10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...
Predigten zu Lukas 14,1
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Warum denn so? Was hat denn der Heiland ihnen getan? Warum wollen sie ihn fällen? Warum würden sie sich so hoch freuen, wenn sie ihm etwas anhaben könnten? Er ist doch ein heiliger Mensch gewesen, sie konnten es nicht leugnen, ein Prophet, den sie aus Achtung vor Gott hätten achten sollen, weil ihm Gott Zeugnis gab durch solche Wunder und Werke. Warum können sie diesen Heiland nicht leiden? Sie waren doch fromm; sie wußten ihre ganze Bibel auswendig. Antwort: Sie standen in der alten Geburt. Sie waren geblieben, wie sie geboren waren, und in seinem natürlichen Zustand hat der Mensch eine solche Verhärtung in seinen vorgefaßten Meinungen, eine solche Verhärtung in das hinein, was ihm gefällt, was ihm beliebt, was seine Ansicht ist, eine solche Verhärtung, seine Leidenschaft auszuführen, sein Ich Meister sein zu lassen, daß er alles, was demselben entgegen ist, als feindlich ansieht. So sahen sie in dem Heiland ihren Feind und suchten ihn wider alles bessere Wissen und Gewissen zu fällen. - Ach es muß eben mit den Grundgedanken unseres Herzens eine Veränderung und Umschmelzung vorgehen, sonst haben wir immer einen Widerspruch, einen heimlichen Widerwillen gegen den Heiland in uns.
Unter diesen Grundgedanken verstehe die Gedanken, Ansichten und Begriffe, welche unserem Denken, Wollen, Empfinden zu Grunde liegen, die vorgefaßten Meinungen, aus welchen heraus der Mensch, ohne daß er sich selbst es bewußt ist, handelt und denkt und will. Es sei nur ein Beispiel angeführt. Im Herzen des Menschen herrscht der Grundgedanke, daß es etwas sei um das Irdische, das doch nichts ist, daß der Besitz des Irdischen Wert an sich selber habe. Wie tut es uns heimlich so wohl, wenn wir sagen können: mein Haus, mein Weinberg. Und fühlen wir nicht einen größeren Respekt vor einem Reichen als vor einem Armen? Diese Grundgedanken aber, dieses Gewebe, aus welchem unser inwendiges Treiben und Tun entsteht, ist von Natur ein Schlangengewebe, eine Mischung von unbewußten Gefühlen, die die Mutter sind von Mord, Ehebruch etc., sie machen ein Ganzes aus, und es geht nichts vor im Herzen, das nicht in diesem Schlangengewebe seinen Grund hätte, denn es sind nicht etwa Gedanken, die so hin- und herflattern, sondern es sind kräftige Irrtümer, die ihren letzten Grund in der Hölle haben. Diese falschen Grundgedanken reißt darum der Heiland zuerst um.
Du mußt erst Geist aus Geist geboren werden, Dann wandelst du des Geistes schmale Bahn; Sonst ist es schwer und gehet doch nicht an. Weg, schnöder Sinn, du Schlamm der Erden, Ich muß erst Geist aus Geist geboren werden.
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Die Pharisäer hielten auf ihn, d.h. sie lauerten dem Heiland auf, ob sie ihn nicht fangen könnten in seinen Worten und Werken, um eine Ursache an ihm zu finden. Warum aber lauerten sie ihm also auf? Antwort: Sie haßten ihn. Warum aber war er ihnen so sehr zuwider, da er doch der Liebenswürdigste ist? Wenn man sie selbst gefragt hätte, und sie hätten ehrlich antworten sollen, so würden sie etwa gesagt haben: deswegen ist er uns so sehr zuwider, weil wir finden, daß er keine pharisäischen Religionsgrundsätze hat. Auch hat er sich schon herausgenommen, unsern weisesten Lehrern in's Angesicht zu widersprechen; er handelt ungerecht mit uns; er läßt unsere Frömmigkeit nicht als die echte gelten; er setzt so unser Ansehen bei dem Volk herunter; und was macht er aus sich selber? Er macht sich zum Messias, zum Sohn Gottes sogar; da würden wir ja gar nichts mehr gelten, wenn er der Sohn Gottes wäre, also alles gelte; nein! einen solchen Messias können wir nicht brauchen; er ist ein böser, gefährlicher Schwärmer.
Sehet, was hier für eine Lüge aus dem Hochmut der Pharisäer geboren worden ist! Aus diesem Hochmut der Pharisäer ist geboren worden die große Lüge: Der Jesus von Nazareth ist ein verächtlicher, verwerflicher Mensch, ein Mensch, welchen zu hassen man das größte Recht hat. Aus dem Hochmut des menschlichen Herzens entspringt die Feindschaft gegen den Heiland heute noch, und aus dieser Feindschaft Lüge. Jesus Christus ist die Wahrheit sein Wort predigt lauter Wahrheit und deckt dem Menschen die Sünde und Bosheit seines Herzens unverhohlen und ohne Schminke auf; das will dem Menschen nicht behagen; so schlecht will er nicht sein; dieser Spiegel der Wahrheit ist ihm unerträglich, weil er sich nicht demütigen mag; darum faßt er eine geheime Widrigkeit gegen den Heiland. Das Evangelium sagt: Jesus Christus ist die Gerechtigkeit, vor Gott gilt nichts als sein Verdienst, seine eigene Tugend, keine eigene Heiligkeit! Was nicht Christus ist, das ist verwerflich in den Augen des heiligen Gottes. O gewiß eine harte, eine unerträgliche Lehre für das eigenliebige Menschenherz! Das Evangelium sagt: Der Heiland allein ist die Kraft, ohne ihn hat man keine Kraft zu irgend einem Guten, auch nicht zu dem geringsten. Wie, denkt der hochmütige Sünder, mein redliches Bestreben, meine guten Vorsätze, mein Wille soll nichts sein? Hinweg mit dieser ekelhaften, alle edle Selbsttätigkeit schwächenden Lehre! Das Evangelium sagt: Der Heiland ist der Sohn Gottes, der König aller Könige, der Herr aller Herren; wir wollen nicht, heißt es im Herzen des hochmütigen Sünders, daß dieser über uns herrsche, wir sind selbst zum Herrschen geboren. So ist dem hochmütigen Sünder der Heiland zuwider, und er kann es ihm eben in nichts recht machen; das einemal ist er ihm zu hoch, das anderemal zu niedrig; das einemal zu klein, das anderemal zu groß; - ein unerträglicher Mann, und dies bloß darum, weil er sich nicht demütigen will.
Ich aber, dein geringster Knecht, ich sage frei und mein es recht: Ich liebe dich, doch nicht so viel, als ich dich gerne lieben will. Halleluja!