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Predigten zu Lukas 22,3

"Aber Satan fuhr in Judas, der Iskariot zubenamt ist, welcher aus der Zahl der Zwölfe war."

Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Gott gegenüber ist der Mensch, um seine eigene Gerechtigkeit zu behaupten und seine Sünde übertüncht zu halten, ein Teufel, und er stößt lieber Throne und Fürsten um, zertritt lieber alle Gesetze, ja, wirft lieber Gott von seinem Stuhle, als dass er die Schuld bei sich selbst suchen würde. dass da der Satan in einen fährt, wenn ihm seine Schande am Ende aufgedeckt wird, das ist kein Wunder; denn er selbst ist es mit dem Satan eins geworden, um sich gegen Gott zu behaupten. Aber was auch der Satan einem ins Herz geworfen habe, es muss wohl bald aus dem Herzen hinaus, wenn der Mensch sich beugt unter Gottes Wort. Es muss hinaus, wenn er kommt mit Sünden, wenn er, selbst in dem schrecklichen Bewusstsein, dass er in seinem Herzen den Herrn, seinen Wohltäter, der liebenden Bestrafung wegen mit Füßen getreten hat, sich, so wie er ist, ein Teufel, trotz alles Sturms der eigenen Gerechtigkeit mit dem Herzen, ob auch schwer durchwundet, ausstreckt zu der Gnade; denn die Gnade hat eine Allgewalt auch gegen die Sünde des Hochverrats gegen Gott und seinen Gesalbten. Beugt man sich nicht unter das Wort der Gnade auf Leben und Tod, – komme ich um, so komme ich um, – so macht man's wie Judas. O ihr alle, die ihr der Welt und Ungerechtigkeit dient, dem Geiz, der Dieberei, der Eifer- und Ehrsucht, und wollet dabei gute Christen sein, ihr alle, die ihr euch heilig gebärdet und es wisset, dass doch Ungerechtigkeit in eurer Hand ist, lasset euch von eurem Mitmenschen Judas Ischarioth belehren, wie das Ende Verzweiflung ist, wenn man nicht mit Sünden und allem zu des Herrn Füßen sich hinwirft, um von der Sünde wahrlich frei zu sein. Wer den Segen nicht will, ererbt den Fluch.

Gib, Herr, Geduld,
vergiss die Schuld,
schaff' ein gehorsam Herze,
dass ich nur nicht,
wie's wohl geschicht,
mein Heil murrend verscherze.


Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Es war aber der Satanas gefahren in den Judas, genannt Ischariot, der da war aus der Zahl der Zwölf."

Was wir aus diesem erschrecklichen Ereignis vor allem lernen sollen, ist dieses: Niemand darf sicher sein und denken: "Die Heuchler sind Heuchler, ein redlicher Christ aber hat nichts zu befürchten." Das Beispiel des Judas lehrt uns etwas anderes. Als er vom Heiland zum Jünger erwählt wurde, war er gewiss nicht das, was er später wurde. Wie viele haben im Geist angefangen und im Fleisch vollendet! Am Beispiel des Judas und an jedem anderen Sündenfall erkennen wir, wie leicht und bald es geschehen kann, dass ein Christ verloren geht. Besonders wenn in einer bösen Stunde der Teufel dich mit seinen listigen und starken Anläufen angreift und zu gleicher Zeit die Begierde des Fleisches entzündet und deinen Verstand verblendet, so dass die schrecklichsten Sünden dir nicht mehr im geringsten gefährlich, sondern sogar lieb, ja, notwendig erscheinen, - dann ist es bald geschehen, dass du fällst. Beachte dies!

