10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...

Predigten zu Matthäus 26,56

"Aber dies alles ist geschehen, auf dass die Schriften der Propheten erfüllt würden. Da verließen ihn die Jünger alle und flohen."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
Zitate von Charles Haddon Spurgeon anzeigen

"Da verließen Ihn alle Jünger und flohen."

Er verließ sie nie, sie aber verließen Ihn in feiger Furcht für ihr Leben und flohen schon beim Beginn seiner Leiden. Dies ist nur ein einzelnes lehrreiches Beispiel von der Unzuverlässigkeit der Gläubigen, wenn sie sich selbst überlassen sind; sie sind im besten Falle wie Schafe, und fliehen, wenn der Wolf kommt. Sie waren alle vor der Gefahr gewarnt worden, und hatten beteuert, sie wollten lieber sterben, als ihren Meister verlassen; und doch ergriff sie plötzliche Angst, und sie liefen davon. Vielleicht habe auch ich beim Beginn dieses Tages meinen Sinn gestählt, damit ich möchte um des Herrn willen Trübsal ertragen, und ich traue mir fest zu standhafte Treue zu üben; aber ich muss mich sehr vor mir selbst in acht nehmen, damit ich nicht mit dem gleichen bösen Herzen des Unglaubens von meinem Herrn hinwegeile wie die Apostel. Es ist etwas andres, etwas zu versprechen, und etwas andres, das Versprochene zu halten. Es hätte den Jüngern zur ewigen Ehre gereicht, wenn sie Jesu recht mannhaft zur Seite gestanden hätten; sie flohen vor ihrer eignen Ehre, zu ihrer Schande; ach, dass ich doch bewahrt würde vor ähnlicher Schmach! Wo hätten sie irgend besser aufgehoben sein können, als bei ihrem Herrn und Heiland, welcher den Vater hätte bitten können, dass Er Ihm zuschickte mehr denn zwölf Legionen Engel? Sie flohen hinweg von ihrem sichern Hort. O Gott, lass mich doch nicht in solche Torheit fallen! Die göttliche Gnade kann auch den Feigling zum Helden machen. Der glimmende Flachs kann aufflammen wie das Feuer auf dem Altar, wenn es der Herr will. Sogar diese Apostel, die doch furchtsam waren wie die Hasen, wurden erfüllt mit Löwenmut, nachdem der Heilige Geist auf sie herabgekommen war; und so kann auch der Geist Gottes meine furchtsame Seele mutig machen in dem Bekenntnis meines Herrn und im Zeugnis für seine Wahrheit. Welche Angst muss den Herrn ergriffen haben, als Er seine Freunde so treulos sah! Es war ein bitterer Tropfen in seinen Leidenskelch; aber der Kelch ist geleert; ich will nicht abermals Wermut und Galle hineingiessen. Wenn ich meinen Herrn verlasse, so kreuzige ich Ihn aufs neue, und mache Ihn öffentlich zuschanden. Bewahr mich, o Geist der Erbarmung, vor einem so schmachvollen Ende, und erhalte mich in der Demut und in der furchtlosen Liebe zu meinem teuren Freund und Heiland.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
Zitate von Wilhelm Busch anzeigen

Wilde Panik überfällt die Jünger. Sie sehen, wie Jesus sich widerstandslos verhaften läßt. Es erfolgt kein Eingreifen von oben. Ja, Jesus verbietet sogar dem Petrus, das Schwert zu fassen. Er ist also wirklich entschlossen zum Leiden. Da ist es mit dem Mut der Jünger zu Ende. Nun scheint ihnen alles verloren. Alle ihre Hoffnungen auf das messianische Königreich brechen zusammen. „Da verließen ihn alle Jünger und flohen."

Das war schade! Hätten sie doch das letzte Wort Jesu noch in Ruhe gehört! Dann wäre es nicht zu dieser Panik gekommen. Dann wäre ihnen viel Furcht erspart geblieben. Das letzte Wort Jesu hätten sie noch hören sollen: „Aber das ist alles geschehen, daß erfüllet würden die Schriften der Propheten." Leider haben die Jünger das nicht mehr aufgenommen. Und so hat der Herr ihnen später einen Nachhilfe-Unterricht erteilen müssen. Nach Seiner Auferstehung heißt es: „Da öffnete er ihnen das Verständnis, daß sie die Schrift verstanden, und sprach zu ihnen: Also ist's geschrieben und also mußte Christus leiden..."

Die lieben Jünger hätten sich viel Furcht, Angst und Not erspart, wenn sie das Wort Jesu gleich recht gehört hätten. Und auch wir hätten uns in unserm Leben manche Panik, manche Furcht und Sorge erspart, wenn wir mehr im Glauben aus dem Worte Gottes gelebt hätten. Daß die Welt — ohne Gottes Wort — von einer Unruhe in die andre kommt, ist sehr begreiflich. Wer aber dem Worte glaubt, darf in der Führung und unter den Verheißungen des lebendigen Gottes im Frieden leben. Amen.