgen; denn bei Gott sind alle Dinge möglich, selbst was den Menschen unmöglich erscheint. Er ist grenzenlos in Seinem Sein, in Seiner Macht und in Seiner Erkenntnis, wie wir aus den Versen 4 und 5 leicht erkennen können. Und doch – wie sehr erniedrigt Er sich! Denn Er ist es, der die Kranken so liebevoll pflegt und so gnädig auf die Sünder wartet. Er wendet Seine grenzenlose Macht und unendliche Weisheit an, um menschliches Elend zu lindern, damit wir es ertragen können und damit wir geheiligt werden. Wegen all dieser Gründe soll Sein Lob laut erschallen. Selbst wenn es unendlich wäre, würde es nicht ausreichend sein. Indem Er Seine Gemeinde baute und Seelen errettete, zeigte Er uns all Seine Größe, Macht und Weisheit. Wir wollen Ihn für jede dieser Eigenschaften erheben!


Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Also loben ist köstlich, loben ist lieblich und schön - ist besser als klagen und trotzen und jammernd den Kopf hängen! Hören wir's recht! Loben ist besser; es kommt mehr beim Loben heraus, als wenn man murrt und verdrossen ist. Lieblich und schön und wahrlich köstlich ist's namentlich bei denen, die man sonst nicht gerade im besten Glück sieht und bei denen man den Eindruck hat, sie hätten viel Ursache, traurig und bekümmert zu sein. Wie ergreifend, sie dennoch loben zu sehen!

Kann man denn immer loben?, so fragt eines. Daß man's doch immer zuerst mit den Verdrossenen zu tun haben muß! Nun, es gibt Dinge, die traurig, betrübt und unglücklich machen, da es Tränen kostet und Herzklopfen, Angst und Beklemmung gibt. Geben wir aber einmal acht, wie oft die Trauernden drunterhinein ein Gottlob! aussprechen in Erwägung oder Wahrnehmung eines Umstandes, der erfreulich ist! Das sollte uns nachdenklich machen, wie immer mitten in die Trübsal etwas hineinfällt zum Loben!

Wenn wir denn also nicht sagen wollen - wie es auch der Spruch nicht so meint -, daß man nie weinen, nie betrübt und bekümmert sein dürfe, so wollen wir doch lernen, die kleinen Zwischendinge, an welchen etwas von Gottes Nahesein zu erkennen ist, besser zu beachten. Das unwillkürliche, halb gedankenlose Gottlob! oder Gott sei Dank!, das uns entschlüpft, muß nicht alles sein; sondern wir müssen uns eben in das hinein versenken, was den Ausruf auspreßt. Das ist immer etwas, an dem wir einen Halt bekommen und uns aufrichten können. Mitunter ist das so viel, daß es, wenn wir's recht erfaßt haben, gerade den Schwerpunkt der Bekümmernis wegnimmt. Wenn es denn so geht, so ist die zufriedene Stimmung schon ein Loben und köstlich, lieblich und schön, erquicklich für alle, die es sehen und hören, wenn sie etwa daherkommen, um Teilnahme zu bezeigen. Wie kann man da so gesegnet beieinandersitzen! Aber welch ein Herzweh kann man bekommen, wenn man jemand rein gar nichts als klagen und jammern und sich trostlos gebärden sieht - selbst wenn offenbar ist, daß Ursachen da wären, den Schmerz zu mäßigen! Da ist's nicht köstlich, sondern armselig; da ist's nicht lieblich und schön, sondern peinigend und häßlich!

Aber sehen wir von der Frage der Verdrossenen ab und denken wir bei dem Spruch nicht gerade an die Traurigen und Unglücklichen: ob die auch noch loben könnten! Laß ihnen das Weinen! Aber du, wenn dir's gut geht und du Ursache hast, fröhlich zu sein, du, dem Gott eine Gnade, eine Hilfe und Errettung oder auch Glück und Segen hat zukommen lassen: wie, mein Lieber, was tust denn du? Nicht wahr, gar oft lässest du's eben so hingehen, wie wenn sich's so von selbst verstünde oder gar, wie wenn's des lieben Gottes Schuldigkeit wäre, daß Er dir's wohl gehen lasse! Wo man diese kühle und undankbare Art sieht, da ist's auch nicht köstlich und nicht lieblich und nicht schön! Tut sich gar dabei an dir noch ein herrischer und harter Sinn gegen andre kund, so möchte man von dir weglaufen und ob dir seufzen! Lerne doch, du Menschenkind, nur wenigstens Gott loben, wo Gott an dir handgreiflich zu loben ist!

Wer's tun kann, wer's vor jedermann unumwunden aussprechen kann mit freudiger Herzensbewegung, wie sehr er Gott lobe und Ihm danke für alles Gute, das Er gibt und erfahren läßt - wer so seinen gnädigen und gütigen Gott gleichsam jedermann repräsentiert und vor Augen stellt: der tut vielen wohl. Wer's hört, muß sagen: „Es ist doch köstlich, wie der oder die so dankbar ist, es ist lieblich und schön, es erquickt durch und durch, daß man sein eigen Kreuz darob vergißt und sich mitfreuen muß!“ Kommt's denn noch zu gemeinschaftlichen Lobgesängen, so singen alle gerne mit aus Herzensgrund. Und wie köstlich, wie schön und lieblich ist dann solch Loben!