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Predigten zu Matthäus 5,37

"Es sei aber eure Rede: Ja, ja; nein, nein; was aber mehr ist als dieses, ist aus dem Bösen."

Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

Im Alten Bund wurde ein feierliches Versprechen mit einem Eid bekräftigt. Im Neuen Bund ist nicht nur jede Art von Schwören verboten, sondern unsere Rede soll sein: «Ja, ja! Nein, nein! Was darüber ist, das ist vom Bösen.» Damit betont der Herr Jesus, wie heilig ein von Menschen gegebenes Wort ist. Wenn wir «Ja» gesagt haben, sollen wir dementsprechend handeln. Gott und Menschen müssen sich auf die Unverbrüchlichkeit und Aufrichtigkeit unseres gegebenen Wortes verlassen können.

«Was darüber ist, das ist vom Bösen.» Damit wird unsere Neigung zum Übertreiben streng getadelt und ins rechte Licht gerückt: Sie ist vom Bösen eingegeben!

Wie dankbar können wir sein, daß unser Verhältnis zu Gott, unserem Vater, nicht von unserem Wort abhängt, sondern von Seinem Wort, und von der Gnade, die uns errettet und uns erwählt hat, Ihm zu dienen. Darum sei unser Ja in Wahrheit Ja, wenn wir uns Ihm zum Dienst weihen und Ihm unser Leben ausliefern.

Wenn wir mit Ihm wandeln, der das Licht ist, ist keine Finsternis da, keine Verwirrung oder Unklarheit von unserer Seite. Ein gegebenes Wort ist heilig, sei es nun Gott oder Menschen gegenüber. Wenn diese Ermahnung des Herrn beherzigt würde, gäbe es in der Gemeinde und unter den Christen tiefgehende Umwälzungen: Bekenntnisse von Schuld, und Wiedergutmachung … von so vielen Handlungen der Unaufrichtigkeit, Falschheit und Heuchelei. Wenn dieser eine Satz: «Es sei aber eure Rede: Ja, ja! Nein, nein!» in die Tat umgesetzt würde, geriete die Hölle in Unruhe, und die christlichen Kreise würden aufgerüttelt. Wir wollen einmal still nachdenken über alles, was wir gesagt und versprochen haben. Ist unser Ja ein Ja gewesen? Haben wir unser Versprechen gehalten? Und ist dem Bösen gegenüber unser Nein ein Nein geblieben? Können andere Menschen sich auf uns und auf unser gegebenes Wort verlassen? Vermeiden wir alle Übertreibung, aber auch alle Abschwächung der Wahrheit? Erfüllen wir voll und ganz, was wir versprochen haben, ohne Abstriche? «Es sei aber eure Rede: Ja, ja! Nein, nein! Was darüber ist, das ist vom Bösen.»


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein.

Mit herrlichem Verlangen, alle nach sich zu ziehen, ist das Kind der Weihnachten, der Mann der Schmerzen heimwärts gezogen. Ihm hat das Leid das Herz gerührt und die Liebe erweckt, ihm nach geloben wir heiligen Ernst, reinen Willen, rechte Taten. „Ewiges Wort, behüte uns vor Worten“, so beten wir, damit, weil viel Sünde ist, wo viel Worte sind, unsere Rede kernhaft, echt und gewichtig sei. Deutschland braucht den vollen Ernst des klaren Wortes und den rechten Eifer der Wahrheit, vor dem das Gekünstelte nimmer bestehen und das Erdichtete nicht bleiben mag. Jeder, der Hoffnung auf Volkserneuung hat, der reinigt sich selbst von unnützen und unlauteren Worten, die dahineilen, um den Schein zu wahren und die Leerheit zu vergrößern, aber nicht schaffen noch gewinnen. Die Kraft des bestimmten, die Würde des geheiligten Wortes soll wieder einkehren, damit der Lüge gewehrt und sein Reich gemehrt werde.


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Eure Rede aber sei: ja, ja; nein, nein; was darüber ist, das ist vom Übel.

Man sagt den heutigen Juden nach, dass sie sehr viele Beteuerungen aussprechen und eben damit ihre Unwahrhaftigkeit beweisen. Unser Heiland gibt obige Ermahnung auch im Blick auf das Schwören und Beteuern und spricht damit aus, dass man des Eides gar nicht bedürfte, wenn bei jedem Menschen das Ja ja und das Nein nein wäre. Leider ist das ja nicht der Fall. Es gehört zu den demütigendsten Beobachtungen, die wir machen können, dass schon Kinder unter zwei Jahren lügen, von sich aus lügen, z. B. leugnen, dieses oder jenes getan zu haben. Daran sehen wir, wie tief die Unwahrheit im Menschen steckt. In unserer Zeit ist die Lüge ganz entsetzlich entwickelt; es hängt das zusammen mit der allgemeinen Abnahme der Gottesfurcht; denn was hindert einen Menschen ohne Gottesfurcht, eine Lüge auszusprechen? Nichts. Ohne Zweifel lässt man auch zu viele Eide schwören; der Eid verliert seinen heiligen Ernst, wenn man ihn wegen jeder Kleinigkeit anwendet, man sollte möglichst selten die Zuflucht zum Eide nehmen. Wir haben eine Masse meineidige Menschen, die ein Fluch sind für unser ganzes Volksleben. Ein meineidiger Mensch begibt sich unter den direkten Einfluss des Satans, der der Vater der Lügen ist. Die Lüge zerstört alles, was heilig ist: sie zerstört das Vertrauen und damit die Liebe. Wer will einem Menschen, der nicht wahr ist, vertrauen? Und wenn wir zu jemand kein Vertrauen haben können, so ist es sehr schwer ihm Liebe zu bewahren. Alle Verbindungen der Menschen unter einander und mit Gott sind auf Vertrauen gegründet, und so löst die Lüge alle Verhältnisse auf. Menschen mit Ja und Nein, wie sie der Heiland haben will, sind das Salz, das wir brauchen für unser armes Geschlecht. Ein Mensch mit Ja und Nein ist ein gemessener Mensch; ein Mensch mit innerer Ruhe, der vor seinem Gott steht. Er wird regiert vom Geiste der Wahrheit und macht mehr Eindruck, als viele Beteuerungen und Bekräftigungen, die immer verdächtig sind.

Herr! Dein Geist ist ein Geist der Wahrheit. Durchdringe mich ganz mit ihm und lass all mein Reden und Schweigen von der Wahrheit getragen sein. Amen