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Predigten zu Philipper 3,7

"Aber was irgend mir Gewinn war, habe ich um Christi willen für Verlust geachtet;"

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Jesus mein alles im Stande der Gnade

"Was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden geachtet."

Paulus hat alle seine kostbaren Schätze verloren. Im Grunde war er ja schon arm. Jetzt ist die Armut zum Vorschein gekommen. Jetzt spricht er: "Ich habe alles für Schaden geachtet, alles, was mir so wertvoll war." Die vollendete Vergangenheit drückt aus: dabei bleibt's für immer. Er hat alles drangegeben. Nicht jeder, der sich bekehrt, gibt soviel auf wie Paulus. Schlechthin alles achtet er als Schaden oder Verlust um der Erkenntnis Jesu Christi willen. Seitdem ihm das Auge für den herrlichen Heiland aufgegangen ist, weiss er, was er an ihm hat. Im Vergleich zu Jesus ist ihm alles geringwertig, ja schädlich. Denn das Edelste und Kostbarste wird zum Schaden, wenn es uns aufhält, Christum zu ergreifen, oder wenn es zur Ursache wird, ihn wieder zu verlieren. Was sich uns in den Weg stellt, wenn wir den Herrn Jesus zu gewinnen trachten, das müssen wir hassen (Lk. 14, 26). Nichts darf über, nicht einmal neben den Herrn gestellt werden. Willst du etwas neben ihm festhalten, bringst du dich um ihn. Wer am irdischen Gut hängt, kommt nicht in Besitz des höchsten Gutes. Wer die Ehre vor den Menschen sucht, erlangt nicht die Ehre vor Gott. Wer der Fleischesfreude huldigt, dringt nicht zur Geistesfreude durch. Man wird deswegen nicht ärmer, wenn man um des Heilandes willen sich von allem trennt, was sich mit ihm nicht vereinigen will. Nein, so wird man erst in Wahrheit reich. In Christus bekommt man alles im höheren und wahrhaftigen Sinn wieder (Phil. 3, 9.10). Man erhält göttlichen Adel. Keine irdische hohe Geburt kann sich damit messen. Wir werden dem Volk Gottes einverleibt, das hoch über allen Nationen steht. Wir erlangen Gaben der Gnade, die alle Naturgaben weit übertreffen. Uns wird eine Freude und ein Besitz zuteil, gegenüber dem alle irdische Freude und alles Erdengut gar nichts ist. Jetzt erst bekommt man die wichtigste Aufgabe, nämlich Christum und das ewige Leben zu gewinnen. Es wird uns ein Ziel gesteckt, das über alle irdischen Ziele himmelhoch erhaben ist. Der Heilige Geist flösst uns einen Eifer ein, der nicht vom Ehrgeiz, sondern von der Liebe zu Gott beseelt ist. Wir bekommen die wahre Bildung und ein Wissen, das alles Erdenwissen unendlich überragt (1. Joh. 2, 20). Denn Gottes Geist führt uns ein in die Geheimnisse Gottes und lehrt uns Gottes Wege verstehen. Wir bekommen Selbst- und Gotteserkenntnis. Vorher ist man blind, man betet sich an und achtet Gott gering. An Stelle der eigenen wurmstichigen Gerechtigkeit empfangen wir die Gottesgerechtigkeit, durch die wir Gott gefallen und ihm dienen dürfen (Röm.5, 1). Ist Christus am ersten Platz, dann bekommt alles, auch die Gaben und Vorzüge der Geburt und des Geistes, seine Wertung und Verwertung in seinem Dienst und zu seiner Ehre. Getrennt von ihm wird alles missbraucht zu eigenem Ruhm.


Autor: William MacDonald (* 07.01.1917; † 25.12.2007) US-amerikanischer Prediger der Brüdergemeinden
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"Aber was irgend mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Verlust geachtet; ja, wahrlich, ich achte auch alles für Verlust wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen ich alles eingebüsst habe und es für Dreck achte, auf dass ich Christum gewinne."

