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Predigten zu Matthäus 27,5

"Und er warf die Silberlinge in den Tempel und machte sich davon und ging hin und erhängte sich."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Und Judas sprach: ich habe Übel getan, dass ich unschuldiges Blut verraten habe."

Hier haben wir eine Buße der Verzweiflung. Judas bekannte seine Sünde, ging hin und erhängte sich. Den Weg zum Herrn Jesus zurück fand er nicht. Dies ist die allerschlimmste und schrecklichste Art von Sündenbekenntnis. Ich habe einen solchen Fall einmal in meinem Leben gesehen, und ich wünsche nie mehr, Zeuge von der Buße eines Mannes zu sein, der mit dem Tod im Angesicht ausruft: "Ich habe gesündigt." Man sagt ihm: Christus ist für Sünder gestorben, und er antwortet: "Ich habe keine Hoffnung für mich; ich habe Gott in's Angesicht geflucht; ich habe Ihm Hohn gesprochen; meine Gnadenzeit ist vorüber; mein Gewissen wird mit einem heißen Eisen gebrannt; ich sterbe, und ich weiss, ich werde verlorengehen." Ein solcher Fall ereignete sich auch bei Francis Spira, welcher gegen seine Überzeugung die Wahrheit verleugnete.

Benjamin Keach erzählt von einem Mann, der zuerst ein eifriger Christ war, aber vom Glauben abfiel und in die schrecklichsten Sünden geriet. Als er sterben sollte, besuchte ihn Keach mit einigen seiner Freunde. Aber diese konnten nie über 5 Minuten bei ihm verweilen; denn der arme Mann sagte: "Geht fort; euer Besuch bei mir ist zwecklos; ich habe gegen den heiligen Geist gesündigt; ich bin wie Esau, ich habe meine Erstgeburt verkauft, und ich kann sie nie mehr finden, obgleich ich sie mit Tränen suche." Er wiederholte sodann schreckliche Ausdrücke, z.B. "mein Mund ist angefüllt mit Kieselsteinen, und ich trinke Wermut Tag und Nacht. Sprecht mir nicht von Christus! Ich weiss, Er ist ein Heiland, aber ich hasse Ihn und Er hasst mich. Ich weiss, ich muss sterben und verlorengehen." Alsdann folgte ein klägliches Geschrei und ein grässlicher Lärm, den niemand hören konnte. Die Freunde kamen wieder in besseren Augenblicken, aber er wurde aufs neue aufgeregt und schrie in der Verzweiflung: "Ich bin verloren! ich bin verloren! Es nützt nichts, dass ihr mit mir davon redet!" Seht, liebe Freunde, das ist die Buße der Verzweiflung.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Wie schnell können Menschen ihr Gesicht wandeln! Bisher sind diese Hohenpriester dem Judas sehr freundlich begegnet. Aber nun wenden sie ihm auf einmal kühl den Rücken, als er in seiner Gewissensnot zu ihnen kommt. „Was geht uns das an?" Es hat keinen Sinn, daß wir uns über diese harten Leute aufregen; denn in gewissem Sinne haben sie recht. Judas hat seinen Heiland verraten. Nun, als es zu spät ist, geht ihm die Größe seiner Schuld auf. Schuld aber ist unser Allereigenstes. Da kann uns kein Mensch helfen. Wenn uns das Haus abbrennt, dann können die Nachbarn uns beispringen und helfen beim Aufbau. Wenn wir in Geldnot sind, können die andern uns unter die Arme greifen und die Not mit uns teilen. Aber die Not des Gewissens kann uns kein Mensch abnehmen. Das ist unser Ur-Eigenstes. Judas nahm sich das Leben. Er flüchtete in die Arme des Todes. Aber in solcher Not kann uns nicht einmal der Tod helfen. Er macht uns von allem los: von Krankheit, von unsern irdischen Sorgen, von bösen Menschen, — aber nicht von Schuld! Die Schuld nehmen wir mit in die Ewigkeit. Darum — seht! — ist das Evangelium so ungeheuer groß und herrlich, weil es uns den Einen zeigt, der uns da helfen kann: den Herrn Jesus Christus, der für unsre Schuld am Kreuze starb.

