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Predigten zu Matthäus 8,2

"Und siehe, ein Aussätziger kam herzu und warf sich vor ihm nieder und sprach: Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen."

Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Wenn Du willst …

Dass hier der Aussätzige sein Gebet so einschränkt, dass er sagt: »Herr, so du willst, kannst du mich wohl reinigen«, ist nicht so zu verstehen, als zweifelte er an Christi Güte und Gnade. Denn der Glaube wäre nichts wert, wenn er nicht daran festhielte, Christus sei allmächtig und könne und wisse alles. Der lebendige Glaube zweifelt nicht an Gottes Güte und Gnade und daran, dass er willens ist, auch so zu handeln, wie wir ihn bitten. Was der Aussätzige sagt, müssen wir so verstehen: Der Glaube zweifelt nicht, dass Gott der bittenden Person gut gesonnen ist und dass er ihr alles Gute gönnt und es ihr geben will. Aber der Glaube weiß nicht, ob das, worum er bittet, auch gut und nützlich für uns ist. Das weiß nur Gott allein. Darum bittet der Glaube so, dass er alles dem gnädigen Willen Gottes anheimstellt, weil es zu Gottes Ehre und zu unserem Nutzen dienen soll. Und er zweifelt nicht daran, dass Gott es geben wird oder – wenn er es nicht gibt – dass sein göttlicher Wille es aus größerer Gnade nicht gibt, weil er sieht, dass es nach seinem Ratschluss besser ist, es nicht zu gewähren. Dabei bleibt aber der Glaube an Gottes gnädigen Willen gewiss und sicher – einerlei, ob er es gibt oder nicht, wie Paulus in Römer 8 sagt, dass wir nicht wissen, was oder wie wir beten sollen. Und der Herr gebietet uns im Vaterunser, alles dem Willen Gottes unterzuordnen.


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Unterworfen und demütig

Wir haben schon oft gesagt, dass wir glauben müssen, ohne an der unerschöpflichen Güte Gottes zu zweifeln. Doch muss unser Gebet geziemend, unterwürfig und demütig bleiben. An erster Stelle müssen wir also beten: »Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe.« Wir dürfen Gott nicht Mittel, Ort, Personen und Ausmaß der Erhörung vorschreiben, sondern müssen das alles vorbehaltlos seinen Händen überlassen. Darum gefiel dem Herrn das Gebet dieses Aussätzigen so gut, sodass es alsbald erhört wurde. Denn wenn wir alles seinem Willen anheimstellen und nur begehren, was ihm gefällt, so kann er’s nicht lassen, wiederum das zu tun, was uns gefällt. So bewirkt ein Gebet, das Gott ergeben ist, dass er uns gibt, was wir erbitten.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Die helfende Macht Jesu ist wunderbar; aber auch das, was der Aussätzige tat, ist ein strahlendes Wunder und enthüllt Gottes herrliches Wirken. Wenn ein Aussätziger stumm wird und sich willenlos in sein Schicksal ergibt, so ist das kein Wunder, sondern Natur. Auch das ist kein Wunder, wenn er in seiner Verzweiflung nach jedem Strohhalm greift und sich an den herandrängt, der ihn vielleicht retten kann; auch das ist Natur. Wenn er, weil die Wunderberichte von Mund zu Mund liefen, nach dem Unmöglichen haschte und mit stürmischer Bitte Jesus anriefe: du kannst mich reinigen, du mußt es tun, so bliebe auch dies noch in den Grenzen der Natur. Darin wäre nur das menschliche Fühlen und Begehren wirksam. Nun sagt aber der Aussätzige: „Wenn du willst, kannst du mich reinigen.“ Das ist Glaube, nicht Zweifel und nicht Trotz; das ist Bitte, nicht Befehl und nicht Klage. Der Glaube kann aber niemals in anderer Weise entstehen als so, daß unser Blick auf Gott gerichtet ist. Darum ist er ein Wunder, weil unser Blick nur dann auf Gott gerichtet ist, wenn Gott ihn auf sich lenkt. Keiner erkennt Gott anders als so, daß er von Gott erkannt ist. Nun entsteht die völlige Beugung: du verfügst über mich und dein Wille bestimmt mein Los; niemand zwingt dir deinen Willen ab; nur wenn du willst, geschieht das, was ich erbitte. Mit der Beugung entsteht aber zugleich die völlige Zuversicht: du kannst, wenn du willst; dein Wille ist durch nichts gebunden; deine Hilfe kennt keine Schranken und deine Liebe sinkt nie in die Ohnmacht hinab. Darum hat Jesus diesen Aussätzigen seinen Zeugen genannt, weil nicht nur die heilende Macht Jesu in ihm sichtbar ward, sondern auch das für den Priester udn für jedermann ans Licht trat, wer die Hilfe Jesu erlangt, der Glaubende.

Deine Zeugen, lieber Herr, sind die, die du glauben lehrst. Sie machen nicht ihre eigene Kraft sichtbar, sondrn die deine; denn sie leben aus deiner Gnade, nicht aus ihrem eigenen Vermögen. Das ist der Beruf deiner ganzen Christenheit, die selige Pflicht aller, die deinen Namen nennen. Schenk auch mir, daß ich dein Zeuge sei als Glaubender. Amen.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Herr, so du willst, kannst du mich wohl reinigen.