Es ist immer überaus schön und kostbar, wenn ein Gläubiger um Jesu willen auf viel verzichtet. Da ist ein Mann, dessen Talent ihm Ruhm und Reichtum eingetragen haben, aber dem göttlichen Ruf gehorsam, legt er sie seinem Erlöser zu Füßen. Oder eine Frau, vor deren Stimme sich die Türen der großen Konzertsäle der Welt geöffnet haben. Aber jetzt ist sie überzeugt, dass sie für eine andere Welt leben muss, deshalb gibt sie ihre Karriere auf, um Christus nachzufolgen. Was sind schließlich Ruhm und Reichtum und irdische Auszeichnungen im Vergleich zu dem unermesslichen Gewinn, in Christus erfunden zu werden. Ian McPherson fragt: "Gibt es irgendwo ein bewegenderes Bild als das eines Mannes, beladen mit Gaben, die er aber alle demütig und bewundernd dem Heiland zu Füßen legt? Und dort ist ja schließlich ihr eigentlicher Platz. Oder, mit den Worten eines alten walisischen Gottesmannes: ,Hebräisch, Griechisch und Lateinisch sind sehr gut, wenn sie am richtigen Platz sind; aber ihr Platz ist nicht dort, wo Pilatus sie hintat, über dem Haupt Jesu, sondern vielmehr zu Seinen Füßen.'" Der Apostel Paulus verzichtete auf Reichtum, Kultur und religiöse Positionen und achtete alles für Verlust um Christi willen. Jowett kommentiert dazu: "Solange der Apostel Paulus seine fürstlichen Gaben als großen Gewinn betrachtete, hatte er den Herrn noch nicht gesehen. Aber als die 'Herrlichkeit des Herrn' vor seinen staunenden Augen aufstrahlte, verblassten diese Dinge zu Schatten, ja zu Nichts. Und nicht nur erschien der frühere Gewinn des Apostels wertlos im Licht der strahlenden Herrlichkeit des Herrn und lag in seinen Händen als verächtlicher Tand; er hörte auf, überhaupt an ihn zu denken. Er verschwand völlig aus seinem Denken, wo er als erhabener und heiliger Schatz gehütet worden war." Es ist deshalb seltsam, dass, wenn ein Mann alles verlässt, um Christus nachzufolgen, manche denken, er wäre verrückt geworden. Manche sind schockiert und verstehen überhaupt nichts mehr. Andere weinen und bieten Alternativen an. Andere argumentieren mit Vernunft und gesundem Menschenverstand. Einige wenige stimmen zu und werden bis ins Innerste bewegt. Aber wenn jemand im Glauben wandelt, kann er die Meinungen anderer richtig werten und einordnen. C.T. Studd verzichtete auf ein Privatvermögen und glänzende Aussichten in seiner Heimat, um sein Leben in den Dienst der Mission zu stellen. John Nelson Darby kehrte einer brillanten Karriere den Rücken und wurde ein vom Geist bevollmächtigter Evangelist, Lehrer und Prophet Gottes. Die fünf Märtyrer von Ecuador verzichteten auf die Annehmlichkeiten und den Materialismus der Vereinigten Staaten, um dem Auca-Stamm Christus zu bringen. Die Menschen nennen es ein großes Opfer, aber es ist kein Opfer. Als jemand Hudson Taylor für die Opfer loben wollte, die er gebracht hatte, sagte er: "Mann, ich habe nie in meinem Leben ein Opfer gebracht." Und Darby sagte: "Es ist kein großes Opfer, auf Dreck zu verzichten."


Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Der Apostel Paulus war ein gelehrter Mann, ein hochangesehener Mann vor seiner Bekehrung, der großen Einfluß hatte, und wo er hinkam, als etwas Bedeutendes galt. Das konnte er in seinem natürlichen Stand für einen Gewinn halten, für einen Vorzug, für einen Reichtum; aber jetzt im neuen Stand dünkts ihm alles nur Schaden zu seyn. So weit er nemlich sich daran halten, und darauf hinsehen wollte, als wäre es etwas, so weit war es ihm innerlich ein Schaden, weil es ihn kitzelte und mit Eigenliebe erfüllte, auch sein Anderes von Gott verderbte. Denken wir's uns nur so, daß der Theil des Herzens und Geistes, der von solchen Dingen angefüllt ist und sich einnehmen laßt, der göttlichen Durchleuchtung entbehrt. Wenn ich in einen Schrank viel Gold thun will, und fülle es zur Hälfte mit Blei, so bringe ich nur noch für die Hälfte des Raumes Gold hinein. Der Schrank wird bald voll; und das übrige Gold, das hinein sollte, hat nicht Platz, muß also draußen bleiben. So kann viel Gold des Geistes in Mancher Herz nicht hinein, weil viel andrer Wust drin liegt, vor dem es nicht Platz hat, oder mit dem sich's nicht verschmelzen kann. Also ist dieser Wust, wie man alles, was nicht von Gott kommt und zu Gott führt, nennen kann, ein Schaden und kein Gewinn, besonders wenn derselbe noch der Art ist, daß er die Anschauungen des Geistes verdreht oder verkehrt. Alles, was in dieser Welt groß und reich macht, und hoch, ist, wenn man ihm unrechten Wert beilegt, ein Schaden, weil es gewisse Räume des Herzens ausfüllt, die mit göttlichen Schatzen ausgefüllt seyn sollten. Das hat Paulus gemerkt, weswegen er alles wegwarf, um lauter göttliche Schätze in sein Herz zu bekommen, wodurch allein er der rechte Apostel geworden ist, der er war.

Wollen wir denn auch auspumpen und auswerfen, sofern wir wenigstens den Sachen nicht mehr die große Bedeutung beilegen, welche die Welt ihnen giebt, bis nichts Fremdes mehr da ist, damit nachrücken kann die göttliche Gnade und der göttliche Reichtum. Wir können alle Tage reicher werden, wenn wir nur recht wegwerfen, weil dafür immer mehr Göttliches in uns kommt.

Der HErr gebe, daß wir's klüglich zu machen wissen, wie es unser wahrhaftiges Wohl erfordert.