Das ist das Geheimnis des Glaubens: Jesus kann mir so erstaunlich nah werden, daß meine Schuld Seine Schuld wird. Und Seine Gerechtigkeit vor Gott wird meine Gerechtigkeit. Darin aber besteht die eigentliche Erlösung des Menschen. Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Judas erwacht plötzlich an einem Abgrund: Mein Weg war verkehrt! Was habe ich getan! Der müßte ja kein Mensch sein, der diese Schrecksekunden aus seinem Leben nicht kennte. In solchen Augenblicken erwacht aber die Frage: „Kann meine schuldige Vergangenheit ausgelöscht werden?" Vor dieser unheimlich ernsten Frage steht Judas. Er trägt die Hoffnung in sich: Die schuldige Vergangenheit ist ausgelöscht, wenn ich das Blutgeld zurückgebe. Aber die Hohenpriester machen ihm schnell deutlich: So wird die Vergangenheit nicht ungültig gemacht. Tausende sind seitdem dem Beispiel des Judas gefolgt. Sie haben ihre Schuld „gutzumachen" versucht. So schön und lobenswert das ist, — vor Gott ist damit die Schuld nicht ausgelöscht.

Der Mensch ist darum auf einen einfacheren Weg verfallen, seine schuldige Vergangenheit zu tilgen: Er breitet den Mantel des Vergessens darüber. Damit aber ist die Vergangenheit auch nicht gelöscht. Wenn ich eine ungeheuer große Rechnung vorgelegt bekomme, die ich nicht bezahlen kann, dann kann ich wohl diese Rechnung in den Schreibtisch legen und andre Dinge drüber und die ganze Sache vergessen. Aber eines Tages wird mein Gläubiger doch wieder vor mir stehen und die Schuld anmahnen. Die Rechnung ist erst dann erledigt, wenn sie bezahlt ist. Und nun ist mir, als höre ich den Jubelschrei aus dem Neuen Testament: „Deine Rechnung ist ja bezahlt! Ohne dein Zutun hat der Sohn Gottes am Kreuz deine Schuld bezahlt." Im Glauben an dies Bezahlen Jesu — durch Vergebung der Sünden — wird die schuldige Vergangenheit ausgetilgt. Nur so! Aber — so wirklich! Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Zwei Jünger Jesu werden in den Leidensgeschichten des Neuen Testaments ganz besonders herausgestellt: Judas und Petrus. Beide sind in besonderer Weise schuldig geworden. Beide kamen zu sich, als es eigentlich zu spät war. Beide sehen wir in tiefer Gewissensnot. Und doch — wie verschieden läuft der Weg der beiden: Judas endet in Nacht und Schrecken. Petrus wird ein gesegneter Mann, dessen Name „leuchtet wie die Sterne". Woher kommt dieser Unterschied? Die Antwort ist ganz einfach: Petrus fand den Weg zu dem Heiland der Sünder, bei dem „Gnade und viel Vergeben ist". Judas aber fand den Weg nur zu Menschen. Er suchte Rat und Trost bei den Hohenpriestern.

Das ist die Schicksalsfrage aller Schuldig-Gewordenen — und wer ist das nicht? — ob man den Weg zu dem Herrn Jesus Christus findet, „der um unsrer Sünde willen dahingegeben und um unsrer Gerechtigkeit willen auferweckt ist". Mein Vater besuchte öfter eine alte Tante, die sich selber für fromm hielt. Aber eines Tages fiel ihr eine Jugendsünde schwer aufs Herz. Und nun hieß es bei ihr: „Meine Seele ist sehr erschrocken." Sie fühlte nur Gottes Zorn über sich und wußte sich verloren. Kein Trost wollte in ihrem Herzen haften. Und es sah wirklich so aus, als sollte sie den Verzweiflungsweg des Judas gehen.

Da sagte ihr mein Vater eines Tages: „In meiner Bibel steht: ,Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden...' Aber das Wort: ,Außer Frau X' habe ich nirgendwo in der Bibel gefunden." — Das Wort half ihr, daß sie den Petrus-Weg zum Sünderheiland fand. Amen.