Zu einer solchen Versuchungsstunde gehören vor allem drei Dinge: Die Sünde wird dir lieb und angenehm. Wenn du sie auch noch soviel betrachtest, kannst du unmöglich finden, dass sie gefährlich ist, sondern sie wird dir ganz gering und unbedeutend erscheinen. Und schließlich fängst du mit etwas ganz Geringem zu sündigen an und denkst dabei, dass "so wenig ja nichts macht". So war es, als die Schlange Eva mit ihrer Hinterlist betrog. Sie sprach: "Ihr werdet mitnichten sterben; es ist ja nur, einen Apfel zu essen, und ein Apfel ist doch nur ein Apfel. Dagegen aber werdet ihr viel gewinnen, nämlich nicht nur den Genuss der lieblichen Frucht, sondern auch einen vollkommenen Verstand." - Ebenso verführte sie Judas. Er fing mit kleineren Diebereien an, und da hiess es: "Ich nehme ja nur so wenig und nur dieses Mal" (für jedesmal) und - "es ist kein Unrecht, dass ich etwas für meine Mühe habe." Als der Teufel ihm dann ins Herz gab, dass er Jesus verraten sollte, war es ja so natürlich zu denken: "Dreissig Silberlinge sind nicht zu verachten - und keine Gefahr! Jesus ist erstens unschuldig und außerdem allmächtig; es kann Sein Leben nicht kosten - indessen habe ich einen guten Verdienst." Das hat Judas gewiss gedacht. Wer würde ihm gesagt haben, dass er am Tage nach der Tat so verzweifelt wäre, dass er hingehen und sich erhängen würde? Das glaubte er nicht, sondern er dachte nur daran, wie er sein Geld geniessen könnte. Hätte er am Donnerstag, als Jesus ihn warnte, das geglaubt, was er am Tage danach erfuhr, dann wäre er gewiss vor dem Handel wie vor der Hölle zurückgebebt.

Ein jeder bedenke dies beizeiten und lerne die rechte Art der Sünde und des Teufels zu verstehen. Wenn du nämlich der Sünde und der Heuchelei nur in einem Fall und bei einer Gelegenheit Raum gibst, wirst du bald so verblendet, bezaubert und verstrickt werden, dass du nicht zu sehen und auch nicht die geringste Gefahr zu befürchten vermagst, und so wirst du allmählich Schritt für Schritt in dein äußerstes Verderben gehen. Ja, besonders: in einer solchen bösen, satanischen Bezauberungsstunde wirst du, wenn du die Sünde, zu der du versucht wirst, auf das gründlichste erwägen und betrachten willst, unmöglich etwas anderes sehen können, als dass sie gar nicht gefährlich, sondern gering und leicht wie eine Feder erscheint. Zu gleicher Zeit wird sie dir aber auch unendlich lieb und angenehm erscheinen. Dies sind die rechten Farben der Sünde in der Stunde der Versuchung, sowie auch die rechten Zeichen dafür, dass du in diesem Augenblick in einer Versuchung bist oder in einer Probe stehst, in der über das Wohl oder Wehe deiner unsterblichen Seele entschieden wird. Denn beginnst du jetzt zu heucheln und der Sünde zu folgen oder sie zu verbergen, dann ist es aus mit dir.

Die Heuchelei ist der güldene Schleier der Sünde und des Teufels, ohne den sie nichts ausrichten. Wahrlich, entferne die Heuchelei, und du wirst nie in einer Sünde verbleiben oder darin weiter leben können, sondern immer aus derselben aufstehen und errettet werden. Hätte Judas bekannt, was ihm der Teufel einflösste - wenn es auch nur vor einem der Jünger geschehen wäre -, dann wäre der Teufel sofort entwaffnet gewesen, und Judas wäre nicht länger in der Sünde verblieben. Dies ist ein Mittel, das schwer versuchte Christen zu allen Zeiten mit großem Segen gegen den Teufel angewandt haben. Darum gilt gerade hier die Ermahnung des Apostels: "Bekenne einer dem andern seine Sünden und betet füreinander, dass ihr geheilt werdet."

