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Predigten zu Matthäus 11,28
Zitate von Ludwig Hofacker anzeigen
Wenn jemand wirklich seiner Sünden los sein will, ganz und auf ewig los sein, möchte es kosten, was es wollte, wenn er auf die Frage: Weißt du denn auch, wo deine Sünden herkommen, wo sie ihren Sitz haben, antwortet: Ja, ich weiß es, in meinem bösen Herzen, und das ist so schlecht, daß ich mirs gerne herausreißen möchte, wenn ich nur könnte, um meiner selbst los zu sein - wenn mich ein blödes, schwaches Menschenkind fragte: Wie habe ichs zu machen, daß ich bekehrt werde, dem kann ichs recht kurz sagen. Der einzige Freund im Himmel und auf Erden, der dir helfen kann und will, ist, so sage ich ihm - der Herr Jesus, von dem du wohl schon oft gehört, gesungen und gelesen hast, den du aber noch nicht kennest. Du magst nur sein, wo du willst, so ist er da, wenn du ihn gleich mit leiblichen Augen nicht siehest. Er sieht und hört dich und kennet deine innersten Gedanken, das glaube du mir auf mein Wort. Ich selbst habe es so erfahren. Wenn deine Sünden dich nun so kränken oder dein schlechtes Herz dich so plaget, so gehe in dein Kämmerlein oder an einen andern Ort, wo du allein sein kannst-oder sammle, wenn du nicht allein sein kannst, dein Herz mit Ernst, und dann rede mit dem Herrn Jesu einfältig, als ob er leiblich vor dir stünde und du dich sogleich in seine Arme werfen könntest, und sprich zu ihm: »O Herr Jesu, mein treuer Heiland! Es geht mir sehr übel, ich kann meine Sünden, die mich so bitterlich peinigen und ängsten, nicht loswerden; sie verdammen mich, und ich möchte doch nicht gerne verloren gehen, sondern selig werden in dir! Du aber bist mein Helfer! Du hast auch für mich dein Blut vergossen und bist für mich gestorben. Darum erbarme dich über mich, Herr Jesu, vergib mir alle meine Sünden und heile mein krankes Herz. Ich werfe mich mit meiner ganzen Last in dein Erbarmen! Mache mit mir, was dir beliebt, nur verstoße mich nicht, sondern hilf mir.« O liebe Seele, wenn du mit solchen oder dergleichen Worten, wie sie dir eben einfallen, den Herrn Jesum anrufest, oder wenn du vor Angst und Blödigkeit nicht reden kannst, sondern nur weinst und seufzest, so wirst du bald inne werden, daß er bei dir ist und dich gut versteht. Und da wird etwas in dir vorgehen, das von ihm selbst herkommt, das ich dir aber mit Worten nicht so beschreiben kann. Aber das sage ich dir getrost und aufs Feierlichste: Du wirst Vergebung aller deiner Sünden, Ruhe für deine Seele, ein gutes Gewissen, ein geändertes Herz von ihm bekommen und ihn als deinen Erlöser, der sein Leben für dich gelassen hat, so lieb gewinnen, daß du nicht wissen wirst, was du vor Liebe zu ihm tun sollst. Vor Jesu Augen schweben ist wahre Seligkeit - ein freudenvolles Leben in dieser Pilgerzeit! Nichts wollen und nichts wissen, nichts können und nichts tun, als Jesu folgen müssen, das heißt im Frieden ruhn.
Diese Einladung des Herrn gilt nicht nur dem beladenen Sünder, der Vergebung und Ruhe sucht, sondern sie zeigt auch die Bedingung für einen Gott wohlgefälligen Dienst. Wie viele aufopfernde, aufrichtige Christen sind beladen, weil sie ihren Dienst in gesetzlicher Weise mit eigener Energie oder in der Gesinnung eines Taglöhners tun! Dem einen wie dem anderen ruft der Meister zu: «Kommt her zu mir», so wie ihr seid, und wer ihr auch seid!
Grüble nicht darüber nach, was du für Ihn tun kannst und willst. Vertraue vielmehr auf das, was Er zuerst in dir, und dann durch dich tun will. «Nehmt auf euch mein Joch.» In diesem Text vereinen sich die göttliche und menschliche Natur dessen, der wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich ist. Er war tatsächlich ein Mensch, der aus Nazareth stammte, aber auch aus aller Ewigkeit.
