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Predigten zu Matthäus 26,57

"Die aber Jesum gegriffen hatten, führten ihn hinweg zu Kajaphas, dem Hohenpriester, wo die Schriftgelehrten und die Ältesten versammelt waren."

Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Beim oberflächlichen Lesen der Bibel fällt uns dieser Satz nicht besonders auf. Und auch die Leute, die Jesum im Garten Gethsemane gegriffen hatten, dachten sich dabei nichts Sonderliches. „Dieser Hohepriester Kaiphas", sagten sie, „hat die Verhaftung Jesu befohlen. Nun bringen wir Jesus zu ihm. Was soll dia Besonderes zu bemerken sein!" Wer aber einen Einblick hat in die Heilsgeschichte Gottes, dem stockt hier der Atem. Der weiß: Dies ist ein Augenblick — so bedeutsam, daß wir die Zeitrechnung von dieser Nachtstunde an neu beginnen könnten.

Was geschah hier? „Sie führten Jesum zum Hohenpriester." Zu welchem Hohenpriester? Zu dem des Alten Bundes, den Gott mit Israel auf dem Sinai geschlossen hatte. Wen führten sie dorthin? Den Hohenpriester des Neuen Bundes, den Gott auf dem Hügel Golgatha schließen wird. Der Hohepriester des Alten Bundes und der Hohepriester des Neuen Bundes standen sich nun gegenüber. Zwei Zeiten! Zwei Gotteszeiten begegneten sich hier. Der Alte Bund ging zu Ende. Der Neue Bund begann, der Neue Bund mit Gott, in dem wir heute stehen dürfen. Den Unterschied zwischen beiden Bünden hat Johannes herrlich formuliert: „Das Gesetz ist durch Moses gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus geworden." Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Welch ein Bild! Gott muß uns offene Augen schenken, damit wir es in seiner großen Heilsbedeutung verstehen. Zwei Hohepriester stehen sich gegenüber! Beide repräsentieren einen Bund, den Gott gemacht hat. Kaiphas ist der Vertreter des Alten Bundes vom Sinai. Jesus bringt den Neuen Bund der Gnade. Der Vertreter des Alten Bundes trägt schöne Gewänder. Er regiert in einem Palast und ist umgeben von Pracht. Der Hohepriester des Neuen Bundes, Jesus, ist arm, gefesselt und erniedrigt.

Und doch — wieviel herrlicher ist Jesus! Davon spricht der Hebräerbrief. Wenn der Hohepriester des Alten Bundes opferte, mußte er immer zuerst ein Opfer zu seiner eigenen Versöhnung mit Gott darbringen; denn er war Sünder wie alle andern. Dies hat Jesus nicht nötig. Er ist der wahre Hohepriester, ohne Makel und Fehler. Und weiter: Der Hohepriester des Alten Bundes mußte immer wieder Opfer darbringen. Es waren Opfer, die nur eine Zeitlang galten.

Aber Jesus hat ein besseres, ein wirkungsvolleres Opfer — ein Opfer, das ein für allemal genügt: Er hat sich selbst geopfert. „Mit einem einzigen Opfer hat er in Ewigkeit vollendet, die geheiligt werden." Jesus — Hoherpriester und Opferlamm zugleich! Und beides vollkommen! Nachdem Er sich geopfert hat, brauchen wir keine weiteren Priester und keine Opfer mehr. Nun geht es nur noch darum, daß wir Seine Versöhnung im Glauben annehmen. Amen.