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Predigten zu Lukas 22,28
"Ihr aber seid's, die ihr beharret habt bei mir in meinen Anfechtungen."
Obschon die Jünger nicht allzuviel von diesen Anfechtungen Jesu verstanden und noch weniger dazu beigetragen hatten, sie ihm zu erleichtern - schufen sie ihm doch erst durch ihren Unverstand manche -, so ist der Heiland auch für das Wenige an treuer Hingabe schon so beschämend dankbar. Und diesen letzten Zug möchte ich heute abend nur als einen Andachtsklang anschlagen und ausklingen lassen. Wie hebt er das kleinste Stück unserer Treue und Hingabe gegen seine Person und Werk so sorgfältig auf und erkennt es an und lohnt es hienieden schon mit einem Aufleuchten seiner Augen und einem hellen Strahl seines Wohlwollens. Nachher, wenn uns so etwas von seiner großartigen Anerkennung der kleinsten Aufopferung klar geworden ist, schämen wir uns, dass wir einem solchen Herrn nicht mehr geopfert und uns um seinetwillen nicht noch ganz anders selbst verleugnet haben. Wie wird uns erst einst zumute sein, wenn er an seinem herrlichen Ehrentage sich vor seinem Vater und aller Welt zu uns kehren wird und unsere bescheidenen Leiden oder Nöte ins Licht ziehen wird, die wir um seinetwillen trugen, mit dem Worte: "Ihr aber seid's..."Herr Jesu, lass uns heute abend an jenen letzten Abend der Weltgeschichte denken und ziehe uns durch deine Liebe so völlig hinein in deine Interessen, in deine Reichsarbeit und dein Kreuz, dass wir an jenem Abend nicht so beschämt dastehen müssen wie heute. Amen.
Ihr aber seid es, die ihr beharret habt bei mir in meinen Anfechtungen. Und ich will euch das Reich bescheiden, wie mir’s mein Vater beschieden hat.
Wenn wir die letzten Reden des Herrn unmittelbar vor seinem Leidensund Todesgang betrachten, so atmen sie lauter Liebe zu seinen Jüngern. Das Gemüt des Herrn, wie er am letzten Abend vor uns steht, erscheint uns, wie ein stilles, klares Meer heiliger Liebe. Zart weist er die Jünger zurecht, wegen ihres Rangstreites, und unmittelbar nach dieser ihnen erteilten Zurechtweisung redet er obige Worte. Was unser Gemüt beim Betrachten dieser Worte so tief erfasst, ist das geheiligt Menschliche, das uns in denselben entgegentritt. Innerlich willig und vorbereitet nach Gethsemane und Golgatha zu gehen, schaut der Heiland noch einmal zurück, auf alle Anfechtungen und Versuchungen, durch die er gehen musste, so lange die Jünger mit ihm wandelten. Wir haben keine Ahnung von den Tiefen, durch die Er sich durchzukämpfen hatte; wir fühlen es aber seinen Worten ab, dass es schwere Proben waren, durch die sein Glaube gehen musste. Da tat es ihm, dem Menschensohne wohl, auf seine, wenn auch noch so schwachen Jünger schauen, und ihnen in liebevoller Anerkennung sagen zu können: ihr habt beharret bei mir in meinen Anfechtungen. Der Herr fühlte wie wir; Teilnahme und Treue tat ihm wohl. Darum weiß er, als der barmherzige Hohepriester, was wir brauchen in all unsern Nöten und Versuchungen, in denen er uns zur Seite steht. Er schenkt auch uns Menschen, die mit uns fühlen und mit uns tragen, und ständen wir je alleine, so hilft er uns durch mit seiner Treue, wie ihm der Vater in den Tagen seines Fleisches durchgeholfen hat, bis wir, wie er, überwunden haben werden. Ehe uns das Reich der Herrlichkeit beschieden wird, geht es bei uns, wie bei ihm, dem Anfänger und Vollender des Glaubens durch viele Glaubensproben; aber er hat das Reich eingenommen und wird nicht ruhen, bis der letzte Reichsgenosse seine Palme in der Hand, und die Überwinderkrone auf seinem Haupt haben wird.
Barmherziger Hoherpriester! Habe Dank, dass Du allenthalben versucht bist, wie wir, nur ohne Sünde. Gelobet seist Du, dass Du auch mir bisher durchgeholfen hast in meinen Anfechtungen. Bewahre mich auch ferner, bis ich Dein Reich ererbt haben werde. Amen