Herr, so du willst! Es ist nicht das Wort froher Zuversicht, nicht die Rede dessen, der Jesu Herz stürmt, es ist der schüchterne, mühsame Ausdruck eines langsam erst erwachenden Vertrauens, es ist zugleich die tiefste Buße: Ich bin’s nicht wert, ich verdiene es nicht, ich kann’s nicht erwarten, dass du meines Volkes Hand noch einmal fassest, die Hand des Volkes, das dich verleugnete, verließ und verriet. „Herr, so du willst!“ Unser Volk schreibe ihm nicht die Art der Hilfe vor, noch den Tag herrlicher Erweisung seiner Treue, es spreche ganz einfach: Herr, so du willst, kannst du aus der Tiefe meiner Gebundenheit mich frei machen, aus der Schwere meiner Leiden mich erheben, von Wunden, die mich bedecken, ganz heilen, von dem Leid, das am Herzen nagt, mit einem mal erlösen. „Herr, wenn du willst“, nur ein Wort, nur einen Wink, nur einen Blick, von dem deine Kinder leben können, und ich bin alles Leibes los.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Herr, so du willst, kannst du mich wohl reinigen.

So du willst, kannst du mich wohl reinigen , nicht heil machen, nicht schön machen, nicht edel gestalten, nicht zu einer Berühmtheit mich in die Höhe führen, aber eines: mich rein machen· So wie der Psalmist betet: Wasche mich, dass ich schneeweiß werde, entsündige mich mit Ysop, dass ich rein werde. Ist das dein Gebet, evangelische Gemeinde, dieser Art und dieses Wesens zu werden? Nicht den Namen im Völkerkrieg, den die Geschichte auf Jahrtausende bewahrt, nicht den Ruhm des Ertrages nach dem Kriege, vor dem Jahrhunderte schamlos sich verbergen, nicht den Ehrennamen unter den Nationen, sondern: so du willst, schaffe in mir, o Gott, ein reines Herz; das wäre das Größte. Wenn die Gemeinheit schwiege, wenn der rohe Witz verstummte, . . . wenn unser Volk wieder die alte deutsche Art der Sprache und Sitte erwählte, wenn unsere Jungfrauen der welschen Mode sich entwöhnten, wenn ein Neues durch unser Volk ginge, eine neue Flamme empor zu Gott . . . was wäre das für eine Frucht!


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Und siehe, ein Aussätziger kam und betete ihn an, und sprach: Herr, so Du willst, kannst Du mich wohl reinigen.

Not lehrt beten. In der Not war der Aussätzige; denn kein Mensch konnte ihm helfen. In seiner Not rief er den Herrn an. Wir sehen in seinen Worten eine Schwierigkeit, mit der er zu kämpfen hatte: er war nicht gewiss, ob der Herr ihn heilen wolle. „So Du willst“; das ist die Frage, vor der wir immer wieder stehen, wenn mir vor den Herrn kommen mit unsern Bitten. Bei verschiedenen Betern kann eine sehr verschiedene innere Glaubensstellung in den Worten ausgedrückt sein: so Du willst. Man kann so reden mit kindlichem Vertrauen und auch mit Zweifel; man kann es tun mit Ergebung gegen den Herrn und ohne Ergebung. Es ist ein Unterschied zwischen des Heilandes Worten in Gethsemane: doch nicht wie ich will, sondern wie Du willst, und obigen Worten; in Jesu Worten liegt die volle Ergebung, während in des Aussätzigen Ansprache an den Herrn nicht Ergebung, sondern Ungewissheit über den Willen des Herrn liegt. Für unser Beten ist es von großer Bedeutung, des Willens Gottes gewiss zu sein. Es gibt leibliche, irdische Anliegen, bei denen wir keine andere Freiheit haben dem Herrn gegenüber, als zu sagen: wenn es Dein Wille ist. Doch kann ein gläubiger Christ in eine solche herzliche Gemeinschaft mit dem Herrn kommen, dass er sich innerlich auch bei leiblichen und andern irdischen Anliegen ganz klar wird, er dürfe unbedingt um bestimmte Hilfe bitten. Am meisten Schwierigkeiten hat man, unbedingt um Hilfe und Wegnahme von etwas zu bitten, was vielleicht direkte Folge von Sünde ist. Sind wir nur mit der Vergebung ganz im Reinen, so nimmt der Herr oft auch Folgen der Sünde weg, aber nicht immer; er kann sie uns als Demütigung und heilsame Zucht lassen, und wir müssen es willig tragen. Bei allen Bitten dagegen, die sich auf unser Seelenheil und besonders auf Wegnahme von Sünde beziehen, dürfen und sollen wir unbedingt im Glauben bitten, weil wir da immer nach Gottes Willen bitten. Sehen wir wohl zu, dass in den Worten: so Du willst, kein Unglaube liege.

Herr, mein Gott! Dir sei Dank, dass Dein Wille immer heilig und gut ist. Du hast immer Gnaden- und Friedensgedanken über Dein Volk; lasse es mich nie vergessen. Amen