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Predigten zu Lukas 19,10

"denn der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu erretten, was verloren ist."

Autor: John F. MacArthur (* 19.06.1939) US-amerikanischer Pastor, Prediger, Theologe und Autor
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DIE GRUNDVORAUSSETZUNG FÜR ERFOLG

S.D. Gordon schrieb ein Buch mit dem Titel: Quiet Talks with World Winners. Dort schildert er, wie eine Gruppe sich darauf vorbereitet, den Montblanc in den Schweizer Alpen zu besteigen. Aufgrund des sehr anspruchsvollen Aufstiegs wiesen die Bergführer die Alpinisten an, nur gerade die erforderliche Kletterausrüstung mitzunehmen und alle persönlichen Dinge zurückzulassen.

Ein junger Engländer ignorierte die Weisung und nahm trotzdem einige zusätzliche Dinge mit. Auf dem Weg zum Gipfel entledigte er sich jedoch all dieser Dinge. Als er schließlich oben ankam, hatte er alles weggeworfen – mit Ausnahme der unerlässlichen Kletterausrüstung.

S.D. Gordon wandte diese Geschichte auf das Leben als Christ an: „Viele von uns verzichten auf die Besteigung des Gipfels, wenn sie feststellen, dass ihr Gepäck zu schwer ist, und begnügen sich damit, ihre Zelte in der Ebene aufzuschlagen. Das ist der richtige Ort für unsere zaghaften Pläne und Absichten; – leider ist die Ebene überfüllt mit Zelten“ (S. 55). Die Frage, die wir uns alle stellen müssen, lautet: „Halten mich all die kleinen persönlichen Dinge des Lebens davon ab, den mir von Gott verliehenen Auftrag zu erfüllen?“


Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Jesu suchende Liebe

"Des Menschen Sohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist."

Die Bibel kann man das Buch der suchenden Liebe Gottes nennen. Schon gleich nach dem Sündenfall geht er dem Verirrten nach mit der Frage: Adam, wo bist du? Immer macht Gott den Anfang. Er, nicht der Mensch, knüpft die Verbindung an. Durch die Reden aller Propheten hören wir die Aufforderung: "Kehret wieder, ihr Abtrünnigen, so will ich euch annehmen." Dann erschien Gott selbst in seinem Sohn. Jesus bezeichnet es als seine eigentliche Aufgabe, zu suchen, was verloren ist.

Man sucht nicht wertlose Dinge. Wer lässt sich's Mühe und Zeit kosten, einen verrosteten Schuhnagel zu suchen? Eine Menschenseele ist ein kostbares Ding. Sie wiegt an Wert eine ganze Welt auf. Man scheut die Berührung mit dem Schmutz nicht, wenn ein Goldstück darin liegt. So hat der Sohn Gottes die lichten Auen verlassen und sich in die dunklen und dornigen Erdgründe begeben, um die verlorenen Juwelen zu suchen. Ein Hirte, auch wenn er hundert Schafe hat, bietet doch alles auf, das eine verlorene zu suchen. Denn die Schafe sind sein eigen. Dem Mietling, dem sie nicht zu eigen gehören, ist nicht soviel daran gelegen, wenn eins verlorengeht. Ein Weib, das nur zehn Groschen besitzt, sieht es als großen Verlust an, wenn es einen verliert. So betrachtet es auch die ewige Liebe als empfindlichen Verlust, wenn ihr auch nur eine Seele abhanden kommt. Denn wie der Groschen das Bild des Königs trägt, so ist dem Menschen das Bild Gottes aufgeprägt, wenn die Züge auch verwischt, beschädigt, durch Staub und Schmutz entstellt sind.

Sobald eine Seele anfängt, den Herrn zu suchen, hat er sie schon zuvor gesucht. Er geht nicht mit auf den Wegen des Eigenwillens und des Ungehorsams. Aber er geht nach auf diesen Irrwegen. Er sucht durchs Wort und lässt seine Stimme immer wieder erschallen. Er bedient sich so mancher Schickungen, durch die er den verlorenen Sünder so in die Enge treibt, dass er zuletzt nicht anders kann, als in die Hände des Guten Hirten sich zu geben, dem er solange ausgewichen war.

Eine Seele, die sich zur Umkehr entschlossen hat, meint, sie müsse alles aufbieten, den Herrn zu finden. Derweilen hat er alles aufgeboten, die Seele wiederzugewinnen. Er hat es sich das Leben kosten lassen. Er hat Tränen geweint über die Verblendeten, die in ihr Unglück rannten, weil sie seiner Lockstimme nicht Gehör gaben. Den Herrn finden, heißt im Grunde: sich von ihm finden lassen. Anbetung sei dieser suchenden Liebe des Herrn!

