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Predigten zu Psalm 116,8
Zitate von Christoph Blumhardt anzeigen
Das ist ein Wort nach einer Errettung aus großen Nöten, die David erfahren hat. Er war in Todesnöten gewesen, schien schon dem Tode verfallen zu sein - sei's, daß er gegen verfolgende Feinde keine Hilfe mehr vor sich sah oder daß eine schwere Krankheit ihn an den Rand des Todes gebracht hatte. Nun aber hatte der HErr ihm geholfen, und nun preist seine Seele den HErrn.
Es gehört mit zu der Erziehungsweise unsres Gottes, es auf vielerlei Art mit uns bis an den Tod hinkommen zu lassen, wie um uns zu erinnern, daß wir im Grunde lauter Todeskinder sind. Ohnehin geben wir nicht eher nach, als bis es aufs Äußerste gekommen ist - wie viele Missetäter erst dann sich beugen und schuldig geben, wenn sie das Schwert des Scharfrichters blinken sehen. Mit kleinen Nöten, die Gott über uns verhängt, bringt Er uns nicht weit. Es muß. bis ans Leben gehen, wenn's wirken soll. Kein Wunder, daß so viele arge Sachen über uns kommen, da es recht ausgedacht zu sein scheint, über uns das Ärgste, das nur möglich ist, zu verhängen. Viele müssen lange und unaufhörlich wie am Rand eines abschüssigen Abgrundes hinwandeln, als sollten sie jeden Augenblick in die Tiefe versinken; und anders wird's erst, wenn sie anfangen, sich zu demütigen.
Davids Augen sind auch von den Tränen befreit worden. Wenn nämlich der Mensch das Äußerste vor sich sieht, dann fließen die Tränen reichlich.
Nun' aber kommt es darauf an, was es für Tränen sind: ob es Tränen des bloßen Schmerzes sind, ferner des Stolzes, der Eigenliebe, der Verzweiflung, endlich gar des Zorns und Ärgers - oder ob es Tränen der Demütigung vor dem HErrn sind.
Sind's die letzteren, dann sind sie mit einem Aufblick zum HErrn verbunden, mit einem Seufzen nach Ihm, daß Er dreinsehen und sich erbarmen möge. Und damit ist ein Anfang gemacht zur Hilfe. Große Macht vor dem HErrn haben Tränen, wenn sie Ihm zugewandt fließen, nicht von Ihm abgewandt. Kam es doch selbst dem gottlosen Ahab zugut, als er sich einmal mit Weinen und Flehen vor Gott bückte (1. Kön. 21, 27ff.). So hatte auch David vor dem HErrn geweint, und das brachte ihm Rettung.
David rühmt aber auch das, daß der HErr seinen Fuß vom Gleiten gerissen hätte. Wenn man sich nämlich aussichtslos in Not und Bedrängnis sieht, so kommt der Fuß leicht ans Gleiten. Man verliert die Festigkeit des Gemüts und Glaubens und ist versucht, neben hinaus zukommen in Verzagtheit, Verzweiflung, Murren wider Gott, bis zum Abfall des Herzens vom Glauben an Gott und an Seine Treue und Verheißungen - auch wohl auf falsche sündliche Wege der Selbsthilfe. So kommt der Fuß bis ans Gleiten; und da wird's erst recht gefährlich für den Menschen, weil dieser damit an den Rand des ewigen Todes kommt, sofern er in der Glaubensprobe nicht besteht. Aufrichtige Seelen aber besinnen und fassen und halten sich. Solchen erzeigt sich der HErr freundlich, daß Er die Versuchung nicht zu stark werden läßt, wohl auch zu rechter Zeit das Leid wendet, ehe es mit dem Ausgleiten Ernst geworden ist. So erfuhr's auch David, wie es der Spruch anzeigt.
Den frommen David also hat Gott aus allem wieder gerissen. Ähnliches dürfen wir auch erfahren: Der HErr schickt immer unter die Trübsale hinein Zeiten der Erquickung und Ruhe durch wunderbar erzeigte Hilfe, da wir loben und danken können wie David.
Erneuern werden sich freilich die Anfechtungen und Kämpfe immer wieder; aber auch Erquickung und Hilfe von Seiten des treuen Gottes wird nie fehlen.
Endlich aber kommt die Zeit, da wir auf Ewigkeit ins Sichere gestellt werden, da für immer die Tränen von den Augen weggewischt werden und von einem Ausgleiten des Fußes ohnehin keine Rede mehr sein kann. Wie werden wir da erst loben und preisen! Ach wären wir schon da!