In der Werkstatt Josephs, des Zimmermanns, wurde manch ein Joch gezimmert für die Zugtiere, die vor den Pflug gespannt oder zur Opferung bestimmt werden sollten: ein Bild wahren Dienens. Der Herr Jesus, der Schöpfer aller Dinge, hat sicherlich nie ein unvollkommenes Joch gezimmert. Er hätte nie einem Seiner Geschöpfe wehtun wollen, und wäre es auch nur ein Tier! Ein Joch, das der Zimmermann von Nazareth hergestellt hatte, war immer fehlerfrei. Wieviel mehr wird das Joch des Dienstes Seiner Kinder immer leicht sein und nie unsanft verletzen oder schwer drücken. Ihm wollen wir unsere Pläne und Fähigkeiten ganz zur Verfügung stellen, dann wird das Joch uns nicht verletzen. «Lernt von mir.» Immer wieder müssen wir lernen, aber auch verlernen. Diese Haltung ist ein wunderbares Geheimnis, eine alles Verständnis übertreffende Kraftquelle. Laßt uns darum nicht widerstreben, wenn uns etwas gegen den Willen geht; denn der Sanftmütige und Demütige will uns segnen.
«Ich will euch erquicken.» Dann wird unser Wesen durchdrungen von göttlicher Harmonie, die keine apathische Gemütsruhe ist, sondern Herzenserquickung, die sich in Tätigkeit ohne Aufregung, in Arbeiten ohne Erschöpfung und in Kraft ohne Lärm zeigt.
Zitate von Wilhelm Busch anzeigen
Eine Einladung ergeht an uns! Von wem? – Von dem König aller Könige, von dem Richter der Welt. Wie? Eine Einladung von dem Richter der Welt? Ist das nicht ein Irrtum? Wenn der Richter der Welt uns vor Sein Angesicht ruft, dann kann es sich doch nur um eine Vorladung handeln.
Eine Vorladung vor den, dem Gott alles Gericht gegeben hat! Eine Vorladung vor den „Herzenskündiger"! – Wer wird nicht unruhig beim Gedanken hieran! Wer sollte sich nicht fürchten!
Aber – fürchtet euch nicht! Wohl ruft uns der Richter der Welt. Aber – es handelt sich tatsächlich nicht um eine Vorladung, sondern um eine Einladung: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken." Denkt nicht, dass der Richter blind geworden sei für unsere Schuld. Er sieht sie wohl. „Mühsal und Last" nennt Er sie. O hört, wie freundlich Er von unserer Sünde und Schuld redet: „Mühsal und Last."
Der Richter der Welt hat Sein Richtschwert weggelegt. Stattdessen streckt Er Seine durchgrabenen Hände nach uns aus. Wie freundlich ist dieser Ruf! Und doch – wie tödlich ernst. Wer sollte uns noch retten können, wenn wir ihn verachten! Amen.
