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Predigten zu Offenbarung 7,17
"Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen."
Dem Lebenspfad entlang fließt der stille Bach der Tränen. Schon die kleinen Kinder weinen. Wir finden auch viele Tränenspuren in dem heiligen Buche, das die Reise der Gottespilger schildert. Es wäre eine schöne Beschäftigung, diesen Spuren nachzugehen. Hier nur ein Fingerzeig.Gott sieht unsere Tränen (2. Kön. 20, 5). Wohl denen, die zu seinen Füßen ihren Schmerz ausweinen. - Er versteht unsere Tränen. Er, dem die Augen übergingen am Grabe des Lazarus (Joh. 11, 35), der weinte über Jerusalem (Lk. 19, 41), der in Gethsemane mit starkem Geschrei und Tränen zu Gott flehte (Hebr. 5, 7), er weiss, wie es seinen Brüdern zu Mut ist. - Er kennt unsere Tränen (Ps. 56, 9), fasst er sie doch in seinen Krug: die Tränen des irdischen Leides (Lk. 7, 13), des brennenden Heimwehs (Ps. 1 37, 1), der tiefen Buße (Mt. 26, 75), der dankbaren Liebe (Lk. 7, 38), des Sehnens nach Gott (Ps. 42, 4), des ringenden Gebets (Mk. 9, 24), des eifrigen Dienstes (Apost. 20, 19; Ps. 1 26, 5), des verzehrenden Mitleidens (Jer. 9, 1). - Er zählt unsere Tränen (Ps. 56, 9). Nicht eine zu viel soll geweint werden; denn er weiss, wie viel seine Kinder zu tragen vermögen.
Und endlich, vor des Lammes Thron, kommt das Beste, die letzte Erinnerung an das Leid der Erde: Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.
Muss ich gleich oftmals feuchten Mit Tränen meine Zeit, Mein Jesus und sein Leuchten Versüsset alles Leid.
Das Lamm wird sie leiten zu den lebendigen Wasserbrunnen
Wir haben kein wahres Leben, bis wir wiedergeboren sind. Aber von dem Augenblicke an, wo das Leben des ewigen Gottes in uns übergeht, da fängt ein unaufhörlicher Fortschritt an.
1. Durch dieses Leben werden wir zu Schafen des guten Hirten
Wir widerstreben nicht länger, noch rühmen wir uns der Dinge, deren wir uns schämen sollten. Wir werden rein, sanft, bescheiden und gehorsam. Wir sind bereit, unser Leben hinzugeben für andere. Ohne Murren und Klage gehen wir den Weg des Kreuzes. So oft wir von dem Brot des HErrn essen und seinen Kelch trinken, bezeugen wir der Welt unser Verlangen, immer mehr und mehr in uns aufzunehmen von der Lammesnatur des Sohnes Gottes. Darum heißt es auch, das Lamm werde uns leiten und weiden und unser pflegen, als seiner Herde.
2. Das von Gott eingepflanzte Leben sehnt sich nach Sättigung
Wie eine verschmachtete Herde nach dem krystallhellen Bach verlangt, der über die Kieselsteine fließt, so sehnt sich die Herde Gottes in diesem und in jenem Leben nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Nichts kann Gottes Schafe und Lämmer befriedigen, als Er selbst. In Jesu naht sich uns der ewige Gott, und wir folgen Ihm ohne Furcht.
3. Auch im jenseitigen Leben gibt es einen ewigen Fortschritt
Jesus führt uns von einem Wasserbrunnen zum anderen, von Weide zu Weide; immer tiefer dringen wir ein in die Seligkeit des Himmels, bis wir zum Mittelpunkt aller Dinge, zu Gott selbst gelangen. Wir werden immer befriedigt sein, und doch wird sich unsere Fähigkeit, neuen Segen aufzunehmen, stets mehren. Jesus wird uns auch, nach seiner Verheißung, immer mehr offenbaren von den reichen Schätzen seines Hauses.