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Predigten zu Matthäus 8,21
Zitate von Adolf Schlatter anzeigen
Jede Gemeinschaft, in der seine Jünger standen, machte Jesus löslich und hob sie aus jeder Abhängigkeit heraus. Das machte er den Jüngern besonders deutlich, als er einem Jünger, der zu seiner Nachfolge bereit war, untersagte, zuerst noch seinen Vater zu begraben. Es war das ernsthafte Begehren dieses Mannes, dass Jesus ihm seine Nachfolge gewähre. Seinem Entschluss widersetzte sich aber plötzlich ein Hindernis: der Vater starb. Für jedes jüdische Gewissen war sonnenklar, was jetzt zu geschehen hatte. Schon wenn die Leiche eines Unbekannten gefunden wurde, war es die Pflicht eines jeden, der sie fand, ihr ein Grab zu bereiten. Hier war aber der Vater zu bestatten. War das nicht eine deutliche Weisung Gottes, dass der Sohn seinen Entschluss aufzuschieben hatte, nicht nur, bis die Leiche des Vaters im Grabe lag, sondern bis die sieben Trauertage vorbei waren? Nur so gehorchte er dem göttlichen Gebot, das ihm befahl, den Vater zu ehren. Da auch Jesus in allem, was geschah, die Leitung des Vaters erkannte, hat auch er in diesem Todesfall den Finger Gottes wahrgenommen. Aber für ihn hatte das, was geschah, einen anderen Sinn, nicht den, dass er die Nachfolge Jesu aufschieben soll, sondern den, dass er die Größe und Tiefe dessen erkennen soll, was er von Jesus erbat, weil er nun begreifen und nicht nur begreifen, sondern bestätigen musste, dass es nun für ihn keine andere Gemeinschaft gilt als die mit seinem Herrn und keine andere Pflicht als die, die seine Nachfolge ihm bringt. Neben Gott und seinem Reich gibt es nicht noch andere Ziele und darum neben Jesus nicht noch andere Herren. Nun ist der ganze Wille Gottes für ihn in ein einziges Wort zusammengefasst: bleibe bei mir. Ist das ein gefährliches Wort, gefährlich für den Zusammenhalt der Familie, für die Festigkeit des Volkstums und für die Ordnung in der Kirche? Nichts kommt bei Jesus in Gefahr, was in Gott seinen Grund hat. Es gibt kein Band, das mich so fest mit den meinigen verbände und so vollständig mit meinem Volk vereinte und so treu an die Ordnungen der Kirche bände als Jesus und die Verbundenheit mit ihm, gerade deshalb, weil sie keine Beschränkungen zulässt und keine Ausnahmen erträgt. Er führt uns in die Natur und macht sie uns heilig und führt uns zu den Menschen und macht uns für sie treu und verwandelt unser Leben in den heilsamen Dienst, eben dadurch, dass er den Zwang sprengt, mit dem sie uns knechten und uns ihnen als die Freien um Gottes willen dienstbar macht.
Wer Dir gehört, Herr Christus, gehört Dir ganz. Du holst uns alle aus jeder Gemeinschaft heraus, in der wir stehen, weil wir Dir gehören. Wie reich und hell machst Du nun aber das Leben der Deinen! Nun kann ich Dir danken für Haus und Volk, für Staat und Kirche, für alles, was mir die Natur gewährt. Denn nun steht dies alles nicht mehr zwischen mir und Gott; denn ich gehöre Dir. Amen.