Zitate von Adolf Schlatter anzeigen
Wie ein schwerer Stein kann die Erinnerung an Gott auf unsere Seele fallen, so dass sie uns zur Last wird, die wir mühsam und keuchend schleppen. Auch für viele, die sich zur Kirche halten, ist ihr Anteil an ihr eine drückende Bürde, die man tragen muss, weil man sie nicht entbehren kann, aber nur mühsam trägt. Was würde aus dem Menschen, was würde aus unserem Volk, wenn es keine Religion mehr gäbe? Davor erschrickt man; aber schwer bleibt es doch, fromm zu sein, schwer, richtige Busse zu tun, schwer, mit Gott ins Reine zu kommen. Aus solchem Druck kann angestrengte Arbeit entstehen, die sich entschlossen und ernsthaft um die Erreichung des religiösen Ziels bemüht. In der Gemeinde, in der Jesus stand, waren solche „Arbeitende“ und „Lastträger“ zahlreich vorhanden. Weil sie im Aufblick zu Gott einzig an sein Gesetz dachten, bekam ihr Gottesdienst leicht Ähnlichkeit mit dem, was der Lastträger tut. Mich selber fromm zu machen ist freilich ein hartes Geschäft, das immer von neuem anfängt und nicht zum Ziele kommt. Kommt zu mir, sagt Jesus allen, die sich mit ihren religiösen Pflichten abmühen, allen, die nach Gerechtigkeit ringen und bei diesem Bemühen scheitern, allen, deren Frömmigkeit ein Suchen nach Gott blieb, das nicht zum Frieden kam. Bei ihm sehen wir eine andere Frömmigkeit als die der atemlos Arbeitenden, als die der Lastträger. Was Gott dem Volk verhieß, als er ihm den Sabbat gab, das war Jesu Eigentum. Er ruht und sein Ruhm gibt nicht nur der Hand, sondern der Seele die Ruhe. Was hilft es, wenn die Hände ruhen und die Gedanken toben und die Begehrung fiebert und das Herz mit wildem Stoß sich selbst bekämpft? Arbeitete denn Jesus nicht? Ich wirke, sagte er, denn der Vater wirkt. Trug er keine Last? Gottes Lamm trug die Sünde der Welt und trug sie an das Kreuz. Das zieht ihn aber nicht aus seiner Ruhe heraus; er hat sie in seinem Wirken und seinem Leiden. Was hat diesen völligen Unterschied hervorgebracht? In der mühseligen und belasteten Frömmigkeit beschaut der Mensch sich selbst, beschäftigt sich mit sich selbst und bleibt immer bei sich selbst. Bei Jesus wird Gott sichtbar und seine Gnade tut ihr Werk. Wenn Gott erscheint, entsteht Stille. Nun ruhen wir.
Weil ich mich oft mit mir selber beschäftige und plage und unter dem, was ich tun soll, müde und wund werde, höre ich, o Herr, mit tausend Freuden auf Deinen Ruf; Komm zu mir, die Ruhe findest du bei Mir. An der Herrlichkeit Deiner Sohnschaft Gottes sehe ich, was auch mir die Ruhe gibt. Amen.
Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.
Der Zöllner „stand von ferne“; aber seiner Gesinnung nach war er dem Herrn nahe, er war bußfertig. Viele stehen nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich dem Herrn fern. Er ruft sie zu sich. Es ist ein großer Unterschied, bei Jesu zu sein, oder viel von ihm gehört zu haben. Ach wie viele wissen gar manches von ihm, aber sie sind noch nie als mühselig und beladen mit ihm in persönliche Unterredung und Verkehr getreten. Dazu muss es kommen. Keine Seele darf dabei stehen bleiben, durch Seelsorger oder Eltern mit Jesu zu verkehren, jede muss selber kommen. Gottlob! wir dürfen alle kommen, der Herr ruft alle. Das ist das Wunder seiner Barmherzigkeit, dass er niemand ausschließt. Wie vieles kann aber auf dem Gewissen eines Menschen liegen, ehe es ihn eigentlich drückt. Ach, es ist traurig, wie lange man dahin gehen kann, in allerlei Sünde und Verirrung, ehe man zu den Mühseligen und Beladenen gehört, ehe der heilige Geist die Sünde zur Gewissenslast machen kann, und die Last dann zu Jesu treibt, um abladen zu können. Wie ein Vater dankbar ist, wenn der Sohn es über sich bringt, ihm gegenüber offen zu sein und sein Gewissen zu entlasten, so freut sich der Heiland, wenn eine Seele mühselig und beladen zu ihm kommt. Wie gerne nimmt er die Last ab! Was uns drücken und quälen mag, das hat er am Kreuze getragen; dort dürfen wir alles niederlegen, und die Erquickung, die er schenkt, ist Sein Friede durch Vergebung der Sünden. Aber nicht nur mit der Last unserer Sündenschuld dürfen wir zu ihm kommen um erquickt zu werden. Wir alle bekommen ja immer wieder Lasten. In dieser argen Welt legt sich immer wieder so vieles auf Herz und Gemüt, dass wir herzlich dankbar sein wollen, an Jesu einen Freund zu haben, zu dem wir alle Sorgen und Nöte bringen dürfen. Er versteht uns; Er ist treu und immer wieder können wir unser Herz bei Ihm stillen.
Barmherziger Hoherpriester! Wie soll ich Dir genug danken für alle Erquickung, die Du auch mir schon geschenket hast. Mache aus mir ein lebendiges Lobopfer. Amen