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Predigten zu Lukas 22,44
Zitate von Charles Haddon Spurgeon anzeigen
"Sein Schweiss ward wie Blutstropfen, die fielen auf die Erde."
Die Bangigkeit, welche das heftige Ringen mit der Versuchung unserm Heiland verursachte, brachte seinen Körper in eine solche unnatürliche Aufregung, dass große Blutstropfen aus der Haut hervordrangen und auf die Erde fielen. Das zeigt, wie furchtbar das ganze Gewicht der Sünde auf Ihm lastete, wenn sie Ihn so zermalmen konnte, dass Er Blut schwitzte! O, welch eine Macht der Liebe offenbart sich uns hier! Es ist eine schöne Beobachtung eines älteren Naturforschers, dass das Federharz, das aus dem Kautschukbaum ohne Einschneiden in die Rinde herausfließt, das vorzüglichere ist. Jener köstliche Kopherbaum gab liebliche Würze, als Er mit Geißelhieben verwundet und am Kreuz von den Nägeln durchgraben ward; aber siehe, seine beste Würze entquillt Ihm, wenn weder Geißeln, noch Nägel, noch Lanzenstiche Ihn verwunden. Dies macht uns die Freiwilligkeit der Leiden Christi recht eindrücklich, weil hier das Blut von selber floss. Hier braucht's kein Stechen und kein Schneiden, das Blut fließt freiwillig. Hier ist kein Befehl nötig: "Steig' herauf, Brunnen!" Er strömt von selber in rosinfarbenen Wellen. Wenn Menschen große Seelenangst ausstehen, so drängt sich das Blut sichtlich zum Herzen. Die Wangen werden bleich; eine Ohnmacht ist nahe; das Blut hat sich nach innen zurückgedrängt, gleichsam als müsste es den innern Menschen stärken, wenn er durch die Trübsal hindurch muss. Aber schaue den Heiland in seinem Seelenleiden an; Er hat sich so ganz seiner selbst entäußert, dass sein tödliches Ringen nicht etwa sein Blut zum Herzen treibt, um seinen eignen inwendigen Menschen zu stärken, sondern dass es sich nach außen drängt und die Erde besprengt. Der Leidenskampf Christi hat Ihn ausgegossen auf die Erde, und enthüllt uns die Fülle der Opfergabe, die Er in sich selber für die Menschen dargebracht hat. Begreifen wir nun nicht, wie heftig der Kampf gewesen sein muss, durch den Er hindurch ging, und hören wir nicht, wie seine Stimme uns zuruft: "Ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden ob dem Kämpfen wider die Sünde?" Schauet auf den großen Apostel und Hohenpriester unsers Bekenntnisses, und schwitzet lieber Blut, als dass ihr dem starken Versucher eurer Seelen nachgebt.Zitate von Charles Haddon Spurgeon anzeigen
"Und er geriet in Todesangst und betete inbrünstiger; und sein Schweiss wurde wie Blutstropfen, die auf die Erde fielen."
Was war die Ursache für diesen ringenden Kampf? Ich nehme an, dass es zunächst die Versuchung des Feindes war, das Werk unvollendet zu lassen. Wir schließen es aus dem Gebet: "Vater, wenn du willst, so nimm diesen Kelch von mir!"
"Sohn Gottes", sprach der Versucher, "du hast schon Herrlichkeit genug. Sieh, was das für Bösewichter sind, für die du dich zum Opfer darbringen sollst. Deine besten Freunde schlafen in deiner Nähe, wenn du ihren Trost am meisten benötigst. Dein Schatzmeister Judas eilt herbei, dich für den Preis eines Sklaven zu verraten. Die Welt, für die du dich opfern willst, wird deinen Namen verwerfen, und deine Gemeinde, für die du das Lösegeld zahlst, was ist sie wert?"
Solche Gründe hat der Satan wahrscheinlich angeführt. Seine höllische List, mit der er seit Jahrtausenden die Menschen versuchte, erfand alles mögliche, um ihm Schaden zuzufügen.
Ich stelle mir vor, dass ihm der böse Feind ins Ohr flüsterte: "Von Gott geschlagen und von Menschen verabscheut zu werden! Die Schmach hat schon dein Herz gebrochen. Wie willst du es ertragen, öffentlich verspottet und wie ein Unreiner aus der Stadt getrieben zu werden? Wie willst du es ertragen, deine weinenden Verwandten und deine Mutter mit gebrochenem Herzen am Fuß deines Kreuzes stehen zu sehen?"