Alles dieses aber glaubt und bedenkt man selten recht, bevor man es nicht aus eigener trauriger Erfahrung gelernt hat, und dann ist es oft zu spät. Und was ist es, das man nicht glaubt? Es ist folgendes: In der Stunde der Versuchung ist man einer wirklichen Verblendung und Bezauberung unterworfen, so dass man sicher, ruhig und dreist wird und zu sehen wähnt, dass gar keine Gefahr vorhanden ist, während doch Leben und Seele auf dem Spiel stehen. Und wenn jemand das vorher auch glaubt, so erscheint ihm die Sünde in der Versuchungsstunde doch nicht gefährlich.

Hier sollte man doch billigerweise in Furcht geraten und mit den Jüngern fragen: "Wer kann dann selig werden?" Jesus antwortete darauf: "Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich." Solange wir in dieser Furcht und in diesem Trost verbleiben, können wir nie verlorengehen, sondern werden stets in der Hand Gottes sein. Er ist ein treuer Helfer und Hirte und sagt selbst: "Niemand wird sie Mir aus Meiner Hand reißen."

O Jesu, Du Hirte der gläubigen Herden, Ach hilf doch, dass wir Dir nicht abtrünnig werden; Du wolltest uns täglich im Glauben erneuen, Hilf, dass wir die Sicherheit ewiglich scheuen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Es ist keine Frage: Es geschehen teuflische Dinge in der Welt. Wer die Bibel kennt, den nimmt das nicht wunder. Wie sollten in der Welt, die sich von Gott gelöst hat, nicht furchtbare Dinge geschehen!

Aber mit Judas war es anders. Er war ja einer von den zwölf Jüngern. Er war ja aus der Welt herausgerufen.

Es ist, als spüre man die Erschütterung, mit der der Evangelist Lukas das ausdrücklich noch einmal feststellt: „… der da war aus der Zahl der Zwölf." Es ist, als höre man aus diesem Sätzlein das Schluchzen der Gemeinde: Es war ja einer von uns, in den Satan gefahren ist. Einer von uns! Ja, war denn Jesus nicht stark genug, ihn zu bewahren? Hatte Jesus den Judas denn nicht lieb?

Doch, Jesus hatte den Judas lieb. Und Er ist mächtig, Seine Leute zu bewahren. Aber gerade darum heißt es viel – sehr viel, wenn Jesus einen Menschen aufgibt. Da geht eine lange, lange Geschichte des Widerstrebens und des Ungehorsams voraus. Und wenn Jesus ein Herz aufgibt – aufgeben muss, dann rückt Satan in die verlassene Stellung ein und besetzt sie. Wie wichtig ist es, dass der Herr unser Leben ganz in Seine Gewalt nimmt. „Hand, die nicht lässt / halte mich fest." Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Was ahnt denn die Welt von den hintergründigen Mächten, die Gott das Land streitig machen wollen! Wer aber auf die Seite Gottes getreten ist, der weiß davon. Der gibt Paulus recht und sagt mit ihm: „Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Fürsten und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel."

Wie groß muß die Macht Satans sein, daß er sogar in den engsten Kreis der Jünger um den Sohn Gottes einbrechen konnte! Dann gibt es keinen Ort auf dieser Erde, wo ein Christenherz geschützt sein könnte. Als man im vorigen Jahrhundert das Haus der Rheinischen Mission einweihte, rief ein Redner etwas überschwenglich: „Nun haben wir endlich eine Stätte, an der der alt-böse Feind keinen Zutritt hat." Aber da stand der gesegnete Prediger G. D. Krummacher auf und sagte mit Vollmacht: „Wenn die Schlange sogar im Paradies Eingang fand, wird sie wohl kaum vor den Toren dieses Hauses Halt machen!"

Nein! Es gibt keinen Ort, wo wir vor Satan sicher wären. Es gibt nur eine einzige Hilfe: einfältig an Jesus bleiben und von Herzen glauben, daß Er der Stärkere ist, der Sieger, der die Welt und den Satan überwunden hat. Amen.