Mel. Die Tugend wird durchs Kreuz. O süßer Stand, o sel'ges Leben, Das aus der wahren Einfalt quillt, Wenn sich ein Herz Gott so ergeben, Daß Christi Sinn es ganz erfüllt. Es weiß alsdann von keiner Zierde, Alls die im Blute Christi liegt. Die reine himmlische Begierde Hat alles Eitle leicht besiegt.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Nicht Wertloses hielt Paulus für Spreu, sondern das, was ihn früher als höchsten Wert kräftig bewegte und ihn zum Eiferer machte, weil seine ganze Seele daran hing. Nicht Gottlosigkeit vergleicht er mit seinem Christenstand, sondern seine Frömmigkeit stellt er neben das, was er an Jesus sah. Er hatte in seinem früheren Leben Sünde, aber auch aufrichtigen, willensstarken Gottesdienst und beides war untrennbar miteinander verwachsen. Darum verzichtet er jetzt auf alles, was er einst war, und richtet nicht nur reuig seine damalige Feindschaft gegen Jesus, sondern vergräbt seinen ganzen früheren Gottesdienst. So groß wurde für ihn Jesus, so neu und herrlich Gottes Offenbarung in ihm. Durch seinen neuen Weg bekam er nicht viele Ziele, sondern nur eines, das, dass er Christus kennen lerne. Neben diesem Verlangen erstarb in ihm jedes andere Begehren. Man kennt ihn an dem, was er tut. Wenn Paulus von der Erkenntnis Jesu sprach, so dachte er nicht an Theorien über Christus. Er hat seine Frömmigkeit, die ihn zum Täter des Gesetzes machte, nicht deshalb weggeworfen, um ein theologischer Spekulant zu werden. Sein Christus war kein Gegenstand für unsere Theoriebildung, sondern der regierende Herr, der dadurch erkannt wird, dass er seine Herrschaft über und zur Vollendung bringt. Aber auch nicht einzig daran hat Paulus bei seinem Verlangen gedacht, dass Christus die Herrlichkeit des ewigen Lebens hat und gibt, sondern er sah auch in seinem Kreuz einen noch nicht ausgeschöpften Segensquell. Auch dieses hat eine Tiefe in sich, in die Paulus noch nicht eingedrungen ist, weil er noch nicht die ganze Macht des Kreuzes Christi Jesu an sich selber und am Weltbestand vor Augen hat. Der Sünde abgestorben sein, die Unterstellung des Fleisches unter das es beseitigende Urteil Gottes, für die Welt gekreuzigt sein, das waren Worte, die höher waren als der heutige Tag und größer als unsere Erfahrung. Sie sprachen von dem, was die Fülle der göttlichen Gnade zum Ziele Gottes macht. Über dem Sterben erscheint aber an Jesus der Glanz des Lebens; und was es bedeutet, dass er auferstanden ist, und wie er uns die Auferstehung bereitet, das enthüllt erst der kommende Tag. Daher hatte Paulus kein anderes Anliegen als das, dass Christus sich ihm so zeige, wie er in der Macht seines Kreuzes und in der Herrlichkeit seines Lebens Gottes Willen vollbringt.

Was Du, Herr Jesus Christus, uns gabst, ist das Himmelreich mit allen seinen Gütern und Gaben. Wir haben aber das Ganze und Ewige noch nicht in unserer Erfahrung vor unseren Augen. Wir spüren die richtende Macht Deines Todes und danken Dir dafür, tragen aber noch das Bild des irdenen Menschen. Wir spüren die Leben schaffende Kraft Deiner Auferstehung; denn sie gibt uns die lebendige Hoffnung und wir danken Dir dafür. Aber wir stehen noch in der Knechtschaft der Vergänglichkeit. Führe uns, o Jesus, ein in Dein vollendetes Reich. Amen.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden geachtet.

Welche Majestät umglänzt das Leben in einer armen Dachkammer, in einer verlassenen Kellerwohnung, auf dem einsamen Dorf, dessen Name kaum gekannt ist, wenn es von dem Leben heißt: „Aus Grundsatz bei Jesus.“ Das begehrt der Mann, ehe ihm das Herz gebrochen wird, und die Tage kommen, die der rüstigen Arbeit das Ziel setzen, dass man seiner Arbeit abspüre: „Aus Grundsatz bei Jesus“, der alles verlieren kann, weil er nichts verliert, Ehre, Ruhm, Ansehen, Liebe, gute Meinung, alles preisgibt, weil er in die Wahl zwischen diesen und Jesus gestellt, sagen muss: „Aus Grundsatz bei Jesus.“ Das begehrt, wie ich hoffe, jede Seele unter uns: „Aus Grundsatz bei dir“, nicht weil ich nicht jüdischer Eltern Kind bin – ich könnte es ja sein –, auch nicht weil ich am Konfirmationsaltar einer der vielen war, die einen Meineid geschworen, sondern weil ich unter tausend Möglichkeiten gestellt die eine Möglichkeit erwählte: „fern von Jesu kann ich nicht leben“, weil ich mich – und darum bin ich ein Christ – mit allem, was ich habe, diesem Mann von Nazareth erschließe.