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Predigten zu Offenbarung 5,12

"die mit lauter Stimme sprachen: Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen die Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Segnung."

Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Und sie sprachen mit großer Stimme: Das Lamm, das erwürgt ist, ist würdig zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob."

Jesu Prophetendienst und Heilandsmission waren ein ununterbrochener Leidens- und Opferweg. Ich wünschte, wir würden viel tiefer erkennen, was Er auch heute noch für uns als Opferlamm ist. Als solches trug Er nicht nur, sondern trägt Er unsere Schuld und stellt sie dauernd unter die Vergebung seines Vaters. Nicht nur die Vergangenheit, auch die Gegenwart wirft all ihren Unglauben, ihre Verachtung, ihre Selbstgerechtigkeit, ihre Schmach, ihre Verneinung auf Ihn. Durch welche Seelenleiden ist Christus auch nach seinem Opfer aus Golgatha bisher hindurchgegangen. Wie hat man sein Bild verzerrt, sein Opfer verhöhnt, seinen Dienst geschmäht, sich seinem Wirken entzogen, in seiner Offenbarung Ihn allein gelassen. Das Lammesbild ist weder gegenwärtig noch zukünftig aus dem Leben des Christus Gottes zu streichen.

Welche Seelenleiden ertrug Er einst allein inmitten seines engsten Freundeskreises! Seine eigenen Brüder glaubten nicht an ihn. Sie erklärten eines Tages, Er sei von Sinnen. Einem Petrus musste Er sagen: "Petrus, du meinst nicht was göttlich, sondern was menschlich ist." Die Mutter der beiden Donnersöhne bittet ihn, dass doch einer zu seiner Rechten und der andere zu seiner Linken im kommenden Gottesreich sitzen möchte. Als ein Samaritanerdorf ihn auf seinem Wege nach Jerusalem nicht aufnehmen will, wollen zwei seiner Jünger Feuer vom Himmel fallen lassen. Judas verrät ihn den Feinden mit einem Kuss, und Petrus verleugnet ihn bei einem Kohlenfeuer. Welch ein Bild derer, die ihm drei Jahre gefolgt und Zeugen seiner vom Vater empfangenen Salbung gewesen waren. Wie lud diese Jüngergemeinde all ihr Versagen, all ihren Unglauben, all ihre Eifersucht, all ihre Schuld dauernd auf ihn als das Opferlamm der Welt ab. - Und Er trug diese Leiden. Und Er trägt sie, die Schuld seiner Jüngergemeinde von heute. Trüge Er sie nicht, die Kirche Christi wäre längst untergegangen.

Oder denken wir an sein Seelenleiden unter der herrschenden Frömmigkeit seiner Zeit. Wie wurde gerade von dieser sein Bild entstellt, sein Prophetenwort verachtet, sein Heilandsdienst verächtlich gemacht, sein Handeln in Vollmacht auf dämonische Kräfte zurückgeführt! Er treibt die Dämonen aus durch Beelzebub, den Obersten der Teufel. Der Mensch kann nicht von Gott sein, denn Er bricht den Sabbat. Er kann nicht der verheißene Knecht Gottes sein, denn Er ist ja der Zöllner und Sünder Freund. Alle Unreinheit, Falschheit, Blindheit, Widerspenstigkeit, die eine rein äußerliche Frömmigkeit in sich trug, wurde auf Ihn abgeladen. Er stellte jedoch die ganze Schuld vom Kreuze her unter die Vergebung seines Vaters.