Wie wird er ihm alle Leiden vorgemalt haben! "Meinst du, dass dein Herz und deine Hände es ertragen können, wenn dein Gott mit dir abrechnet?"
Satans Versuchung richtete sich nicht an die Gottheit, sondern an die Menschheit Jesu, und deshalb verweilte der Feind wahrscheinlich bei der Schwachheit des Menschen. "Sprachst du nicht selbst: 'Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und verachtet vom Volk'? Wie willst du es ertragen, wenn sich die Zorneswolken Gottes über dir sammeln?"
Wir können uns vorstellen, dass unser Herr in dieser oder ähnlicher Weise versucht wurde.
Zitate von Carl Eichhorn anzeigen
Das Gebetsringen Jesu
"Und es kam, dass er mit dem Tode rang und betete heftiger."
Jesus ist auch hinsichtlich des Gebetes unser herrlichstes Vorbild. Je heftiger die Angst auf ihn eindrang, desto heftiger betete er. Je stärker die Versuchung wurde, aus der Bahn des Gehorsams zu weichen, desto stärker klammerte er sich an den Vater. Es war eine Stunde größter Schwachheit. "Die Tage des Fleisches" - so bezeichnet der Hebräerbrief die Tage des Erdenlebens Jesu (Hebr. 5, 7) - brachten es mit sich, dass er von allen Seiten versucht wurde. Das Fleisch ist ja schwach und für alle Reize der Sünde empfänglich. In Gethsemane gelangte der Heiland auf den Tiefpunkt der Schwachheit. Hinter dem Grauen des Todes, das ihn zu Boden drückte, stand Satan selbst. Sagt doch der Herr ausdrücklich, dass der Fürst dieser Welt an ihn komme (Joh. 14, 30). Die Leidenszeit war eine Stunde der Finsternis (Lk. 22, 53). Ihre Macht zeigte sich auch in der Schlaftrunkenheit der Jünger. Der Feind wollte den Herrn Jesus isolieren, um ihn desto leichter zu überwältigen. Satan ließ es dem Heiland als schier unmöglich erscheinen, den bevorstehenden Weg zu gehen. Es trat eine furchtbare Spannung in der Seele Jesu ein. Aber trotz dieser äußersten Spannung kam es zu keinem Bruch zwischen ihm und dem Vater.
Er betete und ließ im Gebet den Vater nicht los. Schön sagt der Hebräerbrief: "Er opferte Gebet und Flehen mit starkem Geschrei und Tränen." Er hat sich also mit seiner Schwachheit Gott auf den Altar gelegt. Keinen Augenblick durfte die Schwachheit über ihn siegen. Er wurde schier erdrückt, blutiger Schweiss wurde ihm ausgepresst, aber er wich nicht zurück. Er lag ganz ohnmächtig am Boden, aber er lag vor seinem Vater. Er ließ nicht nach im Gebet, sondern hielt an, bis ihm der volle Sieg zuteil wurde.
Jesus sei unser Vorbild! Wenn Sorge und Furcht auf dich eindringen, dann dringe betend auf den Herrn ein! Wenn schlechte Gedanken eine unheimliche Macht an deiner Seele ausüben und sie in Abgründe zerren wollen, dann schreie zu Jesu, der auch versucht wurde gleich wie du, und dessen Sieg dein Sieg ist! Gib nicht nach, sonst kommst du auf eine schiefe Ebene, halte dich im Glauben an den, der dich liebt und dich nicht fallen lassen kann, weil du sein teuer erkauftes Eigentum bist! Bleibe nicht auf halbem Wege stehen, sondern dringe in anhaltendem Glaubensgebet ganz durch, bis du mit dem Psalmisten sprechen kannst: "Er neigte sich zu mir und zog mich aus dem Schlamm und stellte meine Füße auf einen Fels, dass ich fest auftreten kann, und hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben, zu loben unsern Gott."
Gib mir auch Wachsamkeit, dass ich zu Gott allzeit wach' und bete! Jesu, Jesu, hilf mir dazu, dass ich stets wachsam sei wie du!