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Predigten zu Offenbarung 20,6

"Glückselig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Gewalt, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm herrschen tausend Jahre."

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Priester Gottes und Christi

"Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung! Über solche hat der andere Tod keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre."

Das priesterliche Geschäft besteht in Opfer und im barmherzigen Einstehen für andere. Als Priester erzeigen sich Gotteskinder, wenn sie willig sind, fremde Lasten zu tragen. Der Hohepriester trug die Namen der zwölf Stämme auf seinem Herzen auf seinem Brustschild eingegraben. Priesterherzen kümmern sich um andere, vor allem um die Glieder des Volkes Gottes, dann aber auch um alles, was Mensch heißt. Sie schauen die Leute an mit den barmherzigen Augen ihres Hohenpriesters Christus.

Wenn man sich priesterlich um Menschenseelen bemüht, bekommt man Lasten zu tragen. Gotteskinder haben noch ihre Unarten, und vollends unbekehrte Menschen erfordern viel Geduld und Tragkraft. Beschwerliche Menschen abschütteln, ist kein Kunststück. Priesterliche Herzen tragen, ohne zu klagen.

Sie treten nach dem Vorbild des großen Hohenpriesters Jesu fürbittend ein. Fürbitte erfordert selbstlose Herzen. Solche, die noch ganz im selbstsüchtigen Wesen stecken, sagen bisweilen: Ich habe für mich genug zu bitten, ich kann nicht noch für andere einstehen!

Gott aber sucht nach Menschen, die mit priesterlicher Fürbitte in den Riss treten. Der Bau des Reiches Gottes geht von ihm selbst aus. Er legt den Grund und führt ihn zur Vollendung, doch nicht ohne ernstliche Fürbitte solcher, die Reichs- und Priestersinn haben. Von der alten Hanna heißt es: Sie diente Gott mit Fasten und Beten Tag und Nacht. Sie leistete Gott wirklich einen wichtigen Dienst, indem sie seine Sache aufs Herz nahm und anhielt im Gebet um das Kommen des verheißenen Erlösers. So muss auch das Kommen des Herrn Jesu erbeten werden.

Priesterliche Menschen bekommen Teil an der ersten Auferstehung und dürfen mit Christus regieren. Ihnen gilt: "Glückselig und heilig ist, der teilhat an der ersten Auferstehung!" Sie sind nicht nur glückselig zu preisen, sondern als gottgeweihte Priester wird sie unaussprechliches Glück und Freude über diesen heiligen Dienst beseelen. Sie sind dann ganz dem Dienst Gottes hingegeben, gehen in seiner Sache auf. Sie treten für ihre Mitmenschen ein, die in der Zeit des Tausendjährigen Reiches auf Erden leben. Sie bringen mit der unzählbaren Schar himmlischer Geister Gott dem Vater und dem Lamm die lobpreisende ununterbrochene Anbetung dar. Sie werden solche Priester sein, weil sie es schon zuvor im Erdenleben waren. "Sie werden mit Christus regieren." Nicht gewalttätig, sondern sanftmütig (Mt. 5, 5). Es ist recht, wenn wir nach den Gaben des Geistes trachten, doch der Besitz der Wundergaben kann gefährlich werden und zum Hochmut führen. Trachten wir vor allem, uns als priesterliche Menschen zu beweisen in Selbstaufopferung und Erbarmen mit den Seelen!