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Predigten zu Markus 7,35
Man führte einen Tauben, der kaum reden konnte, zu Jesus und bat Ihn, ihm die Hände aufzulegen. Jesus nahm ihn beiseite, um ihn der Neugierde der Umstehenden zu entziehen. Das Wunder, das Er tun wollte, sollte denen, die nicht zu Ihm kommen wollten, keinen Stoff zu Schwätzereien geben.
Er legte Seine Finger in die Ohren des Tauben und berührte seine Zunge mit Seinem Speichel; Er machte sich damit eins mit diesem Menschen und teilte ihm Seine Lebenskraft mit. Aber das ist nicht alles. «Dann blickte Er zum Himmel auf, seufzte und sprach zu ihm: Ephata, das heißt: Tu dich auf!»
Dies ist eine von den Gelegenheiten, wo der himmlische Vater uns erlaubt, Seinen geliebten Sohn mit den Verwüstungen der Sünde und den Mächten der Finsternis kämpfen zu sehen. Im Blick auf Seinen kommenden Sieg auf Golgatha gebot Er einfach: «Tu dich auf!» Da wurden die Ohren des Tauben geöffnet und seine Zunge gelöst.
Wir können Kinder Gottes sein, dabei aber doch taub für die Stimme des Geistes, taub für Gottes Wort bleiben. Wenn es sich aber darum handelt, auf das zu hören, was wir nicht hören sollten, sind wir durchaus nicht taub. Und gerade deswegen hören wir Gottes Stimme nicht mehr und merken nicht, daß die verlorenen Seelen um Hilfe rufen. Wenn wir der Stimme der Welt und den Klatschereien unter Christen Gehör schenken, gehören wir zu der Masse der «unnützen Knechte». Es wird uns schwer, von Gott zu reden. Wenn es sich aber darum handelt, auf unserem Recht zu bestehen oder unseren Bruder zu kritisieren, macht uns das Reden keine große Mühe. Dann haben wir keine «Handauflegung » nötig, sondern daß Er uns Schweigen auferlegt!
O daß Sein Finger (ein Bild des Heiligen Geistes) unsere Ohren berührte, diesen Kanal, durch den Gott zu uns redet und den wir bisher so mißbraucht haben! Und wenn wir dann auf unseren Gott gehört haben, wollen wir Ihn Besitz nehmen lassen von unserer Zunge, diesem Kanal, durch den die Welt uns hören kann. Eine solche Umwandlung wird unsere Mitmenschen zum Staunen bringen und Gott die ganze Ehre geben.
Und das Band seiner Zunge ward los und redete recht.
Unter anderen Kranken heilte der Herr auch Taubstumme. Welche Entbehrung ist es für den Menschen, wenn die Ohren geschlossen sind und die Zunge nicht gelöst ist! Und welche Gnade ist es für uns, wenn wir diesen Mangel nicht haben. Seien wir recht dankbar für alle Gaben Gottes und fühlen wir mit denen, welche sie entbehren. Die christliche Liebe tut in unsern Tagen Großes auch an solchen Kranken, und der Herr hat seine Freude daran. Freilich wird ihnen jetzt mehr nur teilweise Hilfe geboten, als völlige Heilung, weil die Geistesgaben uns zu sehr mangeln. Möge der Herr sich unser erbarmen und uns bald Größeres sehen lassen! Es war große Freude bei dem nach unserm Text geheilten Taubstummen, als er hören und reden konnte. Der Herr gebot ihm, stille darüber zu sein; es nicht überall zu erzählen; aber er und die Seinen redeten um so mehr davon. Man begreift es, wie sie fast nicht schweigen konnten, besonders der Kranke, der so lange hatte unfreiwillig schweigen müssen. Wie manches Zungenband ist noch zu lösen, wie manches Ohr zu öffnen! Ach, es gibt eigentlich wenige Menschen, deren Zunge völlig gelöst ist zum Zeugen von der Liebe Gottes, zur Rettung von Sündern. Hast du noch nie Mangel gefühlt im Öffnen deines Mundes, andern gegenüber? Vielleicht hast du viel geredet, aber nicht den Eindruck gemacht, dass der Herr selber dir die Zunge gelöst habe. Die Liebe Christi ist die Macht, die die Zunge löst, zum Zeugen vor Menschen und zum Lob Gottes, in dem wir alle zu wenig tun. Wie bei der Heilung eines leiblich Taubstummen, so muss auch bei der Heilung von geistlich Taubstummen dieselbe bei den Ohren beginnen; wir müssen recht hören lernen, ehe wir recht reden können. Erinnern wir uns doch an das Wort des Propheten, das er in Bezug auf den Heiland sagte: „er öffnet mir alle Morgen das Ohr.“ Ein immer offenes Ohr vor Gott und eine Jüngerzunge zum Reden und Schweigen brauchen wir.
O Herr! heile auch mich völlig, zu hören Deine Stimme und meine Zunge ganz in Deinen Dienst zu stellen. Vergib mir alle Zungensünden. Amen