10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...

Predigten zu Matthäus 26,74

"Da fing er an, sich zu verwünschen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht! Und alsbald krähte der Hahn."

Autor: William MacDonald (* 07.01.1917; † 25.12.2007) US-amerikanischer Prediger der Brüdergemeinden
Zitate von William MacDonald anzeigen

"Da fing er an, sich zu verwünschen und zu schwören."

Ein Bischof ging eines Tages allein in seinem Garten spazieren und dachte über die Ereignisse der vergangenen Woche nach. Als ihn plötzlich die Erinnerung an einen sehr peinlichen Vorfall überfiel, brach er in eine ganze Reihe von Flüchen aus, die ziemlich saftig waren, um es noch milde auszudrücken. Ein Mann aus seiner Gemeinde, der gerade auf der anderen Seite der hohen Gartenmauer die Straße entlang ging, hörte die höchst ungeistlichen Worte seines Bischofs und hielt ungläubig die Luft an.

Es war ein Fall von heimlichen Fluchen, eine schwere Versuchung im Leben vieler Kinder Gottes, die es sonst sehr ernst meinen. Hunderte stöhnen unter dem Druck dieser schlimmen Angewohnheit; sie erkennen wohl, wie entehrend das Fluchen für den Herrn ist und wie befleckend für das eigene Leben. Und doch erweisen sich alle ihre Bemühungen, diese Gewohnheit abzustellen, als fruchtlos.

Der ungebetene Wortschwall ergiesst sich gewöhnlich dann, wenn ein Mensch allein ist (oder wenigstens glaubt, allein zu sein), und wenn er unter nervöser Anspannung steht. Manchmal sind Flüche der hörbare Ausdruck aufgestauter Wut. Manchmal machen wir so unserem Gefühl der Enttäuschung Luft. Im Fall des Bischofs war es seine natürliche Reaktion auf die Schande, dass er in so eine peinliche Situation gebracht worden war.

Noch schlimmer als die Qual dieses heimlichen Fluchens ist die Angst, dass eines Tages solche Worte uns auch in der Öffentlichkeit über die Lippen gehen könnten. Oder wenn wir im Schlaf reden. Oder wenn wir im Krankenhaus in der Narkose liegen.

Petrus kehrte eines Nachts zu dieser alten Gewohnheit zurück, als der Heiland vor Gericht stand. Als man herausfand, dass er ein Gefährte des Jesus aus Galiläa sein musste, da leugnete er es mit Schwüren und Verwünschungen (s. Matthäus 26,74). Das hätte er in entspanntem Zustand niemals getan, aber jetzt war er in Gefahr und in äußerster Not, und die Worte kamen ihm in einer Leichtigkeit, wie er sie nur aus der Zeit vor seiner Bekehrung her kannte.

Trotz unserer besten Absichten und unserer ernsthaftesten Entschlüsse rutschen uns diese Worte heraus, bevor wir überhaupt die Möglichkeit haben, darüber nachzudenken. Sie überraschen uns völlig unvorbereitet.

Müssen wir nun verzweifeln und gegenüber diesem Goliath in unserem Leben kapitulieren? Nein, wir haben die Verheißung des Sieges über diese Versuchung wie auch über alle anderen (s. 1. Korinther 10,13). Zunächst einmal müssen wir die Sünde bekennen und uns von ihr abwenden, und zwar jedes Mal, wenn wir wieder schwach geworden sind. Dann müssen wir zu Gott rufen, dass Er genau auf unsere Lippen achtet. Wir müssen Ihn um die Kraft bitten, auf die ungünstigen Umstände unseres Lebens mit Gelassenheit und Ruhe zu reagieren. Manchmal hilft uns auch das Gespräch mit einem anderen Gläubigen; wenn wir in seiner Gegenwart unseren Fehler bekennen, fällt es uns leichter, diese schlechte Gewohnheit abzubauen. Und schließlich müssen wir uns immer wieder daran erinnern, dass unser Vater im Himmel alles hört, auch wenn andere Menschen auf Erden es nicht mitbekommen. Der Gedanke daran, wie beleidigend Fluchen für Gott ist, sollte eine wirkungsvolle Abschreckung für uns sein.


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Kann das bei einem Bekehrten stattfinden? Verweise du, der du so fragst und klagst, diesen christlichen Teufel zur Hölle, der einen Strick machen will aus seiner Bekehrung und Wiedergeburt, um bei dir allen Lebensmut zu erdrosseln. Warst du denn oder bist du denn mehr als Petrus? Wahrlich, Petrus war wiedergeboren, er hat sein Verderben gekannt, seine Sünden demütig anerkannt; wahrlich, er war bekehrt und hatte einen guten Glauben. Aber was hat er mit dem Worte angefangen? Er sah seinen Herrn vor Kaiphas und wiederholt und wiederholt sagt er von seinem lieben, teuren Heilande mit Fluchen und Schwören und Selbstverwünschungen: Ich weiß nichts von diesem Menschen, ich kenne diesen Jesum nicht.