Du hast dich unser angenommen, dich jammert unser gar zu sehr. Weil wir zu dir nicht konnten kommen, kamst du zu uns von oben her. Es war die wundervollste Lieb', die dich zu uns ins Elend trieb.


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Der erste Schritt auf dem Wege des Lebens ist das Gefühl der Verlorenheit. Dieses Gefühl der Verlorenheit bringt der heilige Geist uns bei. Er kommt mit dem allerheiligsten Gesetz und guten Gebot, und nun geht es verschieden zu. Der eine hat ganz wüst gelebt, äußerlich sich in allerlei Lastern gewälzt, Gott ins Angesicht geschlagen und gesprochen: Wenn Gott mich noch siebenmal härter straft, so will ich mich doch nicht bekehren. Bei dem andern geht es so still und langsam zu, er hat mehr eingezogen gelebt infolge einer guten Erziehung. Aber wenn Gott kommt mit seinem Gesetz, fühlen beide gleich scharf ihre Verlorenheit. Da kann der eine Sünde ausgetrunken haben wie Wasser, der andere nur eine Nadel gestohlen haben, mehr nicht, – wo das Gesetz kommt, deckt es die innere Verlorenheit so sehr auf, dass dem Menschen all sein Tun vorgerückt und vorgehalten wird, wie er ohne Leben und ohne Gott in der Welt ist, und dass er, wenn er so stirbt, ewiglich verdammt ist. Dieses Gesetz der Verlorenheit bleibt denen, welchen der Geist es gibt, so lange bei, wie es dem Geiste gefällt, so lange, bis es die Zeit der Minne oder der Liebe des Herrn ist, die Seele gefangen zu nehmen in der Macht seiner Gnade und zu der Seele zu sprechen: Ich bin dein und du bist mein.

Wenn ein Schaf verloren ist,
suchet es ein treuer Hirte;
Jesus, der uns nie vergisst,
suchet treulich das Verirrte,
dass es nicht verderben kann:
Jesus nimmt die Sünder an.


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Des Menschen Sohn ist gekommen, zu suchen ... was verloren ist."

Der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe und suchet, welchen er verschlinge. 1. Petr. 5,8.

Von zwei Suchern ist in diesen Worten die Rede. Der Eine ist unser treuer Heiland, Jesus, der es selbst bezeugt, wie er die Verlorenen sucht. Der andere ist unser Widersacher, der Teufel, der in der Finsternis herumschleicht und sucht, welchen er verschlinge. Und zwischen diesen beiden Mächten ist die Menschenseele, und von dem Erfolg dieses Suchens hängt die Ewigkeit ab: ewige Seligkeit oder ewige Gottferne. Auch wenn der Gute Hirte ein verlorenes Schäflein im Dorngestrüpp der Sünde gefunden und es auf seinen Achseln heimgetragen hat, hört sein zartes, ernstes Suchen nicht auf. Er sucht es näher zu ziehen an sein Herz. Denn leicht irrt das Lamm wieder hinweg von der schützenden Hürde, und solche unbewachte Augenblicke sind voll Gefahr. O lasst uns wachen allezeit und beten! Je sorgfältiger wir auf des Heilands Stimme achten, desto früher merken wir das Herannahen des Feindes, ob er nun als brüllender Löwe kommt, oder als gleißende Schlange, oder gar in Lichtengels-Gestalt. - Möge dies Wort vom suchen den Hirten und vom suchenden Löwen uns heute im Herzen klingen, lockend, mahnend, bewahrend!

O Du guter Hirte, der Du mich gesucht und gefunden hast, Dein Stecken und Stab beschütze mich vor den Nachstellungen des Feindes. Halte mich bei Dir!


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Es müssen wichtige Ursachen vorhanden sein, daß er zu uns gekommen ist und noch zu uns kommen will. Diese Erde ist ein sehr unbedeutender Punkt in seiner großen Schöpfung, und was sind wir auf dieser Erde, wir armen Staubmenschen? - Was ist der Mensch, die Made, und das Menschenkind, der Wurm (Hiob 25,6)? Wenn er von dem Throne seiner Herrlichkeit herab auf uns geblickt hätte, so müßten wir wichtige Ursachen vermuten; wieviel mehr nun, da er seinen Thron verlassen hat und ist zu uns gekommen, und bietet sich uns als unser Herzenskönig an!

Wenn ein irdischer König seine Residenz verlassen, in ein armes Dörflein kommen und eine bestimmte Familie daselbst heimsuchen würde: Wir würden ja wichtige Ursachen vermuten, die ihn zu diesem Schritte bewogen hätten; aber sehet, diese Vergleichung ist noch viel zu schwach; denn was ist der größte irdische Monarch gegen den Gott aller Götter? Warum ist er denn zu uns gekommen? Und warum kommt er noch zu uns? Hat er von uns lernen wollen? Haben wir ihm Heimlichkeiten zu offenbaren gehabt? Hat er einen besondern Nutzen von uns erwarten können? Sind wir seine Freunde gewesen, und sind wir es noch? Nein, von dem allem nichts, gar nicht das Mindeste. Er ist die selbständige, die allgenugsame Weisheit, und wir sind seine Feinde; so verhält es sich. Welches waren und sind denn die Gründe, die er hatte zu diesem unbegreiflichen Schritt? Ich will es euch sagen. Die Elendesten waren und sind wir in seinem ganzen Reiche, die Alierbedauernswürdigsten, die Allerkränksten, die Allerhilfsbedürftigsten. - Dies hat seine Blicke vorzüglich auf uns gerichtet; dies hat sein Herz aufgeregt und gegen uns besonders entzündet; dies hat den Reichtum seiner ewigen Gotteserbarmungen geöffnet und gegen uns ausbrechen lassen.

Nichts, nichts hat dich getrieben zu mir vom Himmelszelt als das geliebte Lieben, damit du alle Welt in ihren tausend Plagen und großer Jammerlast, die kein Mund kann aussagen, so fest umfangen hast.


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Mit besonderem Erbarmen sieht der Herr Jesus Christus auf diejenigen Menschen herab, welche auch vor der Welt als Sünder offenbar geworden sind. Ach, wie muß ihm sein Herz von heißer Liebe brennen besonders gegen solche Seelen! Hat er sich doch in der Zeit, da er auf Erden wandelte, besonders gern mit solchen zu tun gemacht. Es kamen immer recht viele Sünder und Zöllner zu ihm, das heißt solche Leute, welche man in der Welt mied und hinaustat, weil sogenannte ehrliche Leute nichts mit ihnen zu schaffen haben mochten. Aber er mied sie nicht, er war freundlich, herablassend, mild gegen sie, er empfing sie nicht mit Vorwürfen, sondern mit zuvorkommendem Erbarmen, sonst wären sie wohl weggeblieben; er sagte selber, das seien Leute für ihn, er verglich sich mit einem Arzte und sprach: Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken; ich bin gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen und nicht die Gerechten. Es gehe ihm, sagt er, wie einem Hirten, der seine Schafe lieb habe. Wenn ein solcher Hirte hundert Schafe hätte, und eines unter ihnen verirrte sich von der Herde hinweg in die Wüste, was wird wohl der Hirte tun? Wird er das Schäflein laufen lassen, unbekümmert, wie es ihm geht? Nein, sobald er es bemerkt, daß ihm eins seiner Schafe entlaufen, läßt er die neunundneunzig andern auf der Heide zurück; sie liegen ihm zwar auch am Herzen, aber die Sehnsucht nach dem verlorenen Schäflein bemächtigt sich seines Geistes so sehr, daß er sich geschwinde aufmacht und sucht, dahin und dorthin läuft und keine Ruhe hat, dem Schafe ruft und lockt, bis daß er es findet, und wenn er es gefunden hat, so legt er es auf seine Achseln mit Freuden und trägt es zur Herde, läuft zu seinen Nachbarn und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir, ihr Freunde, ich habe mein Schaf, das ich verloren hatte, wiedergefunden. Doch das, und was weiter folgt, kann jeder selbst in Lukas 15 nachlesen. Aber lerne doch daraus das Herz deines Heilands auch besser kennen. Siehe, wie lieb er die Sünder hat, wenn sie zu ihm kommen und sich an ihn wenden mit ihrem Anliegen; Sünder, sie heißen nun wie sie wollen und sie seien, wer sie wollen, alt oder jung, reich oder arm, gering oder vornehm, gefangen oder frei, da ist kein Unterschied, Jesus Christus will sie alle selig machen.

Ach, ihm ist nichts zu schlecht, es sind ihm alle recht, was niemand sonst kann leiden, was alle Menschen meiden, das darf zum Heiland kommen und da wird's angenommen.