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Predigten zu Matthäus 11,25
Zitate von Martin Luther anzeigen
Wo sind die Klugen?
Wenn wir deutlich aufzeigen wollen, was unser Gebet ist, so stellt sich heraus, dass es in Wahrheit nichts weiter als das Stammeln eines Kindes ist, das am Tisch steht und nicht weiß, ob es um Brot oder um Fleisch bittet. Denn wir wissen nicht, wie wir beten sollen. Die Dinge und Güter, um die wir bitten, sind größer als unsere Vernunft und unser Verstand, und der sie gibt, ist noch viel größer; und daher sind auch seine Güter und Gaben größer, als dass wir sie mit unseren Herzen erfassen könnten.
All das sage ich, damit ich euch und mich dadurch erwecke, nicht zu verzweifeln, weil wir Gottes Majestät gegenüber so unwürdig sind. Wie ich schon sagte, können wir die Dinge, um die wir bitten, wegen ihrer Größe mit unserem Verstand nicht begreifen. Abraham hat wahrlich mehr empfangen, als er erbeten hatte. Das sollte uns zum Vorbild dienen, damit wir nicht vom Gebet ablassen oder meinen, es sei ohne Nutzen oder Frucht. Denn Gott sieht das Innerste unseres Herzens und versteht das unaussprechliche Seufzen, das in uns ist. Wir sind wie Kinder, die am Tisch stehen und stammeln und sich noch nicht auszudrücken verstehen.
Zitate von Wilhelm Busch anzeigen
So, nun ist den Weisen und klugen Leuten die Tür zugeschlagen. Es ist erschreckend, wie die Tür hier zuschlägt! Die klugen Leute allerdings haben es gar nicht gehört. Lärmend reden sie weiter davon, daß sie „ihre eigene Religion haben", daß Jesus eben „nur ein Mensch war wie wir auch", und wie diese Reden alle heißen. Sie palavern und sehen nicht, daß sie es vor einer verschlossenen Türe tun. Und daß es dem Herrn des Himmels und der Erde Wohlgefallen hat, ihnen das Heil in Seinem Sohne zu verhüllen.
Wie werden sie erschrecken am Jüngsten Tage, wo alle weisen und klugen Gedanken nicht erretten können! Aber auch wir sind bestürzt und fragen: „Muß man denn dumm und unweise sein, damit man es versteht?" O nein! Achtet doch darauf, was der Heiland hier als Gegensatz gegen „die Weisen und Klugen" herausstellt. Nicht „den Dummen" wird es offenbart, sondern „den Unmündigen". „Unmündig" sind seltsamerweise die ganz kleinen Kinder und ganz alte Menschen. „Unmündige" — das sind Menschen, die in keiner Weise allein fertig werden können. Unmündige — das sind die völlig Hilflosen.
Unsre Zeit kann uns zu solchen Hilflosen machen. Ein moderner Schriftsteller schrieb: „Seit 5 Jahrhunderten arbeitet der Mensch am Reich des Menschen, und es ist die Hölle daraus geworden. Und zwar ist diese Hölle ein geschlossener Raum ohne Ausgang." Da ist nur ein kleiner Schritt zu dem Heiland, der sagt: „Ich bin die Tür." „Ich bin das Leben." Amen.
Zitate von Hermann Bezzel anzeigen
Zu der Zeit antwortete Jesus und sprach: Ich preise dich, Vater und Herr Himmels und der Erde, dass du solches den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart.
Wo ein armer Mensch nach Trost verlangt und eine Seele aus ihrer Angst nach Hilfe begehrt, wo die Worte nicht mehr sich einstellen wollen und alle Begriffe weichen und zerrinnen, da tritt die Bibeloffenbarung ein und zeigt die ewigen Friedensgedanken als von ihm bereitete und vor ihm bereitete. So lässt er sich nieder zu denen, die ihn nicht verstehen, und redet mit ihnen, dass sie verstehen mögen. Aller „Trost“ andrer Religionsurkunden trägt nicht Mitleid mit den Armen; „aus der Höhe“ sind seine Kenner und Forscher, „die Vornehmen im Geiste“ sind seine Freunde, aber das arme, geknechtete, heimatfremde und trostbedürftige Volk geht leer aus. Hier ist das Wort, das mit den Müden zu rechter Zeit zu reden weiß, hier ist das Wort, das zu Herzen spricht, weil es selber ein Herz voll Leid und Not getragen hat.