Suche nicht wiederherzustellen, was verdorben ist. Anerkennen wir die Wiederherstellung von allem, die in und durch Christum geschehen ist. Unterwerfen wir uns dem Zeugnisse Christi, und wir werden es erfahren: Die Macht der Verdorbenheit, die sonst keine Grenzen kennt, ist gebrochen. Wir lassen uns von dem Teufel viele Not machen, weil wir in dem Stolz unseres Herzens dem Worte Gottes nur zum Teil glauben. Wohl dem, der, sei es auch durch Schaden und Schande, klug geworden ist. Er versteht das Schelten Jesu, kehrt vor seiner eigenen Tür, betrachtet sich selbst als Auskehricht; er zieret alles mit seinem Herrn allein und hat auch Ehre davon.

Deine Demut hat gebüßet
meinen Stolz und Übermut,
dein Tod meinen Tod versüßet;
es kommt alles mir zugut.
Dein Verspotten, dein Verspeien
muss zu Ehren mir gedeihen.
Tausend-, tausendmal sei dir,
liebster Jesu, Dank dafür.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
Zitate von Wilhelm Busch anzeigen

Das war gelogen! Und doch — es ist auch wahr! Petrus kannte den Herrn Jesus wirklich noch nicht. Nämlich nicht dessen unendliche Liebe und Treue. Die hat er erst richtig kennengelernt, als der auferstandene Heiland Seinem ungetreuen Jünger nachlief und ihn wieder in sein Apostelamt einsetzte. Wer kann denn behaupten, daß er den Herrn Jesus richtig kenne! Ein Großer im Reiche Gottes hat gesagt: „Es ist der Glaub' ein seltsam Ding: / Erst scheint's für Kinder zu gering / und dann zerglaubt ein Mann sich dran / und stirbt wohl, eh er's fassen kann." Wir werden nie auslernen, wenn wir Jesu Liebe zu den Seinen studieren.

Als der Petrus seine Lüge gesagt hatte, krähte der Hahn. Da kam der sinnlos erregte Mann zu sich und erkannte, was geschehen war. Er hatte sich von seinem Heiland losgesagt. „Und er ging hinaus und weinte bitterlich." Wie stark war das Band gewesen, das den Petrus mit Jesus verband! Nun war es zerrissen! Das erschütterte diesen Mann bis in die Grundfesten. War das Band wirklich zerrissen? O nein! Jesus hielt es zusammen. Jesus hielt die Treue. Jesus ließ den Petrus nicht los. Und so macht es Jesus mit allen, die Seine Jünger werden. Er hält fest — auch wenn wir untreu sind. Wenn es auf unsre Treue ankäme, würde kein Mensch selig. Was uns rettet, ist Seine Treue. Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
Zitate von Wilhelm Busch anzeigen

Was vermag doch die Angst! Den starken Petrus überfällt auf einmal Furcht, als er sieht, daß Jesus endgültig gefangen ist. Und als nun allerlei Leute ihn nach seinen Beziehungen zu diesem Jesus fragen, sieht er sich im Geist auch schon gebunden und verloren. Und so geschieht es: Er sagt sich los von Jesus. Der Herr hat einmal gesagt: „Wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren." Petrus hat sein Leben erhalten wollen. Nun hat er alles verloren: seinen Heiland, seinen Frieden, seine Selbstachtung, ja, die Achtung der Menschen auch. Wie mögen die Kriegsknechte und die Mägde hinter ihm hergegrinst haben, als er weinend aus dem Hofe schlich! Es ist schlimm, wenn unsere Furcht größer wird als unser Vertrauen zum Herrn, zu Seiner Führung und Bewahrung. Dann versuchen wir, unser Leben selber zu retten und zu erhalten. Und damit verlieren wir alles. Glauben heißt, dem Herrn sein ganzes Leben in völligem Vertrauen überlassen.

In jedem Christenleben kämpft die Furcht beständig gegen das Vertrauen. Die Angst ist eine schreckliche Macht. Man kann das gut an den Kindern Israel studieren, als die durch die Wüste nach dem verheißenen Lande zogen. Jede neue Not brachte sie zur Verzweiflung: Jetzt war kein Wasser da! Dann kein Brot! Nun kamen starke Feinde! Und jedesmal siegte in Israel die Furcht über den Glauben, obwohl sie so viele und wunderbare Beweise der Treue Jehovas erhalten hatten. Sind wir getroster im Glauben? Nicht umsonst heißt es oft in der Bibel: „Fürchtet euch nicht!" Daß wir es doch hören! Amen.