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Predigten zu Lukas 1,15
Sei aber auch einer wirklich so groß vor dem Herrn, so wird doch keiner je wieder das ausrichten, was Johannes ausgerichtet; denn alles hat seine Zeit. Und was meint ihr? War die Hölle wohl je so auf den Beinen als zu der Zeit, da er da war, der dem Tode ein Gift und der Hölle eine Pestilenz geworden ist? Nie war darum auch je einer so der Hitze der höllischen Anfechtungen ausgesetzt, wie dieser unser Bußprediger und Gnadenherold Johannes. Darum sagt auch unser Herr von ihm, dass keiner, der je von Weibern geboren wurde, größer gewesen ist denn Johannes. Und dennoch kann einer größer sein im Reiche Gottes denn Johannes (Matth. 11,11). Wer ist der? Derjenige, der kleiner ist im Reiche Gottes. Klein war Johannes vor sich selbst; denn so bezeugte er von dem Herrn: Ich bin nicht genugsam, dass ich mich bücke und die Riemen seiner Schuhe auflöse. Und wiederum: Ein Mensch kann nichts nehmen, es werde ihm denn gegeben vom Himmel. Und wiederum: Wer von der Erde ist, der ist von der Erde und redet von der Erde. Wer dergestalt noch kleiner ist als Johannes, wer es in der Demut vor Gott ihm zuvortut, sich noch elender und noch hilfloser als Johannes fühlt und bei noch weniger äußerm Ansehen, als jener hatte, trotz alles Widerspiels glaubt, glaubt an unbedingte Gnade, an ewige Treue, der wird noch dichter an Gottes Herz in Christo liegen, für den werden sich noch mehr Stimmen im Himmel jauchzend erheben, zu bezeugen, dass er in Gnaden ist.
Denn der Erhabne wohnet hoch
und siehet doch
auf Kleine nieder.
Wer aber hier im Staube lebt,
sich stolz erhebt,
ist ihm zuwider.
Einen solchen Zeugen wollte der Herr vor sich her erwecken, dem das Elend der Menschen und die Gnade Christi bereits von seiner Jugend an aufgedeckt wurde. So konnte er denn viele der Kinder Israel trösten, die sich jahrelang zerarbeitet hatten in der Menge ihrer Wege. So hatte er also alles bereits in sich verarbeitet und war von dem Geiste des Herrn tüchtig gemacht, um Christum zu predigen, um es dem Volk zu predigen, was die Gerechtigkeit Gottes sei. Wir bringen von unserer Jugend auf aus unserer Erziehung die Vorurteile der Eigengerechtigkeit mit, nach welchen wir eine Wahrheit, dass die Gottlosen in die Hölle und die Frommen in den Himmel kommen, verkehrt deuten und haben unser Leben lang genug daran zu lernen, dass es Fromme gibt, welche zur Hölle fahren, und dass Gott den Gottlosen gerecht spricht; und wir hätten immerdar so gerne etwas von der Frömmigkeit und von der Heiligkeit, für welche die Hölle bereitet ist. Auch haben wir unser Leben lang genug an dem Worte zu lernen: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums; und wir müssen wohl mal, wenn wir alt geworden sind, noch von neuem mit dem Alphabet beginnen. Das hat aber alles bald ein Ende, wo der heilige Geist ist; denn da kann keine Rede mehr sein vom Können, Wollen und Sollen, es ist vielmehr die äußerste Schwachheit da, aber auch zugleich ein Treiben des heiligen Geistes zu dem Unsichtbaren hin und ein Empfangen- und Genommenhaben aus der Gottesfülle.
Ach Herr, gib uns den neuen Geist
und mach' uns durch die Güte,
die sich an uns auf's neu erweist,
erneuert im Gemüte.
Den neuen Menschen zieh' uns an,
der dir allein gefallen kann
in seinem ganzen Leben.