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Predigten zu Lukas 2,50
Zitate von Ludwig Hofacker anzeigen
Da haben wir also einen neuen Beweis, wie sauer es den Menschen ankommt, nicht nur überhaupt etwas in göttlichen Dingen zu verstehen und zu fassen, sondern auch besonders den Mensch gewordenen Jesus, das kleine Zimmermannsknäblein für den Sohn des lebendigen Gottes anzuerkennen. Es waren doch der Maria so besondere Offenbarungen bei der Empfängnis des Heilands geworden; als der Heiland geboren ward, preiseten alle Engel Gott den Herrn über dieser Gnade; aus dem fernsten Mohrenland waren Männer gekommen, um vor dem Jesukind anzubeten; ein Simeon hatte das Kind für seinen Herrn und Heiland anerkannt, und doch konnte Maria nicht glauben, daß das von ihr Geborene der Sohn des lebendigen Gottes sein sollte. So würde es auch noch vielen unter uns gehen, die jetzt wohl an den Heiland glauben als an den Sohn Gottes, wenn sie sollten das Knäblein Jesus selbst sehen und bemerken, daß es eben ein Knäblein sei, zwar unschuldiger und demütiger als viele Knäblein, aber doch eben nichts mehr und nichts weniger als ein Knäblein. Da würde ihr verdecktes Fleisch und Blut stutzig werden, sie würden denken: Wie? Sollte es denn wirklich wahr sein? So ein Kind kann nicht Gottes Sohn sein. Aber Fleisch und Blut können das freilich nicht begreifen; um das begreifen zu können, gehört ein völlig gedemütigtes, ein wiedergeborenes Herz dazu, welches weiß, was Sünde ist, und dem es herzlich leid ist um seine Sünden. Solche Leute können auch erst fassen, wie der Schöpfer aller Dinge um der Sünde der Menschen willen ein Knabe werden konnte. Das war auch der Grund, warum die Landsleute des Hei- lands in Nazareth, wo er achtzehn Jahre lang als ein Zimmermann gearbeitet hatte und seinen Eltern Untertan gewesen war in aller Demut und Furcht Gottes, doch nicht begreifen konnten, was es mit diesem Zimmermann für eine Bewandtnis habe, und fragten: Woher kommt dem solches und was Weisheit ist es, die ihm gegeben ist, und solche Taten, die durch seine Hände geschehen? Ist er nicht der Zimmermann, Maria Sohn und der Vetter Jakobi und Judä und Simonis? Und sie ärgerten sich an ihm. Das ist das Ärgernis, das unser Fleisch und Blut an der Menschheit Christi nimmt.
O du Licht der Ewigkeiten und der Zeiten, blicke mich durchdringend an! Laß mich deine Lieb erfüllen, dich enthüllen, daß ich dich erkennen kann.
Scheine durch die Finsternisse! Weichen müsse meiner Seele alle Nacht! Laß dein Licht den Tag verkünden in den Gründen meines Herzens, daß es lacht! Amen!