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Predigten zu Offenbarung 5,6

"Und ich sah inmitten des Thrones und der vier lebendigen Wesen und inmitten der Ältesten ein Lamm stehen wie geschlachtet, das sieben Hörner hatte und sieben Augen, welche die sieben Geister Gottes sind, die gesandt sind über die ganze Erde."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Siehe, mitten im Stuhl ... stand ein Lamm, wie es erwürgt wäre."

Warum musste unser erhöhter Herr und Heiland in der Herrlichkeit mit seinen Wunden erscheinen? Die Wunden Jesu sind seine Verherrlichung, seine Kleinodien, sein heiliger Schmuck. In den Augen des Gläubigen ist Jesus mehr als schön, denn Er ist "weiss und rot": weiss in seiner Unschuld und rot in seinem Blut. Wir sehen Ihn als die Lilie von unvergleichlicher Reinheit, und als die Rose, gefärbt mit dem Blut seiner Wunden. Christus ist lieblich am Ölberg, und auf Tabor, und am Meere; aber so unvergleichlich schön war Christus nie, als da Er am Kreuze hing. Hier sahen wir Ihn in seiner ganzen Schöne und Vollkommenheit; alle seine Tugenden leuchteten wie die Sonne, alle seine Liebe strahlte wie der geöffnete Himmel, sein ganzes Wesen war verklärt. Geliebte, die Wunden Jesu sind unsern Augen lieblicher als alle Pracht und Herrlichkeit der Könige. Die Dornenkrone übertrifft alle Kaiserkronen. Wohl hält Er jetzt kein Rohr in seiner Hand, aber als Er es in seiner Rechten tragen musste, glänzte es heller als je ein goldenes Zepter. Jesus trägt die Gestalt eines erwürgten Lammes als seinen Krönungsanzug, in welchem Er um unsre Seelen warb und sie durch sein völliges Versöhnopfer erkaufte. Aber dies alles ist nicht bloss sein Schmuck, es ist auch das Siegeszeichen seiner Liebe und seines Überwindens. Er hat dem Starken den Raub ausgeteilt; Er hat Ihm erkauft eine große Schar, die niemand zählen kann. Und diese Wunden sind das Gedächtnis seines Kampfes. Ach, wenn Christus das Andenken an sein Leiden für die Seinen so gern bewahrt, wie köstlich sollten nicht seine Wunden für uns sein! "Lamm Gottes, erhöheter König der Ehren, Vollendeter Mittler, mein Herr und mein Gott! Dir dienen die Engel in seligen Chören Mit freudigem Willen nach Deinem Gebot; Dir singen sie Psalmen, Dir schwingen sie Palmen, Dich nennen sie jauchzend Die himmlische Sonne, Die Quelle der Ruh' und der ewigen Wonne."


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Ich sah, und siehe, in der Mitte des Thrones und der vier lebendigen Wesen und der Ältesten stand ein Lamm, als wäre es geschlachtet."

Dem greisen Apostel Johannes wurde während seiner Verbannung in Patmos ein Blick in den offenen Himmel gewährt. Was er da schaute, macht unser Herz in heiliger Wonne erbeben (Kap. 4, 5). Er sah einen Thron, von leuchtenden Regenbogen umspannt, und der darauf sass, war anzusehen, wie diamanthelles Licht. Anbetende Priesterkönige umgaben ihn und warfen ihre Kronen zu seinen Füßen nieder. Geheimnisvolle Lebewesen brachten ihm ihre Huldigung dar, und der Himmel hallte wider von dem mächtigen Lobgetön.

Aber die Zentralfigur in all dieser überwältigenden Herrlichkeit war ein Lamm, und zwar ein Lamm, als wäre es eben geschlachtet. Wir wissen, wer es ist: das Lamm, das uns erlöst und Gott erkauft hat mit seinem Blut. Ja, Herr Christe, Du Lamm Gottes, Sohn des Vaters, der Du die Sünde der Welt getragen hast, Du bist es, den in Zeit und Ewigkeit Himmel und Erde lobpreist. Was wäre für uns des Himmels Pracht, wenn Du uns nicht den Weg dazu geöffnet und uns durch Deinen Geist fähig gemacht hättest da hineinzugehen? Darum sei auch von uns angebetet und gebenedeit! Herrsche über uns! Durchleuchte uns mit Deiner Augen Klarheit! Lass uns Dein Lammesbild im Herzen tragen!

Lamm, das gelitten, und Löwe, der siegreich gerungen! Blutendes Opfer und Held, der die Hölle bezwungen! "Würdig bist Du!" jauchzen die Himmel Dir zu. Ewig sei Dank Dir gesungen!


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Inmitten des Thrones stand ein Lamm, wie geschlachtet

Eine wunderbare Zusammenstellung, aber wie beruhigend für uns! Da ist nicht der Thron ohne das Lamm; sonst dürften Sünder sich nicht herzu wagen: nicht das Lamm ohne den Thron; sonst möchten wir seinen Sieg, seine Macht zu helfen und zu erretten, in Frage stellen. Nein, der Thron und das Lamm gehören zusammen.

Wie kommt das Lamm dorthin? Wahrlich, Sanftmut, Demut, widerstandslose Ergebung – das sind nicht die Eigenschaften, die Throne erobern! Wenigstens nicht im Gebiete der Welt; aber wohl im Reiche Gottes. In jener ewigen Welt steht dem Dulder mehr zur Verfügung als dem Streiter; dort heißt nachgeben siegen, und Unterdrückung führt zur Überwindung. Weil Jesus das L amm Gottes war, steht Er nun da als der gesalbte König, mit den sieben Hörnern seiner Allmacht, den sieben Augen seiner Allwissenheit, und den sieben Augen seiner Gegenwart, gesandt in alle Lande.

Aber siehe: die Zeichen des Leidens, des Kampfes, des Todes, der Marter sind seinem Fleische eingeprägt. „Ein Lamm wie geschlachtet.“ Die Erlösten, die um Ihn her stehen, erzählen uns seine Geschichte: Er hat sie erkauft und gereinigt mit seinem Blut; darum ist Er würdig, den Thron auf ewig einzunehmen. Er, der sich selbst zum Schuldopfer dargegeben hat für die Sünden der ganzen Welt, ist würdig, der Welt König zu sein. Die Engel bestätigen dies Zeugnis. In unzähligen Scharen umringen sie den Thron; von viel tausendmal tausend Stimmen erschallt der Ruf: „Du bist würdig!“ Nimm die Rolle der Weltgeschichte, der irdischen Herrschaft, unsers ganzen Lebens, in deine Hand, du sanftes, heiliges, siegreiches, mächtiges Lamm! Brich die Siegel, entrolle uns Seite um Seite. Alles muss wohl enden, das durch deine liebevolle, starke Hand geht!