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Predigten zu Lukas 1,79

"um denen zu leuchten, die in Finsternis und Todesschatten sitzen, um unsere Füße zu richten auf den Weg des Friedens."

Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

In Finsternis zu sitzen, das ist schrecklich. Der kann es wissen, wie schrecklich das ist, der an langen Winterabenden kein Geld hat, um sich ein wenig Öl zu kaufen, ja nicht einmal, um sich etwas Feuerung anzuschaffen, dass er sich wenigstens wärme. Der kann es wissen, der in einem dunkeln Kerker schmachten musste und kaum das Tageslicht mehr erblickt. Aber es gibt noch eine andere Finsternis, eine Finsternis geistlicher Art, wie denn geschrieben steht: Ihr waret weiland Finsternis, nun aber seid ihr ein Licht in dem Herrn. – Finsternis ist hier demnach ein Beraubtsein des wahrhaftigen Lichtes, des vollseligen Gottes. Gott ist Licht und wohnt im Licht, und Licht ist seine Gnade; wo Finsternis ist, da ist der Teufel, da sind auch alle Werke des Teufels. Schatten des Todes sagt soviel als: Macht des Todes; dabei gibt es aber so viel Finsternis, dass man vom Leben Gottes nichts sieht, als was einen umso hoffnungsloser macht, und wiederum doch so viel Licht, dass man den Tod mit seiner Qual und Pein vor sich hat, dass man die ganze Gewalt und Strafe des, dass man ohne Gott ist und sich in der Macht der Sünde und des Teufels befindet, wohl fühlt. Weil man aber darin gefangen sitzt, sich in dessen Macht befindet, weiß man keinen Ausweg, wie da herauszukommen, noch welches der rechte Weg ist, um zu Gott zu gelangen. – Dazu hat er uns besucht, der Aufgang aus der Höhe, auf dass er solchen erscheine oder über sie leuchte mit seinem Angesicht, dass er sie bestrahle mit seinem Heil, Leben und Gnade, dass alle Finsternis aufgehört habe.

Ihr Armen und Elenden
in dieser bösen Zeit,
die ihr an allen Enden
müsst haben Angst und Leid,
seid dennoch wohlgemut,
lasst eure Lieder klingen,
dem König Lob zu singen,
der ist euer höchstes Gut.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Es war einmal ein häßlicher Mensch. Der war aber sehr eitel und ließ sich oft photographieren. Doch jedesmal, wenn er das häßliche Bild sah, war er sehr unzufrieden und sagte: „Der Photograph kann nichts!" So geht's den Menschen mit der Bibel. Sie zeigt dem natürlichen Menschen sein Bild. Ein erschütterndes Bild! Darum mag er das Bild nicht. Auch in unsrem Text ist ein Bild des Menschen ohne Christus dargestellt. Wir richten unser Augenmerk auf das Wörtlein „sitzen". „Er sitzt" — damit bezeichnen wir im Deutschen die Lage eines Gefangenen. Ja, der Mensch ohne Erlösung „sitzt". Er sitzt „in Finsternis und Schatten des Todes". Der Gefangene ist ohnmächtig. Er kann sich nicht selbst befreien. Ihm muß aufgeschlossen werden. So sitzt der natürliche Mensch „in Finsternis und Schatten des Todes". Er kann sich selber kein Licht geben. Er kann sich nicht selbst Frieden geben. Er kann nicht selbst dem Todesschatten entrinnnen. O selig, wem Er erscheint, der aufschließen kann und will: der Herr Jesus!

Das Wörtlein „sitzen" hat aber noch einen anderen Sinn. Derv Großpapa „sitzt" am warmen Ofen. Der müde Spaziergänger „sitzt" auf der Bank. Wer „sitzt", der hat sich's bequem gemacht. Der ruht. Ein Krieger in der Schlacht sitzt nicht. Nun „sitzt" der Mensch „in Finsternis und Schatten des Todes". Das ist das Furchtbare: Er hat sich's darin bequem gemacht. Er ist darin sicher und zufrieden. Er schläft in sein Verderben hinein. Wie eine Fanfare ist Gottes Wort, wenn es ruft: „Stehe auf, der du schläfst, so wird dich Christus erleuchten!" Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Irgendwo in Österreich ist ein kleines Städtchen. Es ist so unbeschreiblich schön, daß ich wie berauscht war, als ich es zum erstenmal sah: Zwischen einem ganz stillen, geheimnisvollen See und einer steilen Bergwand, die mit dunklen Tannen bedeckt ist, drängen sich die entzückenden alten Häuser.

„Wie schön ist es bei Ihnen", sagte ich zu einer jungen Frau, deren seltsam blasses Gesicht mir auffiel. Sie zuckte die Achseln: „Sie kennen eben das dunkle Geheimnis dieses Städtchens noch nicht!" Und nun erfuhr ich: Niemals scheint die . Sonne in diese hübschen Straßen und in diese schönen Häuser. Sie liegen immer im düsteren Schatten des gewaltigen Berges. Und die feuchten Nebel aus dem See bringen Krankheit und frühen Tod.

Welch ein Bild der Welt ist doch dies Städtchen! Diese Welt kann bezaubernd schön sein — so schön, daß unser Herz sich täuschen läßt und jauchzt: „O wie bist du doch so schön, du weite, weite Welt!" Aber da ist das dunkle Geheimnis: Ein finsterer Schatten liegt über allem. Unser Text sagt: „Schatten des Todes". Unser Leben ist ein großer Totentanz. Alles, alles rennt dem Grabe zu: Menschen, Völker, Kulturen — alles! Unter unsern Füßen sind die Trümmer untergegangener Zeiträume. Schatten des Todes über der Welt! Und in diese — ja, in diese Welt hinein klingt ein Ruf! Ein Ruf, der jeden aufhorchen lassen muß, der das dunkle Geheimnis der Welt nicht einfach weg-vergessen kann: „Der Fürst des Lebens ist erschienen!" Mitten in der Welt des Todesschattens steht Jesus und ruft: „Kommet her zu mir alle!" — „Ich lebe, und ihr sollt auch leben!" Welch eine Botschaft! Amen.