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Predigten zu Matthäus 13,28
Zitate von Ludwig Hofacker anzeigen
So ist es schon manchen rechtschaffenen Knechten des Herrn ergangen. Sie wußten nicht zurecht zu kommen, warum doch in der Kirche so viel Böses sei, sie drangen auf Reinheit und wollten die Bösen ausrotten. Aber das stehet uns nicht zu. Wenn wir dies Geschäfte unternehmen wollten, so würden wir gewiß viel guten Samen mit ausjäten! Dazu gehören höhere Augen, die auf den Herzensgrund, auf das Innere hinsehen können. Und was ist denn ein jeder vorher gewesen, ehe er ein guter Same wurde? Unkraut sind wir alle von Natur, ein Same des Teufels sind alle, die sich noch nicht durch das Wort der Wahrheit zur göttlichen Würde umbilden ließen. Darum sollen die, welche sehen, daß sie zum guten Samen gehören, in großer Demut erkennen, daß was sie sind, sie nur durch Gottes Gnade sind und sollen die Welt nicht sowohl ausrotten wollen in übertriebenem Eifer, sondern sollen Mitleiden haben mit denen, welche noch die Welt lieb haben und sollen für sie beten. Wer es recht lebhaft anerkennt, was der Heiland für ihn und an ihm getan, daß er ihn zu Gnaden angenommen, der ein Höllenbrand gewesen war, der wird wohl auch Mitleiden haben können mit seinem Bruder, welcher noch in des Teufels Stricken gefangen ist und wird nicht sogleich zufahren mit Feuer und Schwert, die Bösen auszurotten. Die Liebe duldet alles, sie hoffet alles. Wer das, was ihm widerfahren ist von Gott, daß er nämlich eingeschrieben wurde in die Zahl der Kinder Gottes, für lauter Erbarmung ansehen gelernt hat, dem wird es nicht schwer werden, sich über seinen Mitmenschen, ob er wohl noch ein arges Unkraut sein sollte, auch zu erbarmen. Wir sind freilich schwache Menschen und können uns ohne höhere Kraft von oben nicht wahrhaftig über unsern Nächsten erbarmen, darum hat man immer zu beten:
Gib auch mir Mitleid und Erbarmen bei meiner armen Brüder Not! Lehr Jesu mich den Feind umarmen, du starbst für ihn der Liebe Tod. Dein Blut für alle Sünder schreit: Barmherzigkeit! Barmherzigkeit!