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Predigten zu Matthäus 1,19
Zitate von Adolf Schlatter anzeigen
An allem Herrlichen, was in den Tagen der Weihnacht geschah, geht Matthäus vorbei und erzählt nur das Eine, dass Josef sich weigerte, der Mann der Maria zu bleiben und das Kind, das Gottes Geist in ihr geschaffen hatte, in seine väterliche Obhut zu nehmen. Darf ich das seltsam heißen? O nein. Damit verrät Matthäus seiner Gemeinde eine Wahrheit ein, die für ihr ganzes Verhalten die größte Wichtigkeit hatte. Wie rätselhaft war ihre Lage! Zum Gekreuzigten bekannte sie sich als zum König Israels, während sich ihr die Priester- und Lehrerschaft in geschlossener Schlachtreihe widersetzte und die große Majorität der Judenschaft von Jesus wegriss. Jedermann fragte sie: wie kommt ihr denn zu eurem wunderlichen Glauben? Und die Glaubenden fragten sich selber mit tiefem Erstaunen: was treibt uns in diese rätselhafte Lage hinein? Sie konnten nur das Eine antworten: wir haben sie uns nicht selbst bereitet, haben das, was wir sagen, nicht selbst erdacht und uns unsern Christenstand nicht mit eigenmächtigem Entschluss erwählt; wir müssen so denken und müssen so handeln; uns zwingt der göttliche Befehl. So war es, sagt Matthäus, schon im Anfang, schon bei der ersten Offenbarung Jesu, als Maria Josef sagte, was Gottes Bote ihr verkündigt und seine Gnade in ihr gewirkt hatte. Der Davidsohn, in dessen Haus Gott den Christus stellte, erschrak, weigerte sich und hieß es unmöglich, dass Maria seine Frau werde, nachdem Gott sie zur Mutter seines Sohnes gemacht hatte, und dass er der Vater sei für den, dem Gottes Schaffen das Leben gab, damit er aller Herr und König sei. Das war nicht sein eigener Wunsch, entsprang nicht aus seinem Willen, überraschte ihn ganz und gar und schien ihm völlig unmöglich. Er wollte freilich Gottes Werk nicht hindern und Maria keine Not bereiten. Darum sollte alles heimlich geschehen. In stiller Verborgenheit will er seinen Verzicht vollziehen. Niemand brauchte zu erfahren, dass sie einst ihm gehört hatte. Aber seinen Plan kann er nicht vollenden. Dennoch wurde Maria sein Weib und der Christus wuchs dennoch in seinem Hause auf und war jedermanns Meinung der Sohn des Zimmermanns. Wie kam es dazu? Gottes Gebot zwang ihn und ließ kein Sträuben zu. Josef musste dem gehorchen, was ihm der göttliche Befehl gebot. Das, sagt Matthäus der Christenheit, ist auch euer Weg; ihr geht hin, weil ihr ihn gehen müsst, und gebt Jesus euren Glauben, weil ihr Gott gehorcht.
Auch ich stehe, Vater, staunend vor Deinem Werk. Wie kommt Deine Gnade zu mir? Wie führst Du Dein Werk empor zu Deinem herrlichen Ziel? Aber über meinen schwankenden Gedanken steht die selige Notwendigkeit, jenes Müssen, unter dem ich deshalb stehe, weil Dein Wort zu mir gesprochen hat. Ich preise Deine Gnade, die mir Deinen Willen so zeigt, dass ich gehorchen